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Uruguay stattet alle Grundschüler mit Notebooks aus

Das lateinamerikanische Land Uruguay stellt jedem Grundschulkind kostenlos ein Notebook zur Verfügung vermeldet Winfuture.de.

Uruguay ist damit das erste Land der Welt, das einen Schritt in diesem Umfang vollzieht. Bei den Rechnern handelt es sich um die XO-Notebooks der Initiative "One Laptop per Child". Unter Berücksichtigung aller Kosten gibt der Staat pro Kind rund 230 Dollar aus.

Spannende Sache. Immer wieder liest man solche Melden. Hier wird investiert, dort alles wieder abgebrochen. Woran liegt das?

Ich vermute, es ist eine Mischung aus überforderten Schülern (die leicht abzulenken sind), überforderten Lehrern, die sich als Digital Immigrant mit den neuen Medien schwertun, überforderten Verlagen die an Büchern, Overhead-Folien und Kopier-vorlagen festhalten möchten und überforderten Politikern, denen es kaum noch möglich ist, die Lehrpläne so zu gestalten, dass sie allen gerecht werden.

Einen Unterricht mit intensivem Computereinsatz halte ich für unausweichlich. Die Lösung kann aber nicht darin bestehen, Schülern und Lehrern gleichermaßen Notebooks hinzuknallen mit der Aufforderung “Macht mal!”

Das Problem liegt ja nicht nur in der Hardware, sondern auch der Software. Jeder, der regelmäßig Dokumente (“In einem von diesen Ordnern muss es sein!”) sucht, wird das kennen. Selbst an der Uni schreiben in mathematisch-naturwissenschaftlichen Vorlesungen gefühlte 99% der Studenten auf Papier. Wie kann man denn von Kindern und Lehrkräften fordern, alles digital zu handhaben, wenn selbst clevere Studenten offenbar keine Lösung haben?

Ich selbst bin mit einer Kombination aus TabletPC und Microsoft OneNote sehr gut gefahren. Tatsächlich bin ich damit sogar so gut zurecht gekommen, dass ich während meines ganzen Studiums an der PH Ludwigsburg nicht ein einziges (!) Blatt Papier gebraucht habe. Jeder hat doch so Ordner, in denen rund 50 Word-Dokumente, 10 Excel-Tabellen und 6 Präsentationen herumliegen – alle mit dem geistigen Vermerk “später einsortieren!”. Ohne mich umständlich durch Dutzende Ordner und hunderte Word-Dokumente zu wühlen, kann ich durch OneNote auch heute noch in Sekunden jede Vorlesung, jedes beliebige Seminar zu jedem Datum meines gesamten Studiums aufrufen.

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(Es ist übrigens nicht so, dass ich weltweit der einzige Fan dieser Software bin: es gibt in Deutschland sogar einige Schulen, in denen jeder Schüler OneNote gestellt bekommt…)

Es ist also durchaus möglich, eine Schullaufbahn/ein Studium mit intensivem Computereinsatz zu durchlaufen. Aber es ist eine Frage der Kosten: Ohne die Möglichkeit, handschriftlich Formeln, Zeichnungen und Skizzen zu erstellen ist der Computer in Mathematik, Physik, Biologie und Chemie reine Zeitverschwendung. Und ohne eine sinnvolle Software, die mir das Organisieren meiner Mitschriften abnimmt, sorgt ein Computer bei Kindern mehr für Chaos, als für Ordnung.

Aber beides kostet Geld. Eine gleichstarke, womöglich kostenlose Alternative zu OneNote ist mir nicht bekannt und ein TabletPC kosten immer noch deutlich mehr, als ein normales Notebook, geschweige den der XO-Laptop.

Meine Befürchtung: Bis sich der Computer in der Schule wirklich durchsetzen wird, werden noch einige Jahre vergehen. Schade eigentlich.

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2 Gedanken zu „Uruguay stattet alle Grundschüler mit Notebooks aus“

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