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Ich habe Geburtstag. Heute.
Ich schätze, es braucht immer besondere Anlässe, damit man sich mal zurücklehnt, und über seine Werte, sein Leben und seine Vergangenheit nachdenkt. Welche Menschen man verloren hat. Welche gewonnen. Welche Eigenschaften man verloren hat. Und welche gewonnen. Welche Überzeugungen. Welche Fehler man gemacht hat. Und was man noch einmal machen würde.

Ich werde heute von meiner Tochter einen gebastelten Schmetterling, eine (mit viel Glitzer) verzierte Schachtel und ein selbstgemaltes Bild erhalten. Das weiß ich, weil sie so stolz auf ihre Geschenke ist, dass sie mir seit Tagen davon erzählt. Aber immer bereut sie es sofort – denn eigentlich darf ich das ja nicht wissen.

“Vielleicht schenke ich dir diesen Schmetterling, vielleicht aber auch nicht, Papa. Das weißt du nicht!”, sagt sie dann. Und ihre Augen strahlen. Sie blickt dann geheimnisvoll ihre Mutter an und flüstert: “Der Papa weiß das nicht, oder?”

Familie.
Die Familie ist für mich das Wichtigste im Leben.

Und weil ich als Vater auch ein alter Geschichtenerzähler bin, wird es Zeit, mal wieder eine hervorzukramen Smile.

Eines Tages saß Gott mit seinen Engeln zusammen und sagte: “Ich habe eine Idee! Ich werde eine ‘Familie’ erschaffen!”
Die Engel sahen sich verwundert an und einer fragte: “Was ist das? Eine Familie?”
Und Gott antwortete: “Ja, ich bin ganz begeistert von dieser Idee. Natürlich, bin ich von all meinen Ideen begeistert – eine der tollen Aspekte davon, Gott zu sein, ist, dass man niemals dämliche Ideen hat, aber diese hier ist einzigartig! Die Familie wird die Art sein, wie wir die Menschen miteinander verbinden. Eine Art Band zwischen ihnen, in Liebe. Und so wird es funktionieren: Erwachsene Menschen, große Menschen werden sich verpflichten, für die neuen fremden Menschen, die Babys zu sorgen.”
Und der Engel fragte: “Werden die Großen dafür bezahlt?”
”Nein”, erwiderte Gott, “genau genommen werden die neuen Menschen die Großen eine Stange Geld kosten. Und nicht nur das: Die Kleinen werden am Anfang nichtmal in der Lage sein, zu sprechen. Sie werden nur weinen und schreien und man muss erraten, warum sie das tun. Sie werden den Großen ihren Schlaf rauben und alles in ein riesiges, schmutziges Chaos verwandeln, so dass man ständig waschen und putzen muss. Außerdem werden die Kleinen sehr verletzlich sein. Man wird 24 Stunden am Tag, 7 Tage die Woche auf sie aufpassen müssen.
Dann, wenn der kleine Fremdling zwei Jahre alt ist, kann er Worte wie ‘Nein’ und ‘Meins’ sagen und mit Spielzeug um sich werfen. Und außerdem denke ich über etwas nach, was ich Pubertät nenne. Ich habe mich noch nicht ganz entschieden, aber wenn, dann werden die Kleinen sich verändern, sie werden verrückte Dinge tun und ihre Körper werden sich verändern. Sie bekommen Pickel und ihre Stimme wird brechen und quicken. Und sie werden weiter wachsen und wenn sie dann groß sind und schön und toll und wieder bei verstand, dann werden sie ausziehen. Das ist die Idee.
Was denkt ihr darüber?”

Die Engel drucksten herum und scharrten mit ihren Füssen im flauschig-wolkigen Boden. Wer soll es ihm sagen? Ich werde das nicht tun! “Herr, niemand wird das wollen! Wer würde sich für so etwas verpflichten? Warum sollten sie so etwas tun?”
Und an dieser Stelle wurde Gott ganz aufgeregt, denn jetzt käme der coole Part.

“Sie werden es selbst nicht genau wissen. Sie werden auf diese kleinen Körper schauen, auf die kleinen Hände und die kleinen Füße und sie werden denken, dass diese kleine Fremdling unfassbar schön ist, selbst wenn alle diese Babys gleich aussehen und alle Babys wie Winston Churchill aussehen werden. Sie werden denken, dass dieses Baby wunderschön ist. Und eines Tages dann wird der kleine Mensch sie anlächeln und sie werden dann denken, dass sie im Lotto gewonnen haben. Sie werden nichtmal Worte haben, um das zu beschreiben. Und dann wird der kleine Fremdling “Papa” und “Mama” sagen. Er wird zuerst ‘Papa’ sagen, weil Papas so selbstaufopfernd und fürsorglich sind, wie ich sie liebe. Aber Mamas sind auch gut. Er wird also “Papa” und “Mama” sagen und seine Ärmchen ausstrecken und ihre Nacken umgreifen und sie umarmen und für den Kleinen wird nun klar, wozu Arme und Hände erschaffen wurden.
Sie werden verstehen und vergessen. Sie werden scheitern und überwältigt sein. Und das alles dreht sich im Kern nur um Gnade. Alles um Gnade. Gnade ist die grundlose Güte, die großzügige, hingebende Liebe, die ich für sie empfinde und sie füreinander empfinden werden. Darum die Familie.
Die Kinder, die junge Generation, wird lernen, dass sie geliebt und geschätzt und versorgt wird, bevor sie nur irgend eine Sache gemacht hat, um etwas zu verdienen. Und die Großen, die Erwachsenen, werden lernen, dass sie empfangen, wenn sie verschenken. Je mehr sie geben, umso mehr werden sie erhalten und sie werden verstehen, dass dies das Beste im Leben ist. Sich verschenken. Sie werden etwas über mich lernen. Über die Schönheit der Generationen miteinander.
Und eines Tages werde ich ihnen sagen, ‘Ich bin dein Vater, du bist meine Tochter, du bist mein Sohn’. 

Das ist Familie.”

4 Gedanken zu „Geburtstag. Familie.“

  1. Also zuerst mal alles Gute zum Geburtstag!

    Und dann noch herzlichen Dank für diese schöne Geschichte. (Die ich in allem voll bestätigen kann, ausser bei der Stelle über die Papas und Mamas… 😉 )

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