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Geburtstagsgeschenke – oder: Was kostet die Liebe?

Ich habe eine Tante, die zu jener Sorte Tante gehört, die man eigentlich nur aus Rosamunde Pilcher Romanen kennt:
Als ich 14 war flog sie mit mir und meiner kleinen Schwester für eine Woche nach Schottland. Im Jahr darauf mit meinen Brüdern nach Irland. Inzwischen stehen auch Reisen nach New York und Skiurlaube in Österreich auf der Liste. Dazu jedes Jahr unfassbar kreativ gestaltete Geburtstags- und Weihnachtskarten.

Wir haben einige Male versucht, ihr etwas zu schenken.
Nun hat meine Tante leider schon alles. Und sie kennt auch alles. Sie hat eine stimmige Wohnung, die wir durch Geschenke nur verunstalten würden. Und sie hat und kennt auch jedes Hörbuch, jedes Buch und jeden Film. Journalistin eben.
Sie freut sich jedes Jahr über die Geschenke, fügt dann aber stets gut gelaunt hinzu “Oh wie schön. Das kenne ich schon. Das kann ich direkt weiterverschenken und ich weiß auch schon, an wen. Vielen Dank!”

Und dann stehen wir wie Trottel dar. Obwohl sie sich wirklich freut. Aber wie man sieht: Es ist nicht leicht, meiner Tante etwas zu schenken, worüber sie sich wirklich freut.

Ich schätze, es braucht einfach einige Jahre Lebenserfahrung, um zu verstehen, wie Geburtstagsgeschenke aussehen müssen. Vielleicht muss man erst Vater werden, um den Wert eines gemalten Bildes oder eines aufgesagten Gedichts schätzen zu lernen.
So haben wir meiner Tante letztes Jahr nur Postkarten geschickt.

Eine Menge Postkarten.

Für jedes Lebensjahr eine. Keine gekauften, sondern wir haben Fotos aus den vergangenen zwanzig Jahren herausgesucht, ausgedruckt und alle einzeln als Postkarte verschickt. Und auf jede Karte haben wir draufgeschrieben, was wir an ihr schätzen. Wofür wir dankbar sind. Und das wir sie lieben.

Ich bezweifle, dass wir ihr ein schöneres Geschenk hätten machen können.

Eine Postkarte hat Carolina bemalt. Voller Krickel-Krackel.
Meine Tante erzählte später, dass jene Karte zuoberst gelegen habe, als sie am Abend heimkam. Und als alte Tatort-Guckerin dachte sie bei dem Stapel Postkarten und der, mit schwarzem Kugelschreiber vollgeschmierten, obersten Karte zuerst an einen Stalker, der sie verfolgen würde.

In wenigen Wochen hat sie wieder Geburtstag.
“Und nur, falls ihr an den Schneebesen denkt, den ich neulich mal erwähnt habe – den habe ich inzwischen schon”, hat sie meinem Bruder vorsorglich schon mitgeteilt.
Wie gesagt: Hat alles, kennt alles.
Natürlich können wir das Geschenk von letztem Jahr nicht wiederholen – zudem meine Tante anmerkte, egal was wir vorhätten, die Freude und das Glück des letzten Jahres seien nicht zu überbieten.

Ich bezweifle, dass sie meinen Blog liest – aber ich kann an dieser Stelle natürlich kein Risiko eingehen.

Nur soviel: Es wird atemberaubend! Smiley mit geöffnetem Mund

2 Gedanken zu „Geburtstagsgeschenke – oder: Was kostet die Liebe?“

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