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Kirchen-Lach-Syndrom

Es gibt Orte und Situationen, in denen darf man nicht lachen. Bei einer Hochzeit. Oder einer Beerdigung. Oder im Unterricht. Ich nenne es das Kirchen-Lach-Syndrom – denn oft muss man gerade dann besonders laut über besonders dämliche Dinge lachen, wenn es auf-keinen-Fall-und-unter-gar-keinen-Umständen möglich ist. Und meistens passiert mir das in der Kirche.

Vor zwei Jahren war ich mit meiner Tochter auf einer Hochzeit – wir saßen in der letzten Reihe und nach einiger Zeit wurde Carolina unruhig. “Sei leise” zischte ich ihr bedeutungsschwer ins Ohr. Entweder überhörte sie die väterliche Autorität, oder sie ignorierte sie. Und wie immer, wenn man versucht, Kinder auf seinem Schoß ruhig zu halten, winden sie sich und rutschen irgendwann zu Boden – jedes Elternteil wird an dieser Stelle zustimmend nicken.
Carolina stand also vor mir und begriff mit ihren zweieinhalb Jahren, dass ich offenbar besonders darauf erpicht war, dass sie leise blieb. Also fing sie an, mir Grimassen zu schneiden – denn das ist ja lautlos. Und sie fing an, den anderen Gästen Grimassen zu schneiden.

Ich versuchte meine Tochter ebenso lautlos dazu zu bewegen, mit dem Unsinn aufzuhören. Ein klägliches Unterfangen. Denn den anderen Gästen durfte nicht auffallen, dass inmitten unter ihnen ein Kampf ausgefochten wurde. Lautlos gestikulierte ich wild (aber unauffällig) und schaute streng (aber gleichzeitig freundlich lächelnd) und musste mir auf die Zähne beißen, um nicht loszulachen. Zu skurril war die Situation.

Thomas Stahlberg liest im NDR eine Meldung.

Und Carolina bemerkte das.

Und schnitt noch mehr Grimassen – wohlgemerkt: völlig lautlos. Mir. Den anderen Besuchern. Vermutlich auch dem Brautpaar. Dann fing sie an zu tanzen und ignorierte mein Flehen.

Im Nachhinein ist das sehr lustig. Damals aber war ich hin und hergerissen zwischen endlosem Lachen über die Situation und Ärger über meine schlecht erzogene Tochter.

Ganz ähnlich muss es wohl Thomas Stahlberg vom NDR gegangen sein, der in dem Mitschnitt unten völlig die Kontrolle verloren hat. Sehr amüsant. Smile

In Zukunft werde ich solchen Ausbrüchen bei mir oder anderen deutlich entspannter begegnen. Oder es zumindest versuchen.

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6 Gedanken zu „Kirchen-Lach-Syndrom“

  1. Oh wie wahr. Kinder haben’s raus und sind gut darin, Erwachsene zu quälen. 😉

    Das Syndrom ist wohl auch als „Giggle Loop“ bekannt, wie „Coupling“-Gucker wissen. Passiert grundsätzlich dann, wenn man auf gar keinen Fall lachen darf – prinzipiell ist das in der Kirche, oder wie bei „Coupling“ bei andächtigen Schweigeminuten.

    Das Video ist übrigens auch grandios. Jaja, wenn man einmal anfängt… 😀

  2. Das erinnert mich an ein Erlebnis, das ich in meiner Zeit als Ministrant hatte: Ich hatte seinerzeit schon etwa 15 Jahre Altardienst auf dem (durch Talar und Rochett geschickt kaschierten) Buckel und tat an diesem Tag mit etwa zehn gerade in die Pubertät hineingerutschter Jungs uns Mädels Dienst.

    Die Gemeinde lauschte andächtig dem Evangelium von der Auslieferung des Herrn. Einer der Jünger will Jesus verteidigen. „…Steck Dein Schwert in die Scheide!“ – und unter meinen jungen Kolleginnen und Kollegen brach die Kicher-Hölle aus. Und dann kann man nichts tun, als böse zu gucken und zu hoffen, daß das wirkt. Tut es natürlich nicht. 😉

  3. Herrliches Kindergeschichtchen!
    Und das Video… hihihi… hab grad fast Pipi in die Hose gemacht! :-))))))
    Danke für den Heiterkeitsausbruch meinerseits! Konnte ich echt brauchen.

    LG Susi Büntchen — auch eine Kinderdompteuse 😉

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