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P1040801Anfang dieses Jahres begann meine Gemeinde in Siegen-Weidenau damit, ein Kinder-Musical zu entwickeln, das in der zweiten Woche der Herbstferien geprobt und erlernt werden sollte.

Montag ging es dann los. Mit knapp 40 Kindern von 6 – 14 Jahren die zum Teil aus der Gemeinde kommen, teils Freunde und Freundes-freunde sind oder einfach zufällig dazugestoßen sind und fast genauso vielen Mitarbeitern.
In verschiedenen Workshops übte der Chor Lieder ein, wurde ein Bühnenbild entworfen, Solo-Stücke eingeübt und der Text für das Musical eingeübt. Zwischendurch wurde gekickert, Fußball gespielt und mit allerhand Spielen mal frische Luft eingeatmet. Mit grandiosem Arbeitsaufwand haben auch die Künstlerin Marie-Louise Raczkowski und der Musiktherapeut Hartmut Kapteina das ganze Projekt mitgetragen. Eine Teenie-Band probte Stück um Stück und im Hintergrund vollbrachten die Mitarbeiter eine wirklich unglaubliche Arbeit. Von morgens bis abends wurde im Hintergrund gekocht und gespült, Tische gedeckt und abgeräumt, gefegt und geputzt. Wenn um 16 Uhr die Kinder erschöpft nach Hause gingen kam ein weiteres Team und setzte die Technik zusammen. Fast jede Nacht bis morgens um sechs Uhr wurden Fenster verkleidet, neue Leitungen verlegt, die Beamer ausgerichtet und die Beleuchtung aufgebaut.

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Nun ist die Woche vorbei – und jeder Mitarbeiter heiser und auch am Ende seiner Kräfte. Ein Blick auf das Bild mit den Trommeln unten dürfte klar machen, woran das liegt Zwinkerndes Smiley.
Für die Kinder war das Ganze nicht nur ein großer Spaß, sondern auch eine große Herausforderung. Im Chor zu singen, in einer Band zu spielen erfordert eine Menge Disziplin. Und bei den – oft über mehrere Stunden – andauernden Proben haben die Kinder wirklich, wirklich toll mitgemacht.

Mitte der Woche erreichten uns die ersten Anfragen einiger Eltern: Es gäbe Großeltern, die mit Tränen in den Augen im Krankenhaus lagen, weil sie nicht kommen könnten, ob wir nicht…

Ja!

Nebenher wurde gefilmt, Interviews geführt und Proben mitgeschnitten, das Musical selbst wird mit mehreren Kameras aufgezeichnet. Aus dem Material wird eine DVD erstellt werden, die für die Kinder eine richtig coole Erinnerung und ein schönes Geschenk für die heimgebliebene Oma sein kann. Die DVD wird voraussichtlich Weihnachten fertig sein.

Für mich ist es völlig verrückt, wie aus den vielen, einzelnen Fragmenten ein großes Ganzes geworden ist. Zu sehen, wie die gleichen Kinder, die in der Schule über Tische und Bänke steigen plötzlich vorne stehen und ein Solo singen… Wow! Den Teenies sieht man den Stolz an über das, was sie da leisten. Und den Mitarbeitern auch.
Mich erinnert es ein wenig an die Dokumentation Rythm Is It! – im Februar 2003 begannen die Berliner Philharmoniker ein Projekt mit 250 Kindern und Jugendlichen aus 25 Nationen. Nach Anleitung des P1040741Choreografen und Tanzpädagogen Royston Maldoom proben sie die Aufführung von Igor Stravinskys Ballett Le sacre du printemps. Bei jenem Projekt war das eigentliche Ziel nicht das Ballett, sondern dass die Kinder ein Selbstbewußtsein entwickeln, ein Selbstwertgefühl entwickeln.
Natürlich: Wir sind nicht die Berliner Philharmoniker und wir proben auch kein Ballett – wir sind nur eine kleine Baptistengemeine im Siegerland Zwinkerndes Smiley.

Und doch.

Es ist toll zu sehen, was diese Kinder leisten. Aber es ist wirklich atemberaubend, wenn man sieht, wie stolz sie auf ihre eigene Leistung sind. Auch wenn es in der Schule ätzend läuft. Auch wenn es zu Hause Streß gibt. Streit gibt. Leid gibt. Auch wenn nicht alles rund läuft. Spätestens am Sonntag wird jedes der Kinder auf die vergangenen Tage zurückblicken und sagen können:

“Mensch, das war ja gar nicht mal so schlecht. Und ich, ich habe einen Teil dazu beigetragen.”

Nochmals, herzliche Einladung: Sonntag, 24.10.2010; 18 Uhr. Jeder ist willkommen Smiley.

Ein Gedanke zu „Musical-Woche 2010“

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