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“Bloß nicht langweilen”

…titelt die Zeit heute.
Michael Moesslang, so lerne ich in dem Artikel über langweilige Präsentationen, hat ein Buch über Präsentationstechniken geschrieben. Denn:

“Die meisten Präsentationen sind unendlich langweilig.
[…]
Manchmal dauern sie nur wenige Minuten, manchmal Stunden und manchmal eine gefühlte Ewigkeit: Vorträge und Präsentationen füllen den Joballtag. Doch in den allermeisten Fällen langweilt der Redner seine Zuhörer. Eine Umfrage ergab, dass 84 Prozent aller Präsentationen als einschläfernd empfunden werden, ganze 97 Prozent als verbesserungswürdig.”

(c) by Bill McChesneyDas ist für mich immer ein ganz interessantes Themengebiet.
Zunächst einmal trifft mich das als Lehrer natürlich selbst: Ob man das jetzt gut oder schlecht findet – der Frontalunterricht ist nach wie vor Bestandteil eines jeden Unterrichts und wenn 84% aller Frontalphasen “als einschläfernd empfunden werden”, dann muss ich mir Gedanken machen. Und weit hergeholt ist der Vergleich nicht – wie im Zeit-Artikel über Präsentationen sitzen auch meine Schüler nicht freiwillig hier. Sie müssen. Und schlimmer noch – sie werden hinterher darüber abgefragt.
Außerdem ist meine Frau Pastorin. Ich habe haufenweise Pastoren und Pastorinnen in meinem Freundeskreis – jeden Sonntag präsentieren predigen sie die die Leute an. In schöner Regelmäßigkeit streiten diskutieren meine Frau und ich darüber, ob die Predigt zu lang war und welche Methoden man nutzen kann, sie zu ‘verbessern’.
(Volker Pispers schlägt Werbepausen vor)

Ganz besonders interessant fand ich einen von der Zeit vorgeschlagenen Punkt:

    • Werfen Sie die Inhaltangabe niemals an die Wand, nehmen Sie nicht die Spannung weg!

Klar das Moesslang das vorschlägt – er kann in seinen Vorträgen dann auch mit Überraschungen aufwarten. In der Lehrerausbildung hingegen lernen wir, dass man am Anfang der Stunde einen kurzen Überblick darüber geben soll, was heute ansteht. Dies nicht zu tun, kann darin enden, dass solche ‘Spannungs’stunden “als einschläfernd empfunden werden”.
Es ist auch schnell klar – warum: Der geneigte Leser möge sich einmal vorstellen, wir säßen in der Mathematik-Doppelstunde

“Die Herleitung des Kathetensatzes.”

Was erwartet uns da?
Wer weiß es? Und vor allem – wer will es wissen? Wie viel “Spannung” ist denn da zu erwarten?
Das Problem solcher Stunden ist, dass die Schüler wir – einmal abgehängt – die Orientierung verlieren. Wir wissen mittendrin nicht mehr, was alles schon gemacht wurde und vor allem, was noch kommt. Und ohne Überblick schalten wir ab – wer weiß, wie lange der Onkel da vorne noch quasselt.

Darum wird uns Lehrern ein “informativer Unterrichtseinstieg” empfohlen. Zu Beginn der Stunde skizzieren wir ins zwei, drei Sätzen den Stundenverlauf – wenn möglich/nötig schreiben wir ihn als Stichworte auf. Wenn uns unser Mathelehrer also erzählt, er wolle uns zunächst einige Minuten die VHS-Aufnahme von der Telekolleg-Sendung 1983 zeigen, um anschließend kurz eine alternative Herleitung an die Tafel zu bringen bevor wir zum Schluß einige Übungsaufgaben bekommen werden (Rest ist Hausaufgabe!) – dann wissen wir genau was uns erwartet. Das gibt Sicherheit.
Verliere ich den Anschluß bei der Telekolleg-Sendung, kann ich versuchen beim zweiten Teil wieder einzusteigen. Außerdem weiß ich, dass der Onkel mit der komischen Brille aus dem Fernsehen jetzt nicht 90 Minuten lang reden wird.

Mir verdeutlicht dieser Zeit-Artikel vor allem eines: Jeder Jeck ist anders. Was der eine super findet, gefällt dem anderen nicht.

Was gibts sonst noch?
Ich habe heute Geburtstag. Das wissen aber nur die 16%, die diesen Artikel nicht als einschläfernd empfunden haben. Zwinkerndes Smiley

14 Gedanken zu „“Bloß nicht langweilen”“

  1. Werbepausen wären doch auch etwas für den Unterricht: Die Firmen sponsern die Schulen, dafür gibt es alle 15 Minuten einen Werbeblock (oder Product Placement in den Arbeitsaufträgen). 😉

    Alles Gute zum Geburtstag!

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