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Sommergeschichten

Okay, dies wird ein längerer Eintrag und es werden einige traurige Dinge darin vorkommen und ein paar lustige und ein paar peinliche. Es geht um eine Hochzeit und um drei Kuscheltiere und ein bisschen geht es auch um den biblischen Abraham, dem Gott befahl, seinen Sohn Isaak zu opfern. Meine Frau wird auftauchen und eine Horde Fußball-Anhänger aber trotzdem geht am Schluß alles gut aus.

Alles begann damit, dass meine Frau im Sommer einen alten Freund verheiraten sollte. Besagter Freund wohnt in Stuttgart und das bedeutete einige Stunden Autobahn für uns. Zum Glück habe ich mein neues Tablet, so dass Carolina die Zeit mit dem Schauen von Bibi und Tina verbracht hat. Ich kann mich nicht erinnern, wann eine Autofahrt zuletzt so ruhig verlaufen ist.
Weil meine Frau ungern Leute verheiratet, nachdem sie vier Stunden im Auto gefahren ist, sind wir einen Tag früher angereist und haben die Nacht im Hotel verbracht. Ein aufregendes Erlebnis für Carolina – ein schmerzhaftes für mich: Ab einer gewissen Körperlänge sind Hotelbetten einfach keine Freude (siehe auch: Wie groß sind Sie, Herr Klinge?).
Kurz vor acht reißt mich meine Frau aus der Vorfreude über den Fußballabend.

“Ich habe Tobias vergessen!”, stöhnt sie auf.

Ich seufze tief. Bitte nicht. Bitte, bitte nicht. “Ist das dein Ernst?”, frage ich. “Mist, verdammter!”, schimpft sie (in Wahrheit hat sie etwas deutlich schlimmeres gesagt, aber dieser Blog wird auch von Kindern gelesen). Tobias ist ein Kuscheltier. Genauer gesagt, ist es mein Kuscheltier. Ich habe es zu meiner Geburt geschenkt bekommen und seitdem begleitet es mich durchs Leben. Es ist alt und schon ein bisschen zerschlissen, aber es gehört zu mir. Und es war definitiv von Bedeutung für die Hochzeit.

Kein Tobias. Keine Hochzeit. So einfach war das.

“Ich fahre bestimmt keine vierhundert Kilometer nach Hause, um Tobias zu holen”, knirschte ich. “Wir brauchen ein Kuscheltier. Und zwar ein altes, hässliches!”, entgegnete meine Frau verzweifelt.

Schweigen.

Kein Tobias. Keine Hochzeit.

IMAG0263Aber wir hatten ein Kuscheltier dabei. Schäfi. Carolinas absolutes Lieblingskuscheltier. Wir brauchten es. Unbedingt.

Kein Kuscheltier. Keine Hochzeit.

2 Und er (der Herr) sprach: Nimm Isaak Schäfi, dein Kuscheltier, das du lieb hast, und geh hin und opfere es dort deinen Eltern, die es dir anrechnen werden.

Carolina war gar nicht begeistert. “Auuuufschneiden? Mein Schäfi??” Entsetzt sah sie uns an. Aber es ging nicht anders. Schäfi sieht nicht aus, als wäre es dreißig Jahre alt. Wir mussten es ordentlich zerpflücken. “Ich weiß, mein Schatz, aber wir brauchen unbedingt ein Kuscheltier. Ich werde es wieder gut machen!”, versuchte meine Frau zu beschwichtigen. Nach einigem hin und her willigte Carolina ein. Sie würde Schäfi opfern. Um ihre Eltern zufriedenzustellen. Für ein höheres Ziel. Ich holte die Schere.

3 Da stand Abraham Carolina früh am Morgen auf und gürtete sich und nahm ihr Kuscheltier und spaltete Holz und bereitete das Opfer vor an dem Ort, von dem Gott ihre Eltern ihr gesagt hatten.

(…Fortsetzung folgt…)

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