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Wozu braucht man das eigentlich?

Im Sommer veröffentlichte die ZEIT einen Artikel mit dem Titel “Das will ich nicht wissen”.

Überfrachtete Lehrpläne, überforderte Kinder: Kann man das Gros des Schulstoffs streichen? Hirnforscher und Psychologen plädieren für eine nachhaltige Bildung.

Darin stehen ein paar interessante Dinge und ein paar Aspekte denen ich zustimme und einige, die ich kritischer sehe. Es wird für eine Reduzierung des Stoffinhaltes plädiert und eine Veränderung der Klassenarbeiten, die häufiger die ganze Breite des Faches abfragen sollten und nicht nur den Stoff der letzten drei Wochen. Das klingt vernünftig und gibt mir zu denken, ob ich meine Klassenarbeiten zukünftig nicht noch breiter aufstelle. Mit einem Punkt jedoch kann ich mich nicht so recht anfreunden:

Beispiel Mathematik: Die große Mehrheit der Erwachsenen mit Abitur kann davon berichten, irgendwann um die achte Klasse herum den Anschluss an das Fach verloren zu haben. Danach wird kein neues Wissen mehr angesammelt, stattdessen wird es mit großem Aufwand in Klassenarbeiten simuliert.

Dies trifft ja nicht nur die Mathematik, sondern jedes Fach, oder? (Wir mussten in Erdkunde mal zwei Dutzend russische Städte, Flüsse und Gebirge auswendig lernen. Wie viele kenne ich noch? …Nur die, die in der ChampionsLeague auftreten – Pech für die Flüsse…)
Aber im Fach Mathematik, das besonders abstrakt scheint, ist die Frage durchaus angebracht – auch unabhängig von Lehrplänen und Klassenarbeiten:

Wozu braucht man eigentlich Mathematik?

Ich halte die Frage (auch) deshalb so wichtig, weil ich mir unklar bin, wie viele Mathematiklehrer sie ehrlich beantworten könnten. Wozu brauchen Schüler eine Kurvendiskussion? Den Logarithmus? Quadratische Ergänzung?
Und ich stimme jedem Schüler zu, der mir ins Gesicht sagt: “Das brauche in ich meinem ganzen Leben nicht mehr!” Ja, stimmt. Und trotzdem halte ich die Mathematik für das (vielleicht) wichtigste Fach in der Schule überhaupt. Außerdem möchte ich einwerfen, dass, wenn man nicht gerade Telefonjoker bei Wer wird Millionär ist, auch die russischen Flüsse eher überflüssig sind.
Die Mathematik aber zwingt die Schüler zum Nachdenken. Und zwar kontinuierlich. Man sitzt vor einem Problem und muss es lösen. Dieses “Problemlösen” ist als Kompetenz in keinem anderen Fach (wenn überhaupt) so stark ausgeprägt. Selbstveständlich sind die Probleme sowohl künstlich als auch abstrakt: “Wie lauten die Nullstellen dieser Funktion?”
Aber es zwingt die Schülerinnen und Schüler zum Denken: Wie kann ich dieses Problem lösen?
In den anderen Fächern geht es zumeist ums Sprechen oder Auswendiglernen von Fakten und Daten. Gemessen an der Lösung einer quadratischen Gleichung ist das Lernen von Städten eine Aufgabe, die auch eine fünfjährige lösen kann – echtes Denken ist hier nicht erforderlich.

Und ich behaupte: “Ein Schüler, der durch das Fach Mathematik gelernt hat, Problemstellungen zu erkennen, zu analysieren und zu lösen, der wird auch im Alltag leichter mit Problemen fertig.” Ein Schüler, der es gewohnt ist, komplexe Aufgabenstellungen in Einzelteile zu zerlegen, der wird auch damit klarkommen, wenn er in Hamburg steht und nach München muss und die Deutsche Bahn verkündet, keine Passagiere über 1,50m zu befördern.

Deswegen halte ich, spitz formuliert, Mathematik für das großartigste und wichtigste Fach von allen. Ja, liebe Schüler, ihr dürft nach dem Schulabschluss gerne alles vergessen. Ihr braucht keine Logarithmen, keine Exponentialfunktionen und keine imaginären Zahlen mehr. Aber behaltet das Denken bei. Das Analysieren. Denn das lernt ihr vor allem in der Mathematik.

 


Um nicht missverstanden zu werden: Ich sehe durchaus die Daseinsberechtigung der anderen Fächer. Ich hatte Deutsch-LK und erinnere mich immer wieder gerne an den Minnesang. Insbesondere die Kürzung von Fächern wie Musik, Kunst, etc. sehe ich mit Besorgnis. Aber ich wollte einfach mal ein Plädoyer für meine Mathematik halten Smiley.

24 Gedanken zu „Wozu braucht man das eigentlich?“

  1. Pingback: Wozu braucht man eigentlich… » Kreide fressen

  2. Hmm… Ich bin mir ja nicht sicher.
    Einerseits werde ich selbst Mathelehrerin – weil ich schon immer eine Freude an diesem Fach hatte, und weil ich es schade finde, wie dröge bei manchen Lehrern der Unterricht ist. Es ist eigentlich kein Wunder, dass viele Schüler das Fach nicht mögen, wenn es noch so unterrichtet wird, wie viele Lehrer meiner ehemaligen Schule das getan haben

    Andererseits: Viele Schüler haben eine Blockade bzgl. der Mathematik, verstehen vieles nicht – und viele, viele brauchen es auch später nicht, zumindest ab dem Stoff der 9., 10. Klasse oder so.

    Die Frage, die ich mir einfach nicht beantworten kann, vielleicht auch mangels Erfahrung, ist: Wie motiviere ich diese Schüler? Zumal es ja auch wirklich viele Menschen sehr erfolgreich durch ein schönes Leben schaffen, ohne die Mathe verstanden zu haben?

    Oder ist es an irgendeinem Punkt auch mal: „Das ist jetzt halt das Leben.“?

  3. Um die Fragen »Wozu brauchen Schüler eine Kurvendiskussion? Den Logarithmus? Quadratische Ergänzung?« aufzugreifen: Ich sage mal, die meisten brauchen das nie wieder (ich persönlich kann mir auch nicht vorstellen, wo man das in Realität gebrauchen könnte). Wenn man tatsächlich etwas Sinnvolles machen will, sollte überlegt werden, in der Oberstufe Statistik zu unterrichten. Das kommt in fast jedem Studienfach und auch in der Arbeitswelt vor.

    1. Hinter der ganzen Fragestellung Wozu Algebra? Wozu Mathematik und wie beantworte ich das als Lehrer steckt eine dicke Lehrerillusion. Ich als Lehrer bin überhaupt nicht verantwortlich für das „Warum nützlich“. Entweder der Schüler macht was draus oder er macht eben nichts draus. Die Schule gibt ihnen nur die Wahlmöglichkeit. Wählen müssen sie schon selber. Deswegen habe ich überhaupt keinen Stress mit dieser Frage und halte sie für ziemlich überflüssig. Als Lehrer kann ich sie niemals beantworten.

      1. Das kommt jetzt so rüber, als würdest du dein Fach nicht mögen und hieltest es selbst für nutzlos. Sind die Schüler eben selbst dran Schuld, dass sie Großartigkeit der Mathematik nicht einsehen. Unglaublich praktische Einstellung. Dann brauch man sich nicht einmal über einen guten Einstieg Gedanken machen.

        1. Im Gegenteil! Die Frage, ob Mathe nützlich ist, kann ich für mich selbst beantworten und das fällt, wie man bei Anderen auch sehen kann nicht immer leicht. Ich sehe aber ein „sich verantwortlich fühlen“ gegenüber Schülern, das ich für nicht gesund halte. Stress! Wenn Schüler zu mir kommen mit dieser Frage, dann habe sie ein Anliegen und es ist dennoch nicht mein Problem. Ich mache vielleicht Vorschläge, aber finden muss jeder für sich selbst warum etwas nützlich ist. Es gibt Schüler, die gar nicht erst anfangen zu arbeiten ohne eine Antwort auf diese Frage zu habe. Zu denen bin ich besonders streng: finds selbst raus! Es gibt Schüler, die brauchen nur eine globale Vision und Bestätigung, dass Mathe nützlich ist. Andere sagen lass mich in Ruhe Lehrer – ich machs ganz auf meine Weise. Schliesslich sind da diejenigen, die einen genauen Plan brauchen – Schritt für Schritt wie man rechnet. Die Frage der Nützlichkeit ist nicht relevant. Sie wollen einfach keine Fehler machen. Alle Diskussionen darum machen sie nur nervös und unsicher. Aber es ist nicht mein Problem und nur wenn ich Lust und Zeit habe und für pädagogisch sinnvoll halte, lasse ich mich auf diese Frage mit meinen Schülern ein. Ich finde auch, dass diese Frage ist sehr stark mit der Frage, ob ich meine Schüler motivieren kann verbunden. Antwort: ich kann meine Schüler niemals motivieren. Das machen die immer selbst. Das ist eine Entscheidung von jedem einzeln. Ich als Lehrer biete ihnen Wahlmöglichkeiten, aber für noch wichtiger halte ich eigenlich das zuhören und fragen. Für mich ist Algebra Hirntraining und Wie kann für dich Mathe nützlich sein?.

          1. Ich bitte die lange Antwortzeit zu entschuldigen.

            Ich finde, man macht sich es etwas einfach, wenn man sagt, dass sich Schüler nur selbst motivieren und den tieferen Sinn eines Faches oder eines Teils davon herausfinden müssen.

            Natürlich bin ich als Lehrer dazu da, um zum Beispiel durch problemorientierten Unterricht aufzuzeigen, dass das Ganze einen potenziellen Sinn hat. Natürlich obliegt es jedem Schüler dann einzeln, ob er das akzeptiert oder nicht (falls er es tut, wirkt sich das positiv auf seine Motivation aus) . Ich frage mich allerdings, wie viel Mathematik nicht unbedingt liebende Schüler sich durch eine pure lebensferne Aufgabe motivieren lassen. Wohl die wenigsten, wenn man keinen Notendruck aufbaut.

            Zusammenfassend: Ich hals Lehrer trage zur Motivierung der Schüler bei, indem ich deutlich mache, dass Mathematik (in meinem Fall sind es andere Fächer) einen Lebensbezug hat.

  4. Ich mag das jetzt auch nur äußerst subjektiv so empfunden haben, aber während meiner 12-Jährigen Schul- und Mathelaufbahn hatte ich nie das Gefühl, dass Mathe mich in irgendeiner Weise in Richtung selbstständiger Problemlösung geführt hat.

    In der Mittelstufe gings eben darum, einfache Konzepte der Mathematik zu verinnerlichen und sie anzuwenden. Die Aufgabentypen waren hinterher aber trotzdem immer die selben, so dass man eben auf bestimmte Lösungswege getrimmt worden ist. Wo sich das vom klassischen Auswendiglernen unterscheidet ist mir bis heute ein Rätsel.

    Selbst beim Nullstellen finden hat man uns immer – je nach Grad der Polynome – bestimmte Lösungswege an die Hand gegeben und wir sollten sie anwenden. Selbst die Abiaufgaben waren an bestimmte Schemata gebunden welche es auswendigzulernen galt. Ob Infinitesimalrechnung, Geometrie oder Stochastik – irgendwo läuft doch alles aufs Auswendiglernen hinaus.

    Mag vielleicht auch einfach nur der bayerische Lehrplan sein. Mathe in der Schule war für mich aber einfach auch nur ein weiteres Auswendiglernfach, nur dass man hier statt russischen Gebirgen eben Vorgehensweisen plump einstudiert und anwendet.

    MIttlerweile studiere ich übrigens Informatik 😉

    1. Ich würde auch nicht behaupten, dass es ohne Mathematik gar nicht geht.
      Und ich finde auch, dass Bereiche der Oberstufen-Mathematik für viele Schüler zu weit führen. Nicht jeder muss alles können.
      Aber einen Grundstock an problemlösenden Fähigkeiten halte ich für sehr sinnvoll.
      Man kann den selbsterlebten Mathematikunterricht übrigens nur schwer mit „modernem, kompetenzorientiertem“ Unterricht vergleichen. Das ist schon ein sehr, sehr großer Unterschied 😉

  5. Ich bin selbst Mathe-Lehrer und habe mir auch lange Gedanken gemacht, a) wie man Schüler motiviert und b) Warum man die Inhalte eines Faches wie Mathematik lernen sollte bzw. muss.

    Zu a) kann ich nur sagen, dass das genz schwierig ist. Menschen sind so unterschiedlich. Was bei dem einen funktioniert, geht beim anderen überhaupt nicht. Was aber bei allen funktioniert: Wenn ich mich anstrenge muss und eine gute Leistung herauskommt, dann macht mir die Sache auch Spaß. Das ist die Geschichte mit dem Flow. Ich habe das mal unter http://www.flow-learning.de versucht darzustellen.
    Da aber jeder Schüler andere Voraussetzungen mitbringt, muss man versuchen auch die Wissensvermittlung und die Aufgaben unterschiedlich zu aufzubauen. Gute Schüler sollte Aufgaben anders lösen können und vielleicht auch müssen als schlechtere.

    Warum müssen Schüler nun ausgerechnet Mathematik und dabei Dinge wie Kurvendiskussion lernen. Ich antworte da meist pragmatisch: „Du musst in Mathe Abitur schreiben und da wird es verlangt.“
    Aber ansonsten tue ich mich auch schwer. Das Rechnen, in der Schule lernt man ja nicht wirklich mehr Mathe, dient in erster Linie dem Strukturen erkennen und Lösungsmuster anwenden. Typisches Beispiel sind Binomische Formeln ist x^2-2 eine binomische Formel oder nicht? Manche tuen sich schwer, manche nicht. Ich für meinen Teil versuche einfach in Mathe, genauso wie in der Informatik, Strukturen erkennen zu lassen und bekannte Lösungen anwenden zu lassen. Der kreative Anteil beschränkt sich dann auf die Darstellung der Lösung: Programm, graphisch, Näherungslösung, exakt.

    Ganz anders ist da übrigens Physik. Hier gibt es soviel Alltag zu untersuchen, das man aufpassen muss, nicht die Formeln zu vernachläsigen. Aber auch hier gilt es Strukturen zu erkennen: Energie- und Impulserhaltung, nimmt man Wellen- oder Teilcheneigenschaft, etc.

    Soweit also zu meinen „Meta“-Unterrichtszielen.

  6. es sind halt nicht die (schul-) fächer, die großartig sind und begeisterung hervorrufen können, sondern die Gegenstände des Lebens, die man mathematsch oder historisch denkend begreifen und beherrschen lernen kann, machen Freude. Systematisches Lernen ruft keine begeisterung hervor – es setzt sie voraus!

  7. Ist die Frage eigentlich wirklich so konkret gemeint? Geht es um einen spezifischen Inhalt, den es zu erinnern gilt? Ich denke, dies ist für jeden einzelnen Inhalt isoliert betrachtet fragwürdig. Was der eine als zwingend dauerhaft zu lernen erachtet, hält der Nächste schlicht für überflüssig. Ich persönlich würde mich freuen, wenn auch der Schule Entwachsene einen unerwarteten Begriff in einen sinnvollen Zusammenhang einordnen können. Und aus diesem Zusammenhang heraus rückschliessen, worum es sich in etwa handeln könnte. Dann kann der- oder diejenige nötigenfalls zielgerichtet recherchieren und alles ist gut. Wenn Unterricht das erreicht, na, das wär schon was.

  8. Also es gab neulich so eine Studie bei der die Wirksamkeit der Gehirnspiele getestet wurde (Logik Trainer, Mathe Trainer, Puzzle etc…) Es kam heraus dass in der Tat eine Verbesserung der Denkleistung eingetreten ist, aber, nur eine Verbesserung in dem besagten Spiel. Die Fähigkeit hat sich nicht auf andere Bereiche ausgedehnt. Genau so sehe ich es auch mit der Mathematik. Es ist in der Tat ein Fach der meiner Meinung nach sinnlos ist, zumindest die ganzen Kurvendiskussionen, Ableitungen u.s.w… es wird damit nur die Abiturnote „trainiert“ und die Schulmathematik in der aktuellen Form bringt nur dem Schüler etwas, wenn er die Mathematik auf Lehramt studiert… damit er weiter die Schüler mit der sinnfreien Mathematik quälen darf… -.- Es wird nie aufhören solange man das veraltete Schulsystem nicht ändert.

    1. Das ist eine Meinung, der ich mich nicht anschließe.
      Die ganze Welt besteht aus Mathematik – jedes Handy, jeder Computer, jede Brücke und jedes Auto besteht aus mathematischen Formeln und Berechnungen. Sie ist ganz sicher kein Selbstzweck.
      Ich hätte gerne Einblick in die von dir genannte Studie – der Gag ist ja, Mathematiker können solche Studien oft ganz gut analysieren 😉

  9. Also mich wundert es schon, dass bei schnellem überfliegen der Kommentare niemand sagt, dass man diese Mathematik (Kurvendiskussion etc.) tatsächlich mal brauchen könnte.
    Es wird doch in Deutschland die ganze Zeit gejammert, dass es zu wenig Naturwissenschaftler, Ingenieure etc. gibt.
    Sowohl statistisch als auch erfahrungsgemäß gehen viele dieser „ab der 8. habe ich nix mehr verstanden“ Leute in diese Bereiche.
    Zunächst wundern sie sich, dass der „Unsinn“ dann auch noch in der Uni gelehrt wird und anschließend, dass man ohne ein Verständnis dieser Dinge viele Maschinen oder helfende Software wie Computer Algebra Systeme nicht bedienen kann.
    Ein Grundmaß an Verständnis der Mathematik (für mich die Mathematik bis zum Abi) muss da sein.
    Es erschreckt mich, wenn ein Lehrer die Frage nur mit einer Hälfte (Lernen Probleme zu lösen) beantworten kann.
    Ich bin kein Lehrer, weil ich glaube dass es ein sehr schwerer Beruf ist. Aber manchmal denke ich, dass es gut wäre wenn Lehrer in ihrem Leben (seit sie 6 sind) auch mal etwas anderes als Schule sehen würden.

    PS: Ich weiß der Beitrag ist alt, aber ich habe diesen tollen Block jetzt erst entdeckt.

    1. Absolute Zustimmung – aber in einer durchschnittlichen Klasse trifft deine Annahme wohl nur auf zwei, maximal drei Schüler zu. Der Rest braucht es tatsächlich nicht.

      Was deinen Wunsch angeht, Lehrer sollten auch mal etwas anderes sehen, gehe ich konform mit ihm. Leider ist die Entwicklung eine andere: Das Studium wird gestrafft und es kommt nicht selten vor, dass LehrerInnen (insbesondere die Frauen) mit 24 schon fertig ausgebildet sind. Von der Schule in die Uni in die Schule. Aber das wird heute gewünscht. Einen krummen Lebenslauf findet man eher selten. Leider.

      1. 2 oder 3 pro Klasse ist nach meiner Erfahrung wie oben nur versteckt erwähnt absolute Untertreibung.
        Ich war auf einem reinen Mädchengymnasium.
        Als wir nach dem Abitur sprachen bin ich erschrocken, wer von den „Ich kann Mathe nicht, ich bin zu cool dafür“ Leuten plötzlich alles naturwissenschaftliche oder ingenieurwissenschaftliche Studiengänge ausgesucht hatte.
        Natürlich weiß ich nicht was daraus geworden ist 😉 aber es war über ein Viertel der Leute.
        Auch in Ausbildungsberufen (z.B. Informatik) gibt es sehr viel Mathematik, die noch nicht in der Mittelstufe behandelt wurde.
        Ich habe im Bekanntenkreis viele aus dem MINT Bereichen über unterschiedliche Schullaufbahnen und sowohl Gesellen als auch Studierte.
        Jeder von denen würde Ihnen versichern, dass man die Mathematik aus der Schule später braucht.

        1. Sorry, sehe gerade, dass da in meinem Beitrag ein paar grammatikalische Fehler drin sind. Habe ihn zu schnell geschrieben. Ich hoffe Sie verzeihen dies. In einem Lehrerblog weiß man nie … 😉

        2. Mädchengymnasien entsprechen aber nicht dem Durchschnitt. Fragen Sie mal Frl. Rot, wie viele da jemals irgendetwas aus der Schule brauchen werden. Gerade Ausbildungsberufe brauchen womöglich noch elementares Rechnen, aber weder den Logarithmus, noch irgendwelche Kurvendiskussionen. Ansonsten wären alle Haupt- und Realschüler ja von „den meisten“ Ausbildungsberufen ausgeschlossen.
          Ich kenne in meinem gesamten Umfeld (Lehrer ausgenommen) vielleicht drei Leute, die noch was mit Mathematik zu tun haben. Für den Rest gilt: http://halbtagsblog.de/2009/09/19/ich-kann-kein-mathe-hihihi/

          Fehler werden nicht angestrichen – passiert mir selbst oft genug 🙂

  10. Inzwischen ist der Beitrag und schon sehr alt und trotzdem möchte ich gerne noch einen Kommentar dazu verfassen. Ich bin überzeugt, dass man fast nichts aus der Oberstufe später im Alltag braucht außer vielleicht Englisch und Geschichte. Wenn meine Schüler fragen (ich unterrichte auch Mathematik), dann fällt mir manchmal die Antwort mit dem Problemlösen ein, manchmal hab ich sie aber auch gerade nicht parat. Ich antworte ihnen aber immer, dass sie bei uns eine ALLGEMEINE Hochschulreife machen und dazu befähigt werden sollen, alles studieren zu können, dass schließt Ingenieurwissenschaften mit ein. Und auch, wenn ich selbst nie was anderes gesehen habe als Schule und Uni, so spreche ich ja trotzdem mit Leuten und weiß zum Beispiel, dass man im Studiengang Schiffbau viel tiefer in die Mathematik einsteigt als in der Schule.

    Aber wie oben schon erwähnt – ich finde, der Sinn einer Gedichtinterpretation mit allen möglichen Stilmitteln ist mindestens genauso fragwürdig wie das Unterrichten von Integralrechnung – die hab ich nämlich nun wirklich nie wieder gebraucht. Und ich kenne auch niemanden, der das jemals wieder gebraucht hätte. Aber ich kann mir schon vorstellen, dass es Berufe gibt, in denen es sinnvoll ist, solche Stilmittel zu kennen.

    Schöne Grüße, Katharina

  11. Auch auf die Gefahr hin, dass diese Diskussion nicht mehr weiter verfolgt wird, möchte ich noch einen Aspekt hinzufügen. Das Problemlösen ist zwar ein gut klingender Ansatz und ich würde dem auch zustimmen, aber leider wird in den meisten Aufgaben der Schulmathematik eher ein Rezept-Anwenden verlangt. So richtig über etwas nachgegrübelt wird doch eher selten. Das ist dann genau der Schock, der viele im Studium trifft, dass man nämlich in der Uni-Mathematik ständig über Dinge grübeln muss, ohne gleich ein Rezept zur Hand zu haben.

    Es wäre ganz toll, wenn einen die Schulmathematik zu einem besseren Problemlöser machen würde, aber ich fürchte, dass man da noch viel am Schulstoff ändern müsste. Es gibt beispielsweise ein paar Initiativen, die mehr algorithmisches Denken in die Schulmathematik bringen sollen. Das hätte den zusätzlichen Vorteil, dass der Bezug zur Informatik sofort hergestellt wird.

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