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ein paar unsortierte Gedanken zu #OER…

(Auch) durch den fiesen “Schultrojaner” ist der Gedanke des offenen Bildungsmaterials (OER) in den verschiedenen Lehrerblogs wieder Thema.
Insbesondere die Beiträge von Martin Kurz und Herrn Larbig haben mich mich sehr beeindruckt. Ich muss über sowas meist länger grübeln. Dann stand auch mein Examen an und – Ironie der Geschichte – drei der Prüfer baten mich, ihnen doch meine selbstentwickelten Lehrmaterialien per E-Mail zukommen zu lassen, sie wären “immer auf der Suche nach gutem Material”.

Ob es “gut” ist, sei mal dahingestellt – aber offenbar sind auch Examensprüfer (die nun sicher in ihrem Leben hunderte perfekt vorbereiteter Stunden gesehen haben) auf der Suche nach Material.

Nach wie vor gibt es keine vernünftige Lösung, um offenes Material an einer zentralen Stelle im Netz zu bündeln und auch keine sinnvollen Vorgaben, wie es denn nun genau auszusehen habe, geschweige denn, in welcher Form man welche Inhalte wie anbieten kann. Herr Rau bietet da einen, wie ich finde, guten Überblick.

Ich selbst bin nicht so ein Fan von Büchern. Weder von Schulbüchern, noch von Nachschlagewerken oder überhaupt irgendeiner Form von dicken Wälzern. Die Vorstellung, womöglich alle 294 Seiten voller Mathematikaufgaben durchrechnen zu müssen, hat mich als Schüler demotiviert. Und die 1176 Seiten im Gerthsen waren beinahe das Ende meines Physikstudiums. Ich mag keine Fachbücher.

Statt dessen bin ich ein Fan von Lerntheken. Stationen. Kleine, auf A5-Karten aufgeteilte Lernhäppchen für die Schüler, in verschiedenen Schwierigkeitsstufen und Themenbereiche aufgeteilt.
Ein Beispiel aus meiner Mathematik-Examensstunde der Klasse 8 zum Thema “Daten und Zufall”:

[Links oben die Bezeichnung der Station, in der Mitte der Titel und farblich gekennzeichnet der Schwierigkeitsgrad (grün, gelb, rot) und rechts oben die relevanten Hilfekarten (H1 bis H5). Jede Karte in zwei- bis dreifacher Ausführung, A5 und laminiert.]

Folie3

Folie7

Folie19

Folie25

Die Karten erstelle ich mit PowerPoint – das erleichtert mir das Herumschieben von Bildern, Texten und Diagrammen.

Ein beträchtlicher Teil meines Unterrichts sowohl in Mathematik als auch Physik läuft über diese Schiene.
Die Schüler haben die Möglichkeit, sich entsprechend ihren Fähigkeiten Aufgaben auszusuchen und ich kann hier und da und dort Einzelnen helfen.

Ich werde zukünftig noch stärker darauf achten, alle Inhalte selbst zu erstellen und, sowie ich eine intelligente Möglichkeit gefunden habe, alle Lerntheken in meinen Blog einbinden. Ich will ungern immer mehr Links in der Spalte sammeln – das ist jetzt schon völlig überladen… :-( 

Eine spannende Frage an die Rechtskundigen unter uns: Inwieweit stehen denn z.B. Mathematikaufgaben unter Copyright?

  • Textaufgaben zum Beispiel. Gibt es da ein Copyright drauf? Ab welcher Anzahl an Buchstaben?
  • Oder eine Sammlung von 25 Bruchaufgaben.
  • Oder die Formulierung der Aufgaben auf den Karten oben.

Wie viel darf ich aus Büchern und anderen Quellen raubkopieren übernehmen, und ab wann muss ich ins Gefängnis? Wenn da jemand einen Rat weiß, wäre ich mal so richtig dankbar :-).

14 Gedanken zu „ein paar unsortierte Gedanken zu #OER…“

  1. Lieber Jan-Martin,

    wie schnell doch der Alltag nach einem Examen kommt, stimmts? 🙂

    Danke für dein Kompliment, aber auch danke für deine Veröffentlichung deiner Lernkarten als Bilder.

    Ich kann dir so schnell noch nicht alle Antworten geben, aber etwas fällt mir auf:

    Du möchtest, und darfst, denn du bist der Autor, deine Lernkarten zum Thema Wahrscheinlichkeit großzügig veröffentlichen.

    Das wichtigste ist dabei: stelle dein Material auch sichtbar unter einer Creative Commons Lizenz, siehe http://de.creativecommons.org
    Am besten unter „Namensnennung-Weitergabe unter gleichen Bedingungen“ (by-sa). Oder zusätzlich nicht-kommerziell (by-nc-sa).
    Erst dann können andere, z. B. ich, deine Materialien risikolos einsetzen. Und du bekommst immer die „Ehre“, denn ich nenne dich als Autor.
    Mein 2. Punkt:
    Veröffentliche auch, wenigstens zusätzlich, die Powerpoint-Dateien. Wenn du sie schriftlich hast auch Lösungen, Hinweise, etc. Erst dann ist es wirklich brauchbar, denn dann kann der nächste Lehrer sie auch abändern, nach eigenen Bedürfnissen (Stationenreihenfolge z. B.) ausdrucken etc.
    Der Vorteil: ein kollegialer Mensch leitet dir seine Änderungen auch zurück, so hast auch du, als Autor etwas davon. Meistens.

    So die Theorie. Du siehst, ganz so schnell ist eine Veröffentlichung nicht, aber sie muss nicht perfekt sein. Nur möglichst vollständig, mit ursprünglichen Dateien u. immer unter einer gegebenen CC-Lizenz.

    1. Bei Wahl der nicht-kommerziellen CC-Lizenz kommt doch direkt die Frage auf, ob die Nutzung durch Lehrer, die damit ja Geld verdienen, dann nicht verboten ist. Leider gibt es meines Wissens keine klare Definition von nicht-kommerziell in der Lizenz.

      1. Nein, das darf ich als Lehrer. Die allermeisten Materialien unter CC-Lizenz für den Unterricht sind „nicht-kommerziell“. Ich setze es zwar in meinem Beruf ein, das stimmt, aber ich verdiene mit den Materialien kein Geld. Ich bekomme mein Gehalt für meinen Unterricht. Nicht für den Einsatz von einem speziellen Material. Ich verkaufe sie nicht. Ich nutze sie für den Unterricht. Das ist ein Unterschied.

        Oder anders gesagt: Schulunterricht ist nicht-kommerziell.

  2. Hmm, noch eine Ergänzung, und eine erste Antwort zu deinen Fragen:

    Sind die Texte u. Rechnungen wirklich von dir?

    Wenn du es Wort für Wort irgendwo abgeschrieben hast, dann nicht. Wenn du es selbst formuliert u. ausgedacht hast, dann schon. (Im ersteren Fall: entferne die Karten ganz schnell wieder, auch wenn du sie selbst „getippt“ hast)

    Wenn du ein (Schul-)Buch liest, du inspiriert bist und deine Aufgabe „so ähnlich“ ist: das ist nach meiner Meinung in Ordnung, dennoch muss klar sein, es ist eigener Text, nicht abgeschrieben. Die Grenze ist nicht ganz einfach. Auf die Aufgabe 1 + 1 gibt es aber kein Copyright, das wäre Unsinn. Du siehst, es ist nicht einfach.

  3. Nun,

    ich bin kein Mathematiker.
    Ich bin ein Mädchen und steh mehr auf Worte und so.
    Und deswegen ist mir aufgefallen, dass die Schüler auf der 2. Karte aufgefordert werden, sich folgende „Holzkugeln“ holen sollten:

    – 6 blaue STEINE

    Also, öhm… Steine oder Kugeln?
    Das ist ja ein Unterschied. Nicht nur in der Begrifflichkeit. 😉

  4. Du könntest deine Materialien, die ich übrigens sehr ansprechend gestaltet finde, auf einer Seite im Blog sammeln und dort als Linklisten einbinden. Das wäre sehr einfach.
    Falls du nicht ausreichend Platz auf deine eigenen Seite hast, aber trotzdem die Materialien auf deiner Seite einstellen willst, bietet sie die Möglichkeit Dropbox an. Da kannst du die Materialien reinlegen und einzeln oder die jeweiligen Ordner mit sprechenden Namen verlinken.

    Anders könntest du die Materialien auch bei ZUM.de unterbringen.

    Es gibt viele Möglichkeiten.

  5. Pingback: #OER–Lerntheke “Flächen und Körper” « …ein Halbtagsblog…

  6. Noch ein kleiner Nachtrag zur Frage, ob Mathematikaufgaben unter Copyright stehen. Ein Experte gibt hier eindeutig Auskunft im YouTube Video http://www.youtube.com/watch?v=7wAMFAotCUw
    „Aus Schulbüchern kopieren – ist das erlaubt? (didacta-bildungsklick.tv)“

    Der Experte ist Dr. Wolf von Bernuth, Rechtsanwalt und Experte für Urheberrecht in der Schule.

    Vorsichtig sollte man jedoch bei Textaufgaben sein. Reine Rechenaufgaben genießen als einzelne Aufgabe keinen Urheberrechtsschutz.

  7. Hallo Jan,
    bin Referendar (Haupt-und Realschule) und habe gerade mit großem Interessen dein Buch über Lerntheken gelesen. Gibt es deine Materialien schon als offenes Bildungsmaterial? (OER) Ich hätte jedenfalls super-großes Interesse daran. Vielen Dank für alle Inspiration und liebe Grüße,
    Uwe

  8. Pingback: #OER–Lerntheke “Flächen und Körper” – halbtagsblog

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