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Ich glaube, an jeder Schule gibt es Lehrer und… ganz besondere Lehrer.  Auch an meiner. Einer dieser besonderen Kollegen zeichnet sich unter anderem durch ein phänomenales Gedächtnis aus. Aus dem Stehgreif kann er von jedem Schüler den er in den vergangenen dreißig Jahren unterrichtet hat immer noch die Abschlussnote, den Sitzplatz und die familiären Verhältnisse beschreiben. Er kennt die Lebensgeschichte des Neffen von der Schwester ehemaliger Schülerinnen genauso wie er (als Mathematiker) ohne mit der Wimper zu zucken klassische Gedichte oder Aufsätze in Latein wiedergeben kann.

Atemberaubend.

Vor zwei Wochen brach tatsächlich Panik im Kollegium aus, weil besagter Lehrer sich nicht mehr an den Namen der Schwester eines Absolventen von 1986 erinnern konnte. Weil jene Schwester inzwischen geheiratet, wieder geschieden und nach Baden-Württemberg gezogen sei. Oder so ähnlich. “Es geht zu Ende”, riefen wir, als der Kollege partout nicht auf den Namen kam.

In seinem Klassenraum hängt ein kleines Poster, das mir sehr gefallen hat. Darauf werden die Anfoderungen an den Lehrerberuf auf drastische Art und Weise verdeutlicht:

Wahrscheinlich gibt es nicht viele Berufe, an die die Gesellschaft so widersprüchliche Anforderungen stellt:

  • Gerecht soll er sein, der Lehrer, und zugleich menschlich und nachsichtig
  • straff soll er führen,
  • doch taktvoll auf jedes Kind eingehen,
  • Begabungen wecken,
  • pädagogische Defizite ausgleichen,
  • Suchtprophylaxe und Aids-Aufklärung betreiben;
  • auf jeden Fall den Lehrplan einhalten, wobei hochbegabte Schüler gleichermaßen zu berücksichtigen sind wie begriffsstutzige.

Mit einem Wort:

Der Lehrer hat die Aufgabe, eine Wandergruppe mit Spitzensportlern und Behinderten bei Nebel durch unwegsames Gelände in nordsüdlicher Richtung zu führen und zwar so, dass alle bei bester Laune und möglichst gleichzeitig an drei verschiedenen Zielorten ankommen.

Bei einem Hearing zitiert von Professor Müller-Limmrot aus “Die Weltenwoche, Zürich” vom 2.6.1989

Und nun: Frohe Ferien!

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9 Gedanken zu „Anforderungen an den Lehrerberuf“

  1. Dieses Zitat trifft nur dann zu, wenn man eine Defizitperspektive vertritt und Lehrzielorientiert unterrichtet. Man kann anders argumentieren und behaupten, dass alle Menschen in irgendeiner Weise etwas besser können als andere. Aus der Defizitperspektive wird dann „Heterogenität als Chance“. Nur weil ein Kind vielleicht kognitiv begabt ist und viel Glück im Leben hat, ist es für mich nicht automatisch ein Spitzensportler. Auch ein behindertes Kind ist ein Spitzensportler, wenn wir den Kindern e x p a n s i v e s Lernen ermöglichen und endlich damit aufhören zu glauben, es allen gleich machen zu können. Ohne diesen Perspektivwechsel werden Projekte wie die Inklusion niemals gelingen.“Falsche Anforderungen“ sind nicht zu erfüllen, da hat der Autor ganz recht. Liebe Grüße

  2. „In seinem Klassenraum hängt ein kleines Poster, dass mir sehr gefallen hat. “
    … also ich habe in meinem Deutschunterricht noch gelernt, dass man „das“ als rückbezügliches Fürwort nur mit einem „s“ schreibt… und nur weil davor ein Komma steht, ändert sich daran auch nichts… aber irgendwer ist mal zu der unsinnigen Aussage gekommen, dass man „dass“ hinter dem Komma mit doppeltem „s“ schreibt, weil das sehr häufig so ist… aber meiner Meinung nach sollte man solche Faustformeln halt doch nicht unreflektiert anwenden, sondern den Sinn des Satzes und die Funktion seiner Bestandteile begriffen haben.
    MfG von einem, der nicht Lehrer ist und auch immer ein schlechter Schüler in Deutsch war, weil er davon ausgeht, dass Schiller und Goethe einfach nur sehr gerne gereimt haben, wahrscheinlich dem Alkohol nicht unbedingt abgeneigt waren und man nicht in jedes Gedicht oder sonstiges Schriftstück eine übergeordnete Bedeutung hineininterpretieren muss…

    … übrigens: in vielen der Kommentare wimmelt es ebenfalls vor ähnlich haarsträubenden Fehlern!

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