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Ferien. Und was bleibt.

Die ersten Ferien nach dem zweiten Staatsexamen sind ziemlich geil entspannend. Keine Unterrichtsbesuche. Keine Staatsarbeit. Nichts, woran man denken muss. Ich hatte nichtmal eine Klausur zu korrigieren, so dass ich Carolina und Papa testen statische Anziehungskräfte (2)ähnlich entspannt wie Frollein Rot, aber tatsächlich völlig ohne schlechtes Gewissen die Ferien genossen habe.

Aufregender waren die Ferien jedoch für meine Tochter. Denn während die Herbstferien noch im Eindruck des Schulbeginns standen und überdies voller Projekte und Ablenkungen waren, konnte sie die Weihnachtsferien bewusst erleben.

Und sich langweilen.

“Mir ist soooooo wangweilig”, quengelt sie dann und holt sogar einen alten Sprachfehler raus, um mir zu verdeutlichen, wie “wangweilig” ihr ist.

Langeweile.

Seit ich Internet und Handy habe, kenne ich das gar nicht mehr. Ich weiß mich tagein tagaus zu beschäftigen. Abzulenken. So richtig Langeweile hatte ich zuletzt als Kind.

Natürlich haben wir in den Ferien viele tolle Dinge gemacht. Wild getobt. Fahrrad gefahren. Regenbögen entdeckt. Und Fernsehen geguckt. “Och nö”, stöhnt die kleine Streberin Prinzessin, als ich einen Disney-Film starten will. “Lieber eine Domuketation. Etwas mit Orcas. Oder Bären. Oder Robben.” Und um auch die anderen Naturwissenschaften genügend zu fördern haben wir Kristalle gezüchtet und uns mit der Elektrostatik unseres alten Fernsehers auseinandergesetzt.
Außerdem Computer gespielt. Böse Orks und Drachen in Aventurien erschlagen. Und weil Carolina sich “Drakensang” nicht merken kann, nennt sie es nur das “Monster-Spiel”. Nunja.
Und als es zum Ende der Ferien mit der Langeweile arg zuviel wurde, fing sie an aufzuräumen. Das Wohnzimmer. Die Küche. Ihr Zimmer. Mein Zimmer. Das Schlafzimmer. Betten wurden gemacht. Spülmaschinen ausgeräumt. Zwei Stunden die Nadeln vom Tannenbaum eingesammelt. Immer wieder.

Montag morgen quälen wir uns beide müde aus dem Bett.
”Und, freust du dich auf die Schule?”, frage ich sie beim Frühstück.
”Joaa”, kommt es etwas gequält von meiner Tochter.
”Wenn die Lehrerin euch fragt, was ihr in den Ferien so gemacht habt, was sagst du denn dann?”

Sie überlegt. Einen Moment. Einen zweiten.

“Ich habe aufgeräumt. Alle Zimmer. Jeden Tag. Den ganzen Tag nuuur aufgeräumt!”

Ich schaue entsetzt. “Na, du hast doch noch mehr gemacht!”
Sie zuckt mit den Schultern. Offenbar ist ihr egal, dass ich noch mehr hören will. Als ich sie fordernd anblicke, fügt sie noch hinzu: “Und wir haben das Monster-Spiel gespielt.”

Na großartig. Monster abgeschlachtet und dann geputzt.

Ich frage mich, was wohl die Lehrerin sagt. Aber herausgefunden habe ich es nicht – denn wegen plötzlich einsetzender Phantom- Kopfschmerzen musste meine Frau Carolina von der Schule abholen…

2 Gedanken zu „Ferien. Und was bleibt.“

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