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Nebenberuf: Pirat

Alle paar Wochen springt mich der Begriff “Work-Life-Balance” an. In gefühlten Tagesabständen berichtet SPIEGEL ONLINE darüber, dass die Generation Y nicht so scharf auf Karriere ist, sondern eher flache Hierarchien und Erfüllung im Job sucht. Irgendwie arbeiten alle zu viel, aber Familie ist auch wichtig. Hm. Mit einer guten Freundin habe ich mich lange darüber unterhalten.

“Ach”, meinte sie etwas resigniert (und ich ahne, dass sie gar nicht mich meinte), “ist doch normal, dass du deinen Job liebst. Alle erfolgreichen Männer tun das.”

Ich habe darüber nachgedacht. Wie ist meine “Work-Life-Balance”?
Es kommt doch nicht von ungefähr, dass ein so hoher Anteil an Lehrern den Beruf nicht bis zum Ende ausübt. Ich kenne eine Menge Leute, die ihren Beruf lieben. Und ich ahne, dass einige von ihnen das irgendwann bedauern werden. Und ich? Gerade ist es schon viel.

Ich habe eine Expertin gefragt – meine Tochter. “Carolina, was ist eigentlich mein Beruf?”
Mit diesem eigentümlichen Blick, den nur Kinder draufhaben, sah sie mich an und erwiderte: “Meinst du tagsüber oder abends?” Und als sie meinen verständnislosen Blick sah, erklärte sie: “Na, tagsüber bist du ja Lehrer.”
2012-08-04 14.42.26”Und abends?”
, fragte ich zurück.
”Abends bist du Räuber.”
Obwohl mein Gesichtsausdruck mit Sicherheit völlige Ahnungslosigkeit widerspiegelte, strahlte meine Tochter mich begeistert an und fügte hinzu: “Oder  Pirat. Oder Werwolf. Fußballer. Und Ritter. Am Samstag auch Vorleser.”

Ich staunte. Ja. Und das verrückte ist – ich liebe jeden meiner Berufe. Ich bin gerne Werwolf. Ich bin gerne Fußballer. Doch Carolina war noch nicht fertig.

“Aber meistens bist du einfach Papa.”

3 Gedanken zu „Nebenberuf: Pirat“

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