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Eine Freundin erzählte mir eine amüsante Geschichte aus ihrer Schulzeit. In ihrer Klasse habe es eine Karteileiche gegeben, also einen Schüler, den es nur in den Listen der Lehrer gab. Bei den Anwesenheitskontrollen (“Christina?” –  “Hier”, “Moritz?” – “Hier”, …) hat sich zu Beginn des Schülers jemand den Scherz erlaubt, in der Anonymität der Klasse einfach “Hier” zu rufen, als jener Florian Silbereisen aufgerufen wurde, so dass die Karteileiche als solche gar nicht identifiziert wurde.

Mit der Zeit wurde ein Running Gag daraus. Wann immer Lehrer nach Florian Silbereisen fragten, rief jemand “Hier” oder “Anwesend” und so zogen Wochen und Monate ins Land und bei dem ein oder anderen Kollegen stand die Karteileiche immer noch im Notenbuch.

Skurril wurde es zum Ende des Halbjahres. Denn im Zuge der Transparenz bekamen alle Schüler der Reihe nach ihre Noten für die Sonstige Mitarbeit genannt. Und..ja.. bei dem ein oder anderen bekam der Florian eine gute “3” mit dem Hinweis, er könne sich durchaus mehr beteiligen.

Allein die Vorstellung finde ich so lustig – weil es so erschreckend real ist. Tatsächlich verliert man manchmal den Überblick über die zahlreichen Schülerinnen und Schüler. Natürlich darf so etwas im Normalfall nicht passieren – aber es sagt doch etwas über das Notensystem aus, nicht wahr?

Besonders schön: Ich habe dieses Jahr eine Karteileiche in meinem Physikkurs. Und… ein wenig bin ich versucht… hihi Smiley mit geöffnetem Mund

9 Gedanken zu „Karteileichen“

  1. Fast so spaßig wie die letzte Notenkonferenz im Schuljahr 11/12: Eine Schülerin war das komplette letzte Halbjahr im Ausland, was aber 3 (DREI!) Kollegen nicht daran gehindert hat ihr Noten im Bereich von 2- bis 3 zu geben. Wäre ja nicht ganz so peinlich, wenns keiner gesehen hätte. Allerdings werden bei uns die Eingaben per Computer gemacht und dann von der jeweiligen Stufenleitung bei der Konferenz der gesamten Lehrerschaft per Beamer präsentiert.
    Da ging aber nicht nur ein Raunen durch den Raum …

  2. Das geht noch besser. In der Klasse meiner Frau haben sie damals auch noch Klausuren für die Karteileiche mitgeschrieben und die Lehrerin in Deutsch war einfach traurig, warum er immer so schlechte Sachen schrieb und so wenig 🙂

    In unserer 11. Klasse gab es zudem auch eine echte Karteileiche. Mädel war nach vier Wochen wieder von der Schule. In Bio gabs zum Halbjahr eine schöne 3 für die mündliche Leistung. Da war aber Feuer unterm Dach 🙂

  3. Das kenn ich auch noch von früher. Sowohl die Karteileichen als auch folgenden Fall: ein Schüler ging nach der 8. Klasse auf eine andere Schule. Nach den Ferien wurde der Deutschlehrer darauf hingewiesen (der Junge stand nämlich noch auf den Listen). Zum Halbjahr hieß es dann seitens des Lehrers: „Ja, Jens, also du bist wirklich sehr ruhig geworden, ich geb dir mal mündlich ne 3-….“ Und die KLasse sagte nur „Äh, Herr X, der ist seit nem halben Jahr schon nicht mehr da!!“ Verdutzer Lehrer (allerdings auch schon fortgeschrittenen Alters) war das Ergebnis. Aber danach wurden fürs zweite Halbjahr wenigstens die Listen aktualisiert 😉

  4. Also bei uns in der Klasse haben öfter mal Yvonne Catterfeld und Jeanette Biedermann gefehlt, die dann als fehlend ins Klassenbuch eingetragen wurden. Mit der Mathelehrerin, die eh nichts kapiert hat, konnte mans ja machen 😉

  5. In meiner Klasse stand der gute Victor Weidmann nie auf irgendeiner Liste. Wir haben ihn uns ausgedacht und unsere Arbeitslehrelehrerin dazu begracht ihn wiederholt auf die Liste zu schreiben (nachdem unsere Klassenlehrerin ihn immer wieder durchgestrichen hat) und immer als fehlend einzutragen. Das klappte mehrere Monate und eine Notenbesprechung lang. „Sie können doch dem Victor keine schlechte Note geben, nur weil er immer krank ist! Das macht der doch nicht Absicht!“ -“ Da habt ihr natürlich auch wieder recht!“ …Die gute Frau wollte uns auf der anderen Seite aber nicht glauben, dass es 5- Markscheine gibt (damals). Ich finde das sagt nicht nur was über den Einzellehrer, sondern auch über die Kommunikation in manchen gymnasialien Kollegien aus…

  6. Neben solchen Karteileichen ist mir auch ein Schüler bekannt, der aus Langeweile in seinen Freistunden einen Kurs (Oberstufe) besucht, den er gar nicht belegt hat, und die Lehrkraft fast dazu brachte, eigens eine Nachschreibearbeit aufzusetzen, weil er beim Kursarbeitstermin „fehlte“.

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