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Klaus und die rostigen Nägel

Sonntagmittag. Ich sitze auf der Veranda und genieße die letzten Sonnenstrahlen bei einem koffeinhaltigem Heißgetränk und einem guten Buch. Plötzlich schallen vulgäre Schimpfworte aus dem Garten nach oben. Ich erspähe unseren Untermieter mit einer Kiste Eisennägeln, einem Hammer und einem Stapel Holz.

Klaus? Kann ich dir irgendwie helfen?”, rufe ich ihm zu.

“Ne, Junge. Das hier ist nix für euch Wissenschaftler. Hier braucht’s richtige Muskeln. Und neue Nägel. Die hier sind alle verrostet.”

“Kein Problem! Warte, ich komme runter”, erwidere ich.

Klaus ahnt nichtmal, dass die Haushaltstrickkiste eines Chemikers wesentlich größer ist, als die eines ordinären richtigen Menschen. Mit einer Flasche Cola und einem kleinen Eimer bewaffnet wandere ich zu Klaus in den Garten und erkläre ihm meinen kleinen Trick. Beeindruckt, aber nicht ganz zuversichtlich schaut sich Klaus das Spektakel an. 60 Minuten und eine gemeinsame Tasse Kaffee später kann Klaus seine vom Rost befreiten Nägel fröhlich in die Bretter jagen.

Cola enthält neben Kohlensäure und Citronensäure auch noch Phosphorsäure. Phosphorsäure ist eine anorganische Säure des Phosphors. Die Salze der Phosphorsäure heißen Phosphate, die wiederum Bestandteile vieler Lebensmittel sind. Rost ist, wie bekannt, ein Überbegriff für die Oxide des Eisens. Häufig enthält der Rost an unseren Gebrauchsgegenständen verschiedene Eisenoxide, die verschiedene Eigenschaften und Farben besitzen (FeO, Fe2O3, Fe3O4). Wirft man nun einen rostigen Gegenstand in ein Glas Cola kommt es zu einer chemischen Reaktion. Die Phosphorsäure reagiert mit dem Eisenoxid zu Wasser und Eisenphosphat :

3 FeO + 2 H3PO4 → Fe3(PO4)2 + 3 H2O

Hier am Beispiel des Eisen(II)-oxids gezeigt.

Diese sogenannte Phosphatisierung entfernt nicht nur den Rost, die neu gebildete Eisenphosphatschicht auf unserem Gegenstand schützt das Eisen auch vor erneuter Verwitterung. Gerade bei der Entfernung von großen Mengen Rost kommt Phosphorsäure häufig zum Einsatz, zum Beispiel in der Oldtimerrestauration.
Wie ich den Oldtimer meines Onkels allerdings mit Cola überschüttet versaut und warum  ich Omas korrodiertes Silberbesteck in einen Eimer mit Alufolie und Salzwasser geschmissen habe, erzähle ich euch ein anderes Mal.

 

 

 

 

 

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7 Gedanken zu „Klaus und die rostigen Nägel“

  1. Pingback: Der Flugrostkiller - ...ein Halbtagsblog...

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