Zum Inhalt springen

2013-08-03 18.55.06Die nächsten 3 Wochen ist meine Tochter bei rabauki angemeldet: Betreut von einer Vielzahl Pädagogen und Sozialarbeitern werden knapp 150 Kinder auf einem großen Bauspielplatz aus Holzlatten Hütten bauen. Die Kinder bekommen dazu eigentlich nur Hammer, Nägel und Holz und sollen mal sehen, wie sie damit klarkommen eigenverantwortlich und selbstbestimmt arbeiten, ohne dass ihnen ein Erwachsener genau sagt, was wie gemacht wird. Das Projekt gibt es in Siegen seit mittlerweile 18 Jahren, Carolina ist dieses Jahr zum ersten Mal dabei. Von 10 Uhr morgens bis 17 Uhr abends. Der Teilnehmerbeitrag beträgt 5 Euro pro Woche und Kind, alle 30 Mitarbeiter (Studenten, Lehrer, Sozialarbeiter uvm.) arbeiten ehrenamtlich von etwa 8 Uhr morgens bis 22 Uhr abends. Ich empfinde Demut und Bewunderung für soviel Einsatz. Die Leute wirken sehr alternativ sympathisch und insgeheim wäre ich auch gerne so frei mutig, bei so einem Projekt mitzuarbeiten.

Heute war Elternabend.

Ich. Liebe. Elternabende. Findet ihr nicht auch, dass die Fragen besorgter Mütter/Väter oft ganz viel über die Leute aussagen?

Zwei Teilnehmer ärgern sich, dass es erst um 10 Uhr losgeht. Ob man nicht seine Kinder schon früher..? Ob das nicht von 8 bis 17.30 Uhr ginge – schließlich müsste man ja ins Büro! Wie man das denn lösen solle? Der Ton wird vorwurfsvoll.
Ich muss mir auf die Zunge beißen, um nicht zu fragen, ob man die Kinder nicht nachmittags auch heim bringen könne.

Habe ich schon erwähnt, dass die Leute ehrenamtlich da sind?
Aufgeschmissen bin ich bei den Infos. Meine Frau ist bis Donnerstag unterwegs – und wenn Carolina mich morgens fragt, ob die blauen Gummistiefel zum gelben Kleid und der türkisen Jacke mit Sonnenbrille und roter Hose passen, sage ich einfach ja. Ich sage immer ja, weil mir total egal ist, was sie anzieht.

„Die Kinder brauchen festes Schuhwerk“, erklärt die Leiterin. Fragend blicke ich Carolina an, die mit Crocs und kurzer Hose neben mir auf der Bank sitzt. „Hast du sowas?“, flüstere ich ihr zu. Sie nickt. Insgeheim frage ich mich, wie ich das bis Freitag schaffen soll.

„Die Kinder sollten außerdem immer einen Rucksack dabei haben mit Essen und Trinken“, erläutert die Sozialpädagogin vorne. Einen Rucksack? Geht auch einfach der Schulranzen? Ich stelle mir vor, wie meine Tochter mit ihrem grellen Tornister zwischen all den Jungs und Mädchen mit Jack Wolfskin-Survival-Rucksäcken auftaucht.

Doch Carolina tätschelt mittlerweile beruhigend mein Knie. „Ich habe einen Rucksack, Papa. Keine Sorge!“

Puuh. Das wird schon.

6 Gedanken zu „Rabauki“

  1. Manchen Leuten wär´s wahrscheinlich auch recht, wenn die Kinder noch in ihren selbstgebauten Hütten nächtigen würden…*seufz* Saßen denn die Kinder von besagten Eltern eigentlich auch daneben?! Denn wenn die so pfiffig sind wie Ihre Tochter, merken die doch auch, dass die Eltern sie loswerden wollen, oder nicht ? Oo

  2. Sehr schön… ab und zu kriege ich die Diskussionen über Schließzeiten von Kindertageseinrichtungen im Sommer mit. Ob man wohl im Sommer zwei Wochen lang ALLE Einrichtungen einer Stadt zu machen kann… Kommentar der Leitung: „Bei 20 gesetzlich vorgeschriebenen Urlaubstagen kann man ja wohl mal erwarten, dass die Eltern sich 10 Tage lang mit ihren Kindern beschäftigen….“ Recht hat sie.

  3. Pingback: Fremdenführer. - ...ein Halbtagsblog...

  4. “Bei 20 gesetzlich vorgeschriebenen Urlaubstagen kann man ja wohl mal erwarten, dass die Eltern sich 10 Tage lang mit ihren Kindern beschäftigen….”
    Das ist meiner Erfahrung nach weniger ein Problem der Eltern als der Arbeitgeber, denn wenn alle Einrichtungen dicht sind, müssen alle Arbeitnehmer die ein Kind haben zur selben Zeit Urlaub haben. Jetzt darf man nicht nach Elternstatus diskriminieren, d.h. man hat keinen Einfluss darauf, ob man 0% Eltern, 50% Eltern oder 100% Eltern in einer Abteilung hat und wenn der komplette Versand im Urlaub ist, wie soll die Produktion dann ihre Ware zum Kunden kriegen?

    Und wenn Werk A zwei Wochen lang Teil X nicht an Kunde K liefern kann, steht bei dem auf einmal auch die Produktion. In Bayern. Weil in NRW die Kindergärten zu haben. Und dann nochmal weil Teil Y aus Werk B aus Hessen kommt und die wann anders zu machen.

    Naja, „zum Glück“ haben wir Deutsche so wenige Kinder…

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert