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Ausbildung

Ich vermute, dass es in jedem Beruf Sachen gibt, mit denen man nicht gerechnet hat. Upsi, das soll ich machen? Hat mir keiner erzählt! Stand in keiner Broschüre! An der Uni kein Wort davon! Muss ich? Ja, ich muss … ausbilden. Das heißt in unserem Fall sich um PraktikantInnen und ReferendarInnen kümmern. Natürlich gibt es immer wieder Phasen und Situationen, in denen man keine Zeit für junge Menschen hat, die betreut werden wollen, weil man selber gerade neu in der Klasse eingesetzt worden ist oder eine Klausur ansteht.
Mit der Zeit habe ich schon so viele Referendare kommen sehen, dass ich die meisten sicher vergessen habe. Aber manche bleiben im Gedächtnis, weil sie einfach ein Händchen für Kinder hatten, weil sie gut erklären konnten, weil sie Humor hatten und voller guter Ideen steckten. Oder weil ich sie völlig gestört fand, weil sie keine Strukturen bilden konnten, weil sie zu viel „Club der toten Dichter“ gesehen hatten oder diese saublöde Lehrerserie mit den Typen, der immer tief ausgeschnittene T-Shirts trägt und auf dem Pult sitzt. Warum wollen Leute Lehrer werden, die sowieso einen total gestörten Eindruck machen? Und dann frage ich mich immer, warum jemand Lehrer wird, der keine Freunde hat, immer zu spät kommt, aber am liebsten um 13 Uhr gehen will.

Neulich im Kopierraum erzählte mir eine Referendarin, dass sie eigentlich keine Lehrerin werden wollte, sondern Designerin. Das habe aber nicht geklappt und da habe sie sich gedacht, dann wirste eben Lehrerin, dann haste nachmittags Zeit für deine Hobbies. Und ich Idiotin habe auch noch höflich geschwiegen anstatt ihr zu sagen, dass sie diesen Beruf überhaupt nicht verdient hat. Blöde Kuh.

Und diese Woche: Eine Praktikantin wie aus dem Bilderbuch. Offen, neugierig, freundlich, zielstrebig, klug. Ach, ausbilden könnte so schön sein!

4 Gedanken zu „Ausbildung“

  1. …ich frage mich immer, was das über das Studium aussagt, dass diese Leute durchkommen. Ich habe vieler solcher KommilitonInnen getroffen. „Medizin wurde ich abgelehnt. Joah, dann halt Lehramt.“ oder „Ach, Lehrer lässt sich so schön mit der Familienplanung vereinbaren, da hat man ja nachmittags viel frei.“

    Ich hoffe doch immer, dass diese Sorte Praktikant/Referendar nicht die Mehrheit ausmachen.

  2. Mich regen solche Leute tierisch auf. In einem der Massenlehramts-FBs gibt’s ab dem nächsten WS deswegen einen NC bei uns.
    In meinem Heimatfachbereich bemühen wir uns, Dozenten wie Studenten auf ihre Weise, aber ohnehin, die schwarzen Schafe auszusortieren.
    Am besten sind immer noch die vielsagenden Blicke der Dozenten untereinander, wenn einer sowas zum Besten gibt.

  3. Erinnert mich promt wieder Jahre zurück ans vierte Semester, wo es in einem Deutschdidaktikseminar um die Verteilung von Referaten ging und sich eine Kommilitonin zu Wort meldelte: „Kann ich nicht lieber eine Hausarbeit schreiben? Ich red‘ so ungern vor großen Gruppen!“. Ohne Worte, aber leider kein Einzelfall gewesen….

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