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Warum ich #OER-Schulbücher für eine schlechte Idee halte

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Dieses Schuljahr unterrichte ich sieben verschiedene Kurse (Mathematik, Physik, NW und Technik) und in keinem einzigen habe ich aktiv mit dem Schulbuch gearbeitet. In fünf von sieben Kursen habe ich nicht mal ein Buch ausgeteilt. Wenig überraschend hat im Laufe des Schuljahres kein einziger Schüler je nach ihnen gefragt.

Ich möchte nicht so weit gehen, zu behaupten, Schulbücher seien überflüssig – aber wenn sich eine wachsende Zahl von Lehrern schon Gedanken über freie Bildungsmaterialien (Stichwort: “OER”) macht, dann halte ich eine Entwicklung in Richtung Schulbüchern für falsch.

Zunächst also zwei Beispiele für OER-Projekte, bevor ich über Diagnose spreche und dann Krankheitsverlauf und dann Heilungschancen.

Zunächst: Vor einigen Monaten machte das Schulbuch-O-Mat-Projekt Schlagzeilen, als zwei Initiatoren ein komplett freies Biologie-Schulbuch erschaffen wollten. Vorteil wäre, dass jeder Text und jedes Bild beliebig genutzt und kopiert werden könnte.
Kurt Söser hat sich ganz ähnlich Gedanken darüber gemacht, wie man ein Mathematik-Schulbuch mit der Software OneNote gestalten könnte. Der Ansatz schien mir zunächst verlockend, bis ich mir klar gemacht habe, dass ich nicht nur nicht mit OER-Schulbüchern arbeiten würde, sondern dass ich grundsätzlich nicht mit Büchern arbeite.

Der Grund führt mich zur Diagnose:

2014-05-26 16.20.14

Wenn ich guten Unterricht mache, dann ist der stets auf meine Klassen individuell abgestimmt. Das bedeutet, ich biete ihnen Inhalte, die sie persönlich betreffen (interessieren?) und herausfordern. Im Fach Mathematik impliziert das unterschiedliche Niveaustufen, in der Physik werden mal Filme analysiert und mal Bären vom Dach geworfen.
Weil ich selbst nicht sonderlich kreativ bin, klaue ich. Aus Büchern. Vielen Büchern. Ein einzelnes kann mir gar nicht genügen. Wahlweise ist es zu bunt und aufregend oder zu grau und langweilig oder aber (wie die aktuellen AT-Bücher) völlig wirr. Schön, dass der Klett-Verlag seine Physikbücher überarbeitet hat – schade, dass weder im Kapitel Atomphysik noch sonst irgendwo ein Periodensystem zu finden ist.

Guter Unterricht entsteht immer dann, wenn ich mir aus vielen Büchern/Arbeitsheften das Beste (weil: Passende) zusammenstelle.

Im Alltag scannen, kopieren und verteilen Lehrer Materialien, obwohl sie das eigentlich nicht dürfen. Sie benutzen Texte und Bilder und tauschen Arbeitsblätter aus, obwohl es verboten ist. Das führt letztlich zu der Motivation offene, frei zugängliche Materialien zu erschaffen. Natürlich gegen den Widerstand der imageSchulbuchverlage, die pro Jahr über 200 Millionen Euro mit dem Verkauf eben jener Bücher verdienen.

In diesem Jahr findet erneut eine OER Konferenz in Berlin statt (ich überlege, hinzufahren), bei der sich viele leidenschaftliche Menschen Gedanken darum machen, die Bildung in diesem Land zu verbessern. Aber… bitte:

Macht keine Schulbücher.

Für guten Unterricht brauche ich einen Supermarkt der Ideen. In dem ich entlangschlendere und Ideen zu verrückten Experimenten, aufregenden Projekten und spannenden Aufgaben finde. Einen Supermarkt, in dem ich für meine Physik-Hauptschulklasse ebenso Passendes finde, wie für meine Jugend-forscht-Truppe.

Macht keine Schulbücher. Baut einen Supermarkt!

 

1: Die der Grafik zugrunde liegenden Daten bezüglich der öffentlichen Ausgaben für Schulbücher beziehen sich auf die Angaben des // VdS Bildungsmedien e.V. (Stand 2004)

26 Gedanken zu „Warum ich #OER-Schulbücher für eine schlechte Idee halte“

  1. Ich sehe das genauso wie du. Passendes Material für eine Klasse findet man nicht in einem Buch, sondern in unzähligen Quellen. Klassische Mathebücher nutze ich eigentlich nur, um mir Funktionen zu besorgen, die halbwegs glatt aufgehen. Meine Schüler fordern auch kein Mathebuch ein, beschweren sich aber mitunter über die Mengen Papier, die ich verteile – es ist dann halt in fast jeder Stunde eine Seite mit Material, die dabei anfällt. Auf die Idee, die Blätter von der Statistik am Anfang des Schuljahres auszuheften, wenn wir über Differentialrechung sprechen, sind sie aber nicht gekommen 🙂

      1. Ganz im Seminarstil (wie sollte man als Ref auf anders unterrichten) gibt es bei mir natürlich immer „spannende“ Einstiegsprobleme. Die Schüler waren ziemlich genervt, als ich zum Blätter sparen die Einstiege auf Folien gezeigt habe bzw. mündlich erzählt habe. Inzwischen bin ich dazu übergegangen, dass die Schüler auf dem Arbeitsblatt zum Einstieg auch die üblichen Verdächtigen (Planung/Vorgehensweise/Sicherung) notieren. Dann ist alles an einer Stelle zum nachschlagen und man muss nicht Heft und Ordner gleichzeitig lesen.

  2. Ich benutze ebenfalls immer Material aus verschiedenen Schulbüchern (in Mathematik öfter, in Politik eher selten), das Schulbuch hat vor allem die Funktion, über unterschiedliche Aufgaben zu differenzieren. Leider haben manche Bücher, gerade in Mathematik, immer wieder Fehler , und das ist bei den Lösungsbüchern oft besonders ärgerlich (ich teile Lösungsbücher im Unterricht oft aus).
    Was mich wirklich wundert: Warum bieten die Verlage keine Plattform an, über die man sich über die Bücher (Stärken, Mängel, Fehler) austausche kann. Auf diese Weise könnte man ein Schulbuch Lehrbuch auch aktuell und fehlerfrei halten.

  3. Da ich quasi frisch in den Lehrerberuf starte: Wie machst du das? Die ganzen Materialien erstellen? Wieviel Zeit nimmt das in Anspruch und arbeitest du wirklich ausschließlich mit Lerntheken?

  4. Ich weiß ja nicht… was bei meinen (Grundschul-)Kindern ankommt, sind bergeweise Zettel, die von Begrifflichkeiten, Aufgabenstellungen, Methodik nicht aufeinander aufbauen. Gerne noch welche in alter Rechtschreibung dabei. Wichtiges und Unwichtiges für ein nicht gut organisiertes Kind nicht zu unterscheiden, Wiederholen oder Nacharbeiten von durch Unaufmerksamkeit Verpasstem ist nicht möglich. Ich wäre sehr froh über Bücher, dann müsste ich nämlich nicht abends dasitzen, Lehrplan und Zettelwust vergleichen und rausarbeiten, was da eigentlich hätte vermittelt werden sollen…
    Als ich nach komplett vertagträumter Mittelstufe daran ging, mich innerlich aufs Abitur einzustellen, konnte ich einfach die Bücher der vergangenen Jahre vornehmen und nacharbeiten, was ich nicht mitbekommen hatte. Das scheint mir heutzutage ungleich schwieriger.

  5. Hallo, ich muss mich mal outen: Ich arbeite mit den Schulbüchern, nicht immer, nicht ausschließlich, aber dafür sind sie ja angeschafft worden. Und ich finde, sie erleichtern mir meine Arbeit, da ich so weniger Kopien habe. Mit einem Digitalen Schulbuch habe ich versucht zu arbeiten, da ich einen Schüler mit Förderbedarf Sehen habe, für den das echt super gewesen wäre. Leider gibt es die Version von Niedersachsen nicht in digitaler Form und ich kann jedes Mal schauen, ob ich die Seiten eher in der bayrischen Ausgabe oder in der von NRW finde.
    Wenn ich ein digitales Schulbuch nach meinen Wünschen zusammenstellen und dann auch verändern können und wenn meine Schüler alle PC`s, Lesegeräte, Laptops oder Tablets hätten, auf denen sie das Schulbuch dann auch jederzeit parat hätten, dann ware das meine persönliche Schulbuchutopie…..
    Ansonsten ist mein Konzept weiterhin: Das Schulbuch nutzen und mit dem ergänzen, was ich sonst noch wichtig finde (und da wenn es geht mit Material aus dem OER Bereich, ansonsten…..)

  6. Ich nutzte gerne und oft Mathebücher, bin aber nicht ganz glücklich damit. Viel lieber hätte ich digitale offlinefähige Themenhefte, die didaktisch aufbereitet mehrere Zugangsmöglichkeiten zu einem Thema bieten, viele interaktive Beispiele und Übungen, Lehrvideos (Flipped Classroom), Aufgaben verschiedener Schwierigkeitsgrad etc. Je nach Leistungsstand sollten diese Themenhefte dann auch auf den Leistungsstand des Schülers zugeschnittene Tests generieren können. Die Schüler müssen auch digital dort reinkritzeln können.
    Alles in Allem finde ich Bücher/Themenhefte für Schüler aber eine lohnenswerte Sache und wollte darauf nicht verzichten.

  7. Jap, ich glaube, ich bin da auch deiner Meinung. Das Format Buch ist hier sicherlich nicht das Richtige. Ich klaue mir auch alles mögliche zusammen und stelle immer wieder um und erfinde neu. Das ist eigentlich das Kreative an einem Lehrerjob: sich immer wieder auf veränderte Vorrausetzungen einzustellen. Keine Klasse ist gleich und so schauen meine OneNote-Notizbücher von heuer ganz anders aus als die vom letzten Jahr.
    Ich glaube, dass das jeder (gewissenhafte) Lehrer so macht. Es gibt aber auch die andere (größere) Masse…. leider.
    Ich werde auf alle Fälle mal versuchen, so ein Grundgerüst auf OneNote aufzuziehen, sodass ganz schnell und einfach Dinge ergänzt und hinzugefügt werden können, und zwar vom Lehrer UND vom Schüler! Gerade der Schüler soll und kann seinen Teil zur „knowledge construction“ beitragen.
    Danke auf alle Fälle für deine Sicht der Dinge, bin immer wieder für deine Inputs (zu welchem Thema auch immer) dankbar!
    @Helgaheineki: Das ist auch meine „Utopie“, die ich aber gerne schon bald Realität werden lassen möchte. Ein Sammelsurium auf OneNote-Basis, das ganz schnell verändert und zu seinem „eigenen Ding“ gemacht werden kann.

  8. Da hat das 21. Jh gerade begonnen und du bist schon in Gedanken im 22.Jh. Ich arbeite auch (meist) nach der Supermarktmethode und denke, dass ich ein OER-Buch (wenn es das irgendwann für meine Fächer gäbe) auch nicht anders nutzen würde. Der Unterschied ist aber, dass ich mich nicht ständig strafbar mache, wenn ich aus einem OER kopiere, verändere, Ideen „entstelle“ und auf meine Schüler zuschneide. Deshalb bin ich im 21.Jh für OER in Form eines Gratis-Selbstbedienungsladens für Lehrer und Schüler. Eine Alternative wäre für mich zur Zeit nur, wenn ich als Lehrer nicht mehr reglementiert würde und JEDES Material für meinen Unterricht frei nutzen und verteilen dürfte.

    1. Weil bei uns gerade etwas verschärft drauf geguckt wird und man als junger Kollege dann gleichmal den Job des „Urheberrechtsbeauftragten“ ungefragt bekommt ….
      Das Gute ist: wir dürfen Nehmen und Nutzen (Klauen klingt so negativ). Alle schönen Bildchen und Grafiken, nehmt sie, kopiert sie, nutzt sie. Legal. Nehmt die Schulbücher und kopiert sie euch zusammen (aber Achtung: maximal 10% der Seiten!) wie ihr sie braucht. Legal. Schöne Texte im Netz gefunden? Druckt sie aus und gebt sie euren Schülern. Ein guter Zeitungsartikel der gerade zum Unterricht passt? Jeder Schüler darf ihn in seinem Hefter haben.
      Alles legal. Alles erlaubt. Dank der Politik, die Millionen Euro pro Jahr an die VG Wort und Co bezahlt, damit wir das dürfen. Plus die aktuell 9 Millionen dafür, dass wir das gleiche auch (analog) aus den Schulbüchern und -heften dürfen – wenn auch derzeit nur bis 31.12.2014 (digital einscannen und den Schülern mailen ist auch erlaubt, aber dann darf nix! verändert werden.)

      Schulbücher sind in bestimmten Bereichen unersetzbar. Meine Kleinen brauchen die bunten Bildchen und etwas, was sie in die Hand nehmen können. Die Begeisterung für das Buch muss sich entwickeln, damit sie später lesen und nicht nur Poster (weil das ist ja auch nur ein Blatt Papier), auch wenn nicht jede Seite interessant ist. Ich liebe Schulbücher im Vertretungsunterricht. Ich bin froh über die Bücher in meinem Technikunterricht bei den 9./10.-Klässlern, denn diese sind nicht nur aktuell (erst vor 3 Jahren erstellt), sondern auch noch extrem regional (da extra für unser Bundesland). Dort kommen wirklich spannende Dinge.

      Aber: da ich selbst mit Förderschülern arbeite seh ich immer wieder, dass bestimmte Aufgaben für die guten und bestimmte Aufgaben für die nicht so guten Schüler einfach nicht optimal sind. Dann werden sie entweder angepasst oder ich mach was eigenes. Was aber nicht daran hindert, dass übersprungene Aufgaben nicht noch perfekt für Hausaufgaben geeignet wären.
      Es gibt Fächer, da sind Bücher sinnvoll (Mathematik – warum soll ich alles neu erfinden?), in manchen Fächern wären eher Quellensammlungen denn Lehrbücher (Geschichte, Religion). Genauso wird es lehrendes Personal geben, was komplett ohne Bücher auskommt und super Unterricht macht. Das ist das, was ich unter pädagogischer Freiheit verstehe: jeder holt mit seinen Methoden das ideale Ergebnis raus (was man auch immer unter „ideal“ verstehen mag).

  9. Wer erstellt den Supermarkt? Wer erschließt ihn?
    Wann lernen Schüler das Material, das ihnen die Lehrer vorsetzen, zu organisieren?
    Beim ZUM-Wiki erarbeiten wir Unterrichtsmaterialien, aber das geschieht neben der Arbeitszeit. Für einen prall gefüllten Supermarkt tun das viel zu wenige.
    Es gibt Fächer, wie Politik und Wirtschaft, wo ein Großteil der Materialien schon bei der Veröffentlichung überholt sind und wo das sogar für die Materialien am Anfang des Schuljahres gilt.
    Beim Sprachunterricht sieht das ganz anders aus.
    Die Wikipedia ist entstanden, als Brockhaus und Encyclopædia Britannica noch in Blüte standen. Die kreativen Lehrer greifen in großem Stil auf kommerzielle Schulbücher zurück.
    Was passiert, wenn jeder Lehrer nur noch auf ein Einheitsschulbuch zurückgreifen kann, wie jetzt die Wikipedia eine Einheitsenzyklopädie geworden ist? Woher kommen die vielen Anregungen?

  10. Hähä …

    bei Kurz Söser habe ich schon angefragt, nun also noch bei dir. Vielleicht hast du – Jan-Martin – ja auch mal mitbekommen, dass es eine Gruppe in G+ zum THema OER Schulbuch gibt.

    Leider haben wir noch nicht angefangen. Ein Grund sind auch grundsätzliche Frage, wie nach dem Ausgabe-Format. Wollen wir _ein_ Buch! Klar könnten wir für ein beliebiges Bundesland ein Buch zusammenstellen. Aber ich habe das Gefühl, dass die meisten Lehrer, die sich bisher der G+Gruppe angeschlossen haben, damit nicht glücklich wären, weil sie individuelle Bedürfnisse haben. Nicht nur was den Lernplan betrifft, sondern auch nach dem Unterrichtstil, -methoden usw.

    Vielleicht wäre da ein Wiki eine Lösung. Jeder kann seine Seiten dazu erstellen. Vielleicht auch mal einfach Basis-Übungen zum Üben von einigen Fertigkeiten. Oder eben besondere Herangehensweisen.

    Auch deine Lerntheken passen da rein. Entweder als Material zum Ausdrucken oder in digitaler Form als einzelne Seiten, die die Schüler mit Tablet auswählen und durcharbeiten können.

    Und jeder Lehrer kann für seinen Unterricht seine Materialien im Wiki in einem eigenen Inhaltsverzeichnis für das Schuljahr zusammenstellen. Oder Sachen nur punktuell nutzen.

    Es wäre schön, wenn ihr zwei – diesmal Kurt und Jan-Martin – euch anschließen würdet. Je mehr man sammelt, desto voller ist der Supermarkt der Ideen. Und jeder findet dort, was er braucht .. irgendwann einmal ;-).

    Grüße, Birgit

    PS: Die Community https://plus.google.com/u/0/communities/111666452509129482275 … und nicht von dem Titel abschrecken lassen 😀

      1. Immerhin … wenn du es schon als verführerisch bezeichnest 😉

        Beim Sammeln von Leuten geht es mir im Moment darum, die sowieso schon aktiven Leute zusammen zu holen.

        Unterricht muss man sowieso vorbereiten. Wenn man sein Material dann noch mal schnell ins Wiki stellt, sollte der Aufwand nicht so groß sein.

        Hab da ein paar Bilder zum Orbitalmodell gebraucht und sie dann auf das Chemie-Wiki hochgeladen. http://wikis.zum.de/chemie-digital/Kategorie:Orbitalmodell

        Eine alte Weisheit des Internets besagt ja, dass ein Projekt erst dann sexy ist, wenn es eine gewissen Inhalt hat und den Kinderbeinen entwachsen ist. Wenn man das Kleine nicht füttert verkümmert es natürlich. Wer sich über Schulbücher usw. aufregt sollte sich nicht lumpen und das Kleine ein wenig mitfüttern. Damit es genügend Groupies bekommt.

        Oder auch das Zitat: „If you want to go fast, go alone. If you want to go far, go together“

  11. Erstmal ein Seitenkommentar: In ein Physikbuch gehört kein Periodensystem, das gehört ins Tafelwerk. In die Physikbücher der entsprechenden Klassenstufen gehören eher Nuklidkarten.

    Und dann zum Eigentlichen: Das Buch stammt aus dem letzten Jahrtausend. Im 3. Jahrtausend sollte man stattdessen mit Datenbanken von Materialien arbeiten. Und die Schüler sollten auch nicht lernen, wie sie in einen Wust aus Arbeitsblätter, eigenen Mitschriften und Lehrwerken Ordnung bringen. So etwas gehört auch ins letzte Jahrtausend. Sie sollten stattdessen lernen, mit eben solchen Datenbanken umzugehen, in denen sich die Materialien befinden. Dazu gehört suchen, annotieren, umordnen, hinzufügen, …

    Alle anderen Versuche, wie ein OER sind zum Scheitern verurteilt. Die Wikipedia hatte gegenüber den vorherigen Lexika zwei riesige Vorteile, die ihr zum Erfolg verholfen haben:
    1. Wirklich jeder im Internet konnte frei mitarbeiten.
    2. Die Ausnutzung des Mediums Internet (Verlinkung, Interaktivität, rolling updates)

    Eine OER-Gruppe, die ein OER-Buch oder eine OER-Materialsammlung erstellt, wird diesen Erfolg gegenüber den Schulbuchverlagen nicht haben, weil eben nicht jeder frei mitarbeiten kann (praktisch höchstens jeder Lehrer) und weil keine neuen mediale Fähigkeiten ausgenutzt werden.

    Also hört nicht nur auf, ein OER-Buch zu schreiben, sondern schlagt euch alles aus dem Wind, was nicht eine freie, jederzeit aktualisierbare, sämtliche Fähigkeiten des Web2.0, social engineering und neuer technischer Geräte (Tablets, SmartPhones) nutzende Datenbank ebensolcher Materialien ist.

    1. @tandaradei

      Du schreibst … du spricht von der OER-Gruppe, als ob sie eine geschlossene Gruppe ist. Im Moment ist die Community auf G+ nicht frei zugänglich, aber ein Wiki würde über kurz oder lang geöffnet werden, damit eben jeder etwas beitragen kann.

      Man braucht aber erst einmal eine Gruppe, die einen Anfang macht.

  12. Hallo,

    nur her mit den OER-Schulbüchern und allem möglichen Content der aus dieser „Ecke“ kommt. Wenn ich mir meine Materialien kreativ zusammenstelle, will ich nicht gegen den Urheberschutz verstoßen.

    Und ob ich mir mein Material aus einem OER-Buch oder einem OER-Supermarkt zusammenstelle ist mir egal.

    Bye

  13. „Ich klaue mir aus Schulbüchern das beste zusammen.“
    Wenn ich hiermit Bedenken zu dieser häufig gemachten Aussage anmelde, dann gewiß nicht aus moralischen Gründen – auch ich habe mich aus allen möglichen Büchern bedient. Aber das war noch zu Zeiten, als Schulbücher im Klassensatz angeschafft wurden, der Markt sozusagen funktionierte. Ich erwähne den „Markt“, weil nur dieser garantiert, dass es auch künftig Bücher geben wird, aus denen man „klauen“ kann. Will sagen: wer ein Buch schreibt, tut dies nicht aus reiner Liebe zu Schulkindern oder aus Spaß an der Freud. Der Autor eines Buches will Geld verdienen, da wird mir niemand widersprechen wollen. Wenn der Markt für Schulbücher austrocknet, weil niemand mehr diese kauft (und alle sie nur für nix ausschlachten wollen), welcher Autor wird dann schon bereit sein, für nichts Zeit und Gehirnschmal zu opfern?
    Bei allem Verständnis für die Jagd nach „kostenlosem“ Unterrichtsmaterial sollten die Langfristfolgen dieser Entwicklung einmal diskutiert werden.

    1. Dem möchte ich ganz entschieden widersprechen:
      Zunächst einmal werden immer noch Schulbücher im Klassensatz angeschafft und Jahr für Jahr weiterverliehen. Ob ich sie nutze oder sie angestaubt im Regal liegen, macht keinen Unterschied.
      Außerdem – und ich wiederhole mich: Die Schulbuchverlage machen einen Umsatz von rund 200 Millionen Euro im Jahr. In den 13 Jahren zwischen 1991 und 2003 hat die Bundesrepublik über 3 Milliarden (3000000000 €!) Euro nur für Schulbücher ausgegeben! Das ist unfassbar! In den letzten 10 Jahren werden sicher weitere Milliarden dazu gekommen sein.
      Mit einem Bruchteil des Geldes könnte man offene Materialien schaffen, die für alle Zeiten gelten und nie wieder nichts kosten.

      Nichts, gar nichts rechtfertigt solch immensen Kosten.

      Und zuletzt: Es gibt haufenweise Lehrer, die Zeit und Gehirnschmalz opfern, um Material zu erstellen und es dem Gemeinwohl zur Verfügung zu stellen. Ich selbst tue das. Müsste ich nicht Gefängnisstrafen wegen Raubkopierertum fürchten, würde ich mein gesamtes Material online stellen und nicht nur das, welches keine Rechte verletzt.

      Ja, ganz sicher müssten die „Langfristfolgen dieser Entwicklung“ diskutiert werden: Auf der einen Seite stehen viele Milliarden Euro Ausgaben und auf der anderen Seite ein halbes Dutzend Lehrer, die an #OER arbeiten. 😉

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