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#17: Unser Kerl lebt

Reden wir über die Auferstehung.

Es gibt vier Bücher, die von Jesus berichten: Matthäus, Markus, Lukas und Johannes. Sie alle erzählen, wie Jesus von einem seiner Freunde verraten wurde, von seinem letzten Mahl mit seinen Freunden, von der Kreuzigung der Römer und dann, wie er von den Toten aufersteht.

Wenn wir in den Evangelien von jener Auferstehung lesen, dann werden die Dinge sehr schnell sehr interessant.

Markus berichtet, dass am ersten Tag der Woche Maria Magdalena, Maria, die Mutter des Jakobus, und Salome zu Jesus Grab gingen

während

Matthäus sagt, es waren aber die Maria Magdalena und die andere Maria, die zum Grab gingen (Was für ein Nackenschlag: Wie würde es euch ergehen, wenn ihr in die Geschichte eingehen würdet, als die andere Maria!?
Ach wissen Sie – es war die andere Maria.
Hallo Bob, liebst du Maria?
Auf keinen Fall! Ich bin total verschossen in die andere Maria!)

(Okay, jetzt habe ich den andere Maria-Witz ein bisschen überstrapaziert. Aber bitte nicht wegrennen, es gibt noch einiges über Maria zu sagen.)

(Oh Mann, das ist einfach lächerlich. Und auf eine skurrile Art super..)

Nach dem Johannesevangelium war es nur Maria Magdalena, aber als sie am Grab steht, fragt sie irgendein Typ warum sie so weint und nach wem sie sucht und sie hält ihn für den Gärtner und fragt ihn, ob er den Leichnam entwendet hat, weil

sie ihn haben will!

(Das sagt sie in dem Ton, den Frauen manchmal haben, wenn klar ist, dass sie keine Zweifel daran lässt, dass sie ihn auch bekommen wird.)

Daraufhin sagt der möglicherweise-Gärtner-Typ ihren Namen und sie erkennt ihn als Jesus.

Der Kerl lebt!

Lukas hingegen sagt uns, dass der gleiche möglicherweise-Gärtner-Typ mit zwei der Jünger von Jerusalem nach Emmaus (das sind etwa 12km) wandert. Und während sie sich die ganze Zeit unterhalten, erkennen sie ihn nicht, bis er am Mittagstisch das Brot bricht und sie dann feststellen, dass das Jesus ist.

Der Kerl lebt!

(Interessant, dass die Menschen, die am nächsten zu Jesus waren und viele Jahre lang mit ihm umhergezogen sind, ihn nach der Auferstehung nicht erkennen.  Hmmm. Offenbar sah er nicht mehr so aus, wie vorher.

Ein Evangelium erwähnt ein Erdbeben.

Die anderen lassen sie aus.

Johannes erzählt von zwei Engeln in weißen Kleidern, die am Grab sitzen.

Lukas sagt es waren zwei Männer in strahlendem Weiß.

Markus meint, dass es sich um einen jungen Mann, bekleidet mit einem weißen Gewand handelt, der an der rechten Seite des Grabes sitzt.

Und Matthäus sagt, es sei ein Engel des Herrn gewesen, der den Stein vor dem Grab wegrollte und es sich dann darauf gemütlich machte.

So wie jeder von uns es machen würde,

wenn wir einen Stein wegrollen würden,

um ein Grab zu öffnen.

Wenn wir die vier Evangelien Vers um Vers vergleichen, dann gibt es eine Menge Berichte und Erlebnisse und Aufregung und Fragen und Widersprüche und Chaos. Abgesehen von der Frage, ob ein Mann tatsächlich von den Toten auferstanden ist – die vier Berichte von Jesu Auferstehung enthalten eine Reihe von verworrenen Details, die dazu führen, dass die Geschichte ein wenig durcheinander gewürfelt wirkt, um es einmal vorsichtig auszudrücken.

Es gibt mehrere Antworten auf diese Unterschiede:

Einige ignorieren sie. Sie wiederholen einfach immer und immer wieder, dass dies das Wort Gottes sei und wir es so im Glauben zu nehmen haben, wir sollten die Wahrheit nicht anzweifeln, etc.
Andere nehmen diese Unterschiede als klaren und konkreten Beweis ihrer Anfälligkeit. Siehste? Es ist alles Mythos, Fabel, Wunder, Fantasie, etc. übernommen von den damals umlaufenden Märchen.

Mir sagen beide Perspektiven nicht zu.

Bevor ich das jedoch ausführe – ein paar Gedanken über Werbung.

Um es kurz zu machen: Viel dämlicher kann man sich kaum anstellen. Ehrlich. Wenn wir in unserem Leben je an den Punkt kommen, da wir eine neue Religion zu verbreiten versuchten, dann ist dies definitiv eine beschissene Art, das zu tun. Wie sollen wir Vertrauen erwecken, wenn schon die einfachsten Details nicht übereinstimmen?
Nicht zu vergessen die Frauen, (die wir erwähnen, weil alle Evangelien sie nennen. In allen vier sind es zuerst Frauen, die erkennen

Der Kerl lebt!

Frauen hatten jedoch im ersten Jahrhundert nicht besonders viel zu melden. Eigentlich gar nichts. Es ging ihnen vor zweitausend Jahren so, wie es heute noch in zahlreichen Ländern üblich ist: Ihr Wort war nichts wert. Daher ist es reichlich dämlich, eine Religion zu begründen, in denen Frauen irgendetwas bezeugen sollen. (Vergleichbar heute damit, wenn meine Tochter erzählt, im Kindergarten sei ein Drache gewesen! Wirklich, Papa!)

Zweitens: Matthäus schreibt, dass sich Jesus mit seinen Jungs auf einem Berg in Galiläa traf und

als sie ihn sahen beteten sie – einige aber zweifelten.

Wa…? Sie zweifelten?

Warum sollte Matthäus so etwas erzählen?

Wenn der entscheidende Punkt seines Buchs ist, dass Jesus der Messias ist, der König, der lang erwartete Erlöser der Welt, der Eine auf die jeder gewartet hat, warum sollte – als er gerade den Höhepunkt erreicht hat, das entscheidende Crescendo der Geschichte – er eine Zeile darüber schreiben, dass manche seiner Anhänger zweifeln? Ruiniert das nicht eigentlich den Moment? Untergräbt es nicht die komplette Aussage der Geschichte?

(Stellen wir uns kurz vor, wie Jesus da auf einem Berg steht: Ihr zweifelt? Im ernst, Leute!!?! Ich starb und kam zurück… es gibt nichts beeindruckenderes als das! Wenn euch nicht mal das umhaut, was kann ich denn noch tun?)

Und wo wir gerade dabei sind, möchte ich noch erwähnen, was Jesus sagt, als er von den Toten aufersteht. Ihr wisst das sicher, oder? Dieses bekannte Zitat, die brillante Wahrheit, die er ausspricht, nachdem er den Tod besiegt hat:

Habt ihr hier etwas zu essen?

Und in einem anderen Evangelium

Habt ihr ein paar Fische?

Denn, wir alle wissen ja, auch ein auferstandener Magen möchte gefüllt werden.

Das führt zu einer Frage.

Wenn etwas Außergewöhnliches in unserem Leben passiert ist, wie erinnern wir uns daran?

Was uns zu einer weiteren Frage führt:

Wenn jemand von den Toten aufstünde, wie würde diese Geschichte erzählt werden? In einer ruhigen und klaren und objektiven Art und Weise oder in einem etwas willkürlichen, überschwänglichen und chaotischen, vielleicht aufgeregten Stil, der aus der Erfahrung des Unerwarteten und Außergewöhnlichen herrührt, für das es keine passenden Kategorien gibt?

Dies führt zu einer anderen Frage:

Sie die Abweichungen und Details und Merkwürdigkeiten ein Hinweis darauf, dass die Geschichte kompletter Humbug ist, oder Anzeichen dafür, dass es sich um eine authentische Wiedergabe dessen handelt, was passiert ist?

Was uns weiterbringt, zu:

Wenn Matthäus berichtet, dass einige der Anhänger zweifelten, untergräbt das dann die Geschichte oder ist es vielleicht genau die Art von Ehrlichkeit, die das echte Leben widerspiegelt?

Warum sollte man die Frauen als erste Zeugen überhaupt erwähnen – wenn ihre Aussagen damals doch völlig wertlos waren. Es sei denn, sie waren die ersten Zeugen.

Wie frei ist unser Denken? Wie tief unsere Murmeln vergraben?

Was ist möglich?

Gibt es vielleicht eine neue Schöpfung, die mitten in die alte hineinplatzt?

Ist da etwas passiert, dass alles verändert hat?

Ist das Grab leer?

Wie würden wir leben, wenn wir tatsächlich annähmen, die Geschichte würde stimmen?

Ist der Kerl noch am Leben?

4 Gedanken zu „#17: Unser Kerl lebt“

  1. Hm ein durchaus herausfordernder Text, auch wenn mir die Sprache hie und da ein wenig zu flapsig und umgangssprachlich erscheint.

    Aber die Antwort lautet: Ja, er lebt. Was denn sonst? 😉

  2. Ganz zu schweigen davon, dass der Gärtner-oder-so-Typ sich gerne spurlos aus dem Staub macht, nachdem er erkannt worden ist, oder einfach so bei seinen Jüngern auftaucht, obwohl die Tür verschlossen ist und trotzdem darf der ungläubige Herr T. mit seinen Finger in den Wunden bohren.
    Fleisch von unserem Fleisch und irgendwie auch nicht.

    Ich werde ihn fragen, wie es war, wenn ich ihm gegenüberstehe.

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