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Politik & Ukraine & Blogs & Pressefreiheit & …

Politik & Ukraine & Blogs & Pressefreiheit & … 1Während so manche Kollegin nun erst in die Ferien startet, komme ich so langsam wieder in Arbeitslaune. Dabei waren die vergangenen Wochen ganz spannend und ich möchte euch gerne auf eine kleine, politische Reise mitnehmen.
Angefangen hat alles mit dem Cover des 31. SPIEGEL-Magazines von Ende Juli. Da ich den SPIEGEL nicht abonniert habe, wurde mir erst später klar, dass auf dem Cover die Opfer des über der Ukraine abgeschossenen Passagierflugzeuges MH17 abgebildet sind.
Ich finde Opfergalerien ekelhaft. Das ist auch etwas, das ich eigentlich nur von der BILD-Zeitung kenne. Trotzdem – und dass muss ich zu meiner Schande gestehen – habe ich mir keine weiteren Gedanken über das Cover gemacht.

Bis ich den Artikel “Die Opfer der Medien” aus dem BILDblog gelesen habe:

Das Schlimme daran ist ja nicht nur die Selbstverständlichkeit, mit der Journalisten die Facebook-Profile toter Menschen durchwühlen und alles daraus veröffentlichen, was nicht niet- und nagelfest ist. Es ist auch die Feigheit, die sie an den Tag legen, wenn man sie darauf anspricht.

Danach war ich etwas ungehalten und konnte mich durchaus nachvollziehen, wie man von diesem Cover zum Vorwurf der “Kriegshetze” kommt.

Anschließend veröffentlichte der SPIEGEL einen Kommentar “In eigener Sache” dazu.

Der SPIEGEL spricht sich in seiner Titelgeschichte dafür aus, Putin und den prorussischen Separatisten in der Ukraine Einhalt zu gebieten — und zwar ausschließlich mit harten wirtschaftlichen Sanktionen und ausdrücklich nur mit nichtmilitärischen Mitteln.

Fand ich super. Konnte ich mich anschließen. Ich war beruhigt.

Bis ich einen Artikel von Stefan Niggemeier las, der sich mit dem Kommentar auseinandersetzte.

Mit anderen Worten: Der „Spiegel“ selbst räumt ein, dass Sanktionen vermutlich kein schneller Weg sind, Putin zu stoppen. Auf der Titelseite aber steht in der größten Lautstärke, die man sich für das Blatt überhaupt vorstellen kann, die Forderung, Putin „JETZT!“ zu stoppen. „JETZT!“ mit Sanktionen, die wahrscheinlich mittelfristig wirken könnten?

Das Cover illustriert nicht die Forderung nach Wirtschaftssanktionen. Das Cover suggeriert, dass jetzt etwas getan werden, das Putin unmittelbar zum Ändern seiner Politik zwingt. Tja, was könnte das sein? Krieg nicht, sagt der „Spiegel“, denn das da hinein zu lesen, wäre „absurd“.

Da war ich wieder ganz schon verärgert.

Via Twitter schreibt Nikolaus Blome, Leiter der Chefredaktion des SPIEGEL:

Politik & Ukraine & Blogs & Pressefreiheit & … 2

Wow! Aber es brauchte wiederum zwei Blogs, um mich darauf hinzuweisen, dass in der betreffenden Umfrage des SPIEGEL von “gefährdeten Jobs” die Rede war, und nicht von “verschwundenen Jobs”.

Okay. Atempause.

Warum ein so langer Artikel gegen den SPIEGEL? Noch dazu auf einem unpolitischen Lehrerblog!?

Vor einigen Wochen schrieben Herr Larbig und ich wechselseitig über den Sinn von (Lehrer-)Blogs. Für mich waren die Tage des Stöberns und Lesens und Lernens und Bildens überaus faszinierend. Vieles an Informationen habe ich von Internetblogs. Einiges war Quatsch, vieles spannend und manches erhellend.

Ich möchte einladen und Mut machen, Blogs zu abonnieren und zu lesen oder selbst einen zu schreiben. Es gibt Krankenschwester-Blogs und Veganer Blogs, Hausbau-Blogs und solche, die Bundesligaspiele taktisch analysieren. Es gibt Blogs zu allem. Unbedingt empfehlen möchte ich die kritischen Journalismus-Blogs BILDblog und Stefan Niggemeier. Gerade weil wir ich all mein Allgemeinwissen aus der SPIEGEL ONLINE-App beziehe, ist es manchmal ganz gut, auch andere Meinungen zu lesen.

Normalerweise ist das sehr zeitaufwändig. Zig Webseiten müssten aufgerufen und durchforstet werden. All das ist umständlich und langsam …und unnötig. Darum noch eine kurze technische Anleitung, wie man all diese tollen Dinge lesen kann – ohne jeden Aufwand:

Für die meisten Smartphones gibt es eine kostenlose App namens “feedly”. Das ist so etwas wie eine Zeitung, die man sich selbst zusammenstellt.

Nach Installation und Anmeldung klickt man oben rechts auf die Lupe…

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…und sucht sich seine Quellen aus…

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… und kann anschließend lesen, lesen, lesen.

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7 Gedanken zu „Politik & Ukraine & Blogs & Pressefreiheit & …“

  1. Der Nachteil bei feedly, aber auch bei den sozialen Netzwerken wie G+/Facebook, ist die immer enger werdende Filterbubble der Inhalte, wie der PingPong zwischen Niggemeier, BILDBlog und topfvollgold von Mats Schönauer und Kumpel, die jetzt auch für den Berliner Tagesspiegel schreiben.
    Und sein Allgemeinwissen aus dem SpOn zu entnehmen, geht schon mal gar nicht… ^^
    Nicht seitdem Herr Blome (ehemals BLÖD und Wulff-Jäger) dort haust und dort die Boulevard-Redakteurin zur Chefredakteurin im Online-Bereich bestellt wurde.

    1. Ich kann das Argument der Filterbubble nachvollziehen – teile es jedoch nicht.
      Hat man den „früher“ (in den guten, alten Zeiten) mehr Auswahl gehabt? Hat man nicht schon immer seine eigene Peergroup gehabt? Der klassische Kumpel aus der Zeche wird auch in seiner Freizeit nur mit Kumpeln abgehangen haben, die das gleiche erlebt und gedacht haben, wie er. So gesehen haben wir heute deutlich mehr Auswahl.

      Die zunehmende Boulevardisierung des SPIEGEL missfällt mir auch. Allein – es fehlen die Alternativen für einen kurzen Überblick.

  2. Ich habe noch einen Tip um sein Allgemeinwissen neben SPON und diversen darauf verlinkenden blogs etwas breiter aufzustellen:

    1. Kostenlos dank Rundfunkgebühren:
    Deutschlandfunk
    Auch während des Autofahrens möglich oder zeitversetzt streamen.

    2. Kostet was, ist es aber wert:
    Ein richtige, gute Zeitung 🙂
    Ich mache bewusst keine Empfehlung, fragt einfach den gebildeten Zeitungsleser eures Vertrauens.

    Ich nutze beides und die SPON Meldungen haben im Vergleich dazu schon fast Boulevard Character…

  3. Ich empfinde SPON auch als nicht viel mehr als Boulevard. Man sollte mMn nicht den Fehler machen und SPON und DER SPIEGEL (Printausgabe) in einen Topf werfen. Die Printausgabe wird zwar auch schlechter (das neue Design ist fürchterlich), aber es ist immer noch das Magazin, welches ich für das wichtigste -und beste (neben diversen Tageszeitungen) – in Deutschland halte.

    Der größte Fehler des SPIEGEL ist es seinen Namen für diese unsägliche Online-Plattform herzugeben! Für kurzfristige Sport-News (etc.) ok, aber bitte keine ernsthaften Artikel oder Diskussionen dort.

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