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Richtige Wissenschaft mit der 7. Klasse

Mittlerweile ist meine Inklusionsklasse in der 7 angekommen und der NW-Unterricht ist von “richtigem” Physikunterricht abgelöst worden.
Zu Beginn des Schuljahres hätten wir uns mit Weltraum und unserem Sonnensystem beschäftigen müssen. Schon wieder. Denn das hatten wir in der 5 bereits ausführlich gemacht. Statt erneut “unsere neun Planeten” durchzukauen, entschloss ich mich für ein kleines Experiment:

Ich wollte sehen, wie viel richtige Wissenschaft man in der Klasse 7 schon treiben kann.

Zu Beginn der Einheit haben wir dazu erst einmal alles an Fragen gesammelt, was uns zum Universum einfiel. Es braucht eine Weile, aber irgendwann geht es immer schneller. “Was ist eine Atmosphäre?” “Was ist ein schwarzes Loch?” “Wie groß ist das Universum” “Wie funktionieren Satelliten?”

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Gute Fragen.

Die Schüler sollen in wild zusammengewürfelten Gruppen (ich zähle dazu jeweils durch 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7, 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7, … alle 1er zusammen, alle 2er usw.) jeweils zusammengehörige Fragen in Form eines Referates vorbereiten.

Aber zuerst gehen wir einen Schritt zurück.

Ich will blöde Wikipedia-Referate vermeiden, in denen stupide irgendwelche Daten vorgetragen werden darüber wie viele Galaxien es gibt und wie weit sie von der Erde entfernt sind und so weiter. Solche Vorträge sind sinnlos und die Kinder lernen höchstens, wie man PowerPoint bedient und im Internet recherchiert.

Also ein Schritt zurück.

Ich baue ein kleines Teelicht auf dem Lehrerpult auf. Ein reichlich unspektakuläres, langweiliges Experiment, das ich einige Momente in seiner einschläfernden Handlungslosigkeit wirken lasse.
”Um zu lernen, wie man naturwissenschaftlich an ein Projekt herangeht, muss man lernen, die richtigen Fragen zu stellen”, erkläre ich. Die ersten Kinder sind vermutlich schon eingenickt. “Also, welche Fragen fallen euch zu diesem Experiment ein?”

imageDer Anfang ist zögerlich. Dann geht es Schlag auf Schlag.

  • Wieso brennt die Kerze?
  • Warum brennt Wachs?
  • Woraus besteht Wachs?
  • Was ist Feuer?
  • Warum ist Sauerstoff für die Flamme wichtig?
  • Was bringt die Kerze zum brennen?
  • Woher kommt das Wachs in den Docht?
  • Warum verbrennt der Docht nicht?
  • Warum ist das Metall des Teelichts kühl?
  • Welche Stoffe braucht die Flamme zum existieren?
  • Warum ist die Flamme gelb?

Viele Fragen. Kaum eine können wir wirklich beantworten.
Ich erkläre der Klasse, dass sie ihre Referatsthema genauso angehen sollen. Nicht nur “Wie groß ist die Milchstraße?” sondern auch “Woher weiß man das?” und “Wie hat man das herausgefunden?”

Ich bin sehr gespannt, was die Schüler mir in den kommenden Stunden präsentieren werden.

6 Gedanken zu „Richtige Wissenschaft mit der 7. Klasse“

  1. Ein sehr guter Ansatz, um Kinder mit Naturwissenschaften vertraut zu machen. Gefällt mir.
    Mein Ansatz ist imme die Neugier und die Frage an die Schüler:“Welche wichtige Eigenschaft muss ein Forscher oder Wissenschaftler haben?“ Natürlich gelingt es nicht allen Kindern, direkt diese Eigenschaft zu finden, weil Wissenschaftler „so weit von ihnen entfernt sind“. Mit einer Hilfsinformation:“Fast alle von euch haben diese Eigenschaft schon.“ gelingt es dann oft. Nur aus Neugier ergeben sich Fragen und die Suche nach Antworten.

  2. Ich empfehle dazu ein Besuch einer Sternwarte, wenn möglich natürlich nachts und bei gutem Wetter, was die Sache spontan macht. Wenn Potsdam nicht so weit weg wäre, würde ich Sie glatt an unsere Universitätssternwarte in Potsdam-Golm einladen. Wir haben öfters Schulbesuch. Gerade Schüler der “kleineren“ Klassen sind begeistert, wenn sie mal den Mond sehen.

    Bin übrigens auch sehr auf die Vorträge gespannt und hoffe, Sie berichten bald darüber.

      1. Ich hab’s gelesen 🙂 Soweit ich mich erinnere gab es dort aber nur Vorträge, oder? Spannend wird es erst, wenn man sich den Mond, verschiedene Sterne oder auch die Sonne mal näher anguckt.

        Aber so können Sie ja trotzdem auf die Erfahrungen zurückgreifen.

  3. Pingback: Cloud Computing in der 7

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