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12 Wochen Ferien im Jahr

Wenn Leute über Lehrer lästern, dann fällt in der Regel der gleiche Satz: „Und dann noch 12 Wochen Ferien im Jahr.“ Meine Ferien, bis auf die Sommerferien, sehen so aus: Ich korrigiere einen Satz Hefte aus der 11, einen aus der 12 und einen aus der 13 und gerne noch einen aus der MIttelstufe.

Gepriesen sind diejenigen, die nicht in der Oberstufe unterrichten, wobei Deutsch und Englisch oder so auch in der Sek. I eine doofe Kombination ist. Es gibt Kollegen, die Kunst und Sport unterrichten. Jaja, der Alltag ist laut und anstrengend, aber die Leute haben in der Tat 12 Wochen Ferien. Alle anderen armen Säcke wühlen sich durch einen Berg von Arbeiten und lesen immer und immer wieder den selben Kram. Am schlimmsten sind die Leistungskursklausuren in der 13 – oder Q2, wie es jetzt so schön heißt, weil es die 13 am Gymnasium ja nicht mehr gibt. Die Schüler haben 4-5 Schulstunden Zeit. Ihr da draußen, ihr Glücklichen: Wisst ihr, was man in der Zeit alles schreiben kann und wie lange es dauert, das zu korrigieren??? Eine durchschnittliche Klausur (2-5 Schulstunden) zu korrigieren dauert 1 Stunde, mal mehr mal weniger. Und ich bin ein effizienter Arbeiter und kein Pedant.

Wir rechnen: 25 Hefte mal 1 Stunde und das mal 3 macht 75 Stunden Schreibtischarbeit.

Keine Mitleid: ich mag meinen Beruf sehr und ich auch Unterricht vorbereiten ist nicht schlimm. Ja, ich jammere auf höchstem Niveau, ich sitze warm, mache mir einen Tee, kann in aller Ruhe in Onlineshops stöbern, kann meine Dunstabzugshaube schrubben, die Kühlschrank auswaschen, meine Fingernägel lackieren, meine Freunde anwhatsappen, im Garten kramen ….arrghhh….ich will nicht mehr… ICH HASSE KLAUSURKORREKTUREN!!!!

 

20 Gedanken zu „12 Wochen Ferien im Jahr“

  1. Sie schreiben über die Ferien von Sport- bzw. Kunstlehrern:
    „Jaja, der Alltag ist laut und anstrengend, aber die Leute haben in der Tat 12 Wochen Ferien.“

    Ich unterrichte in Hessen Sport in Leistungskursen (Q-Phase), in Leistungsorientierungskursen (E-Phase), in Grundkursen (E- und Q-Phase) und in der Mittelstufe.

    In den Lks, Loks und Gks MUSS sich die Note aus praktischen UND theoretischen Unterrichtsinhalten zusammensetzen. Für die Mittelstufe gilt dies ebenso.
    Insofern werden in meinen Sportkursen Klausuren, Regeltests, Hausarbeiten, schriftliche Referatsausarbeitungen etc. von den Schülern geschrieben bzw. verfasst. Diese werden von mir korrigiert und das passiert auch wie bei den „richtigen“ Lehrern in den Ferien.

    Ich bitte Sie und alle anderen Kollegen, für die der einzige Nachteil des Sportlehrers nur in den lauten Hallen liegt, inständig darum sich einmal die Hinweise zur Vorbereitung auf die schriftlichen Abiturprüfungen für das Fach Sport vom HKM durchzulesen.
    Denn aus diesen geht hervor, dass die lauten Hallen für einen Sportlehrer, der seine Schüler im LK durch das Abitur bringen möchte, arbeitstechnisch gesehen ein recht geringes Problem sind. Denn was ich den Schülern im Theorieunterricht beibringen muss, geht über das Wissen das ein Ball rund ist und ein Fußballspiel 90 Minuten dauert, weit hinaus.

    Die Zeiten, in denen ein Sportlehrer einen Ball in die Halle wirft und sich dann 90 Minuten nett mit den Schülern unterhält, sind insbesondere in der Oberstufe vorbei. Das dies ein Mensch, der vor 20 Jahren zum letzten mal eine Schule von innen gesehen hat, nicht nachvollziehen kann oder will, ist für mich persönlich nicht sonderlich überraschend. Aber dieses ständige Sportlehrerbashing von Kollegen, finde ich zunehmend anstregend.

    Zwar bin ich kein Kunstlehrer, doch ich bin mir sicher das auch im Kunstunterricht nicht nur kleine Bildchen gemalt werden. Weder in der Mittel- noch in der Oberstufe.

    Wir als Lehrer müssen uns so oft den „Lehrer haben 12 Wochen Ferien“ Spruch anhören. Diesen Spruch müssen wir ertragen und ihn manchmal auch ignorieren. Wir müssen uns in Gesprächen mit anderen Berufsgruppen für unseren Beruf rechtfertigen und Ausführungen über das „paradisische“ Beamtentum hinnehmen.
    Und genau deswegen lese ich gerne mal in einem guten Lehrerblog (so wie diesem hier) um mich auch verstanden zu fühlen. Doch dies gelang durch Ihren Beitrag leider nicht.

    1. Ich muss mich entschuldigen! Ich wolte diese Arbeit nicht diskreditieren. Sie haben absolut recht. Da an unserer Schule Sport bisher nie schriftlich gewählt wurde (werden konnte?) und Abitur in Kunst die absolute Ausnahme ist, habe ich das so geschrieben. Aber die Ausnahme sind Leistungskurse bzw. Oberstufenkurse mit vielen schriftlichen Schülern: Diese Arbeit ist immer in ALLEN Fächern enorm hoch.

  2. Wenn ich das so lese, leide ich gleich mit. Alle Pläne, die Schulaufgaben so zu verteilen, dass ich in den Herbstferien wenig zu korrigieren habe, sind durch eine Woche Krankenhaus dermaßen zerschossen worden, dass ich dann wohl auch gleich drei Klassensätze (d.h. 3×32 – die Klassen sind groß) Deutschschulaufgaben da liegen haben werde. Habe mich selten so auf die Ferien gefreut 😉

    1. By the way – Psychologischer Trick in Bayern: Es gibt hier keine Klassenarbeitshefte, sondern für jeden Schüler nur Schreibbögen, was die drei Stapel wenigstens optisch schön klein wirken lässt 😀

  3. Nun muss ich doch etwas lachen über die verzweifelten Rechtfertigungsversuch-Bemühungen des Sport-Kollegen. Zentrale schriftliche Abschlussprüfungen (in MäcVorPomm Klassenstufen 10 und 12) und jährliche Vergleichsarbeiten sind Bonusbestandteil der üblichen verdächtigen Fächer (D, En, Ma). 4 vorgeschriebene Klassenarbeiten und die normalen „Tests“ obendrauf. Mein Verständnis für Sportkollegen hält sich sehr in Grenzen. Gibt auch faktenbelegte Studien mit eindeutigen Zahlen dazu (Hamburg, Faktorisierung der Fächer, Grundlage: Mummert & Partner) http://www.voss-hh.de/Lehrerarbeitszeit/AZM.pdf

  4. Die Unterschiede sind auch in der Sek.1 riesig – selbst innerhalb der Hauptfächer. Für die Korrektur einer Mathearbeit benötige ich im Vergleich mit einer Deutscharbeit nur 1/3 der Zeit. Kommt daher, dass ein schlechter Schüler im Fach Deutsch dennoch einiges auf das Papier bringt und die Korrektur durchaus 45 Min. dauern kann (LRS!). Wenn ein Schüler im Fach Mathematik eine Aufgabe nicht kann, schreibt er oftmals einfach – nichts.
    Der Deutschunterricht ist auch mit Zusatzaufgaben belastet: Inklusion (+ extreme Heterogenität), Deutsch als Zweitsprache, Deutsch als Fremdsprache (Flüchtlingswelle!), LRS, Notenwidersprüche, dazu dann bitte auch noch eine Schülerzeitschrift oder das Theaterspiel für das Schulfest. Da würde ich gegenüber den Nebenfächern (z.B. Erdkunde) die doppelte Zeit ansetzen.

    Selbst die Faktoren finde ich hier für das Fach Sport in der Sek.1 immer noch übertrieben und müssten eher bei einem Drittel des Deutschunterrichts liegen. Da reicht schon ein Blick auf den Schwimmunterricht – 50% der Zeit gehen für den Anmarsch und das Umkleiden drauf. Elterngespräche (Helikoptereltern?), Notenbegründungen und die Korrektur von Klassenarbeiten gibt es nicht – da ist der Feierabend auch der Feierabend.

    In der Oberstufe gibt es auch weiterhin Unterschiede. Der Deutsch-LK ist zumeist randvoll, während im Fach Sport deutlich weniger Schüler vorzufinden sind. Und was die Fülle des Stoffes angeht – mal eben die 760-Seiten Buddenbrooks in wenigen Wochen durchzupeitschen, ist alles andere als vergnügungssteuerpflichtig.

    Zusammenfassen kann ich mich Jörg vollkommen anschließen – das Gejammere von Sportlehrern ist nun wirklich ein Witz.

  5. Ja, die Fächer mit großem Korrekturaufwand haben es schwer, die anderen aber auch oder möchten Sie im Alter von zarten 60-67 Jahren dann noch den SuS die Abfolgen am Reck vorturnen? Auch das gehört zu den Aufgaben eines Sportlehrers!

  6. Wie geht man dem Ganzen aus dem Weg? Man kann darauf achten, dass jeder Lehrer ein Korrekturfach hat und man eben keine Kombinationen wie Kunst-Sport zulässt. Dann gibt es gerade innerhalb eines Kollegiums auch weniger Streit. Wer sich für die Kombi Englisch-Deutsch entscheidet (oder ähnliche Sprachenkombis) ist in gewisser Weise aber natürlich auch selbst Schuld. Eine Sprache könnte ja auch reichen.

    1. Ja, „eine Sprache könnte auch reichen“, wenn man nicht an beiden hängen würde 😉 . Schon richtig, irgendwo sind wir selbst schuld, aber das ist eben auch nicht immer eine kalkulierte Entscheidung à la „Hmm, nee, ich sollte mir als Zweitfach lieber was suchen, was ich zwar nicht so gerne mache und den Schülern nicht so begeistert vermitteln kann, aber womit ich dann wenigstens weniger Arbeit (in Bezug auf Korrekturaufwand) habe!“ 😉 Ich habe mir den Satz „Warum tust du dir das auch an?“ schon oft gehört und nie nachvollziehen können – denn die Fächerwahl war weder bei mir noch bei den befreundeten Lehrern/Referendaren/Studenten eine ‚rationale‘ – wenn man so will – Entscheidung.
      Dass der Korrekturaufwand größer ist, ist ganz logisch und allgemein bekannt – klar, damit muss man leben, man weiß ja, worauf man sich einlässt. 🙂

  7. Man kann und muss in jedes sogenannt Nebenfach Zeit investieren: Die Naturwissenschaftler bauen gerade in der Oberstufe auch mal längere Zeit Experimente auf, die Historiker suchen vernünftige Quellen, Sozialwissenschaftler müssen mehr noch als alle anderen auf der Höhe der Zeit sein, usw.
    Guter Unterricht erfordert immer und in jedem Fach ein gewisses Engagement, das ist selbstverständlich. Es geht um den Korrekturaufwand „oben drauf“, der zusätzlich gleichmäßig verteilt sein sollte. Kann man erwarten, dass jemand ohne viele Korrekturen diese Zeit in supertollen Unterricht investiert? Ich glaube, das sind Ausnahmen.
    In anderen Bundesländern werden einfach in jedem Fach Klassenarbeiten geschrieben. Das gibt es in NRW nicht und diese Diskussion will ich auch gar nicht erst anstoßen, ich erinnere mich aber noch an mein eigenes Studium in Niedersachsen: Hier waren solche „Nebenfächerkombinationen“ in der Regel nicht möglich zu studieren, so kann man zumindest langfristig soetwas entgegnsteuern. Bei aller Liebe zu Fach, die ohne Frage bei Lehrern vorhanden sein muss, der Aufwand ist zumindest von dem, was man minimal „abliefern“ muss, unterschiedlich. Zwangsläufig auch deswegen, weil sich in Sport (zu unrecht) selten jemand über 90 Minuten Fußball beschwert, in Deutsch aber schon die Schüler (zurecht) auf den Barrikaden stehen, wenn der Lehrer Faust II nicht gelesen hat.

  8. Ich möchte gerne noch (abseits der Diskussion um Sportlehrer etc.) eine kleine Ergänzung machen: Abgesehen von den Korrekturen in den Ferien bleibt ja auch zu ergänzen, dass (je nach Anzahl der Korrekturen – bei mir sind es 6) einige Wochenenden für das Schwingen des Rotstiftes draufgehen.
    Wer also schön (und immer wieder) damit argumentiert, Lehrer seien ja ach so früh (mittags, hahaha) zuhause und würden einen großen Teil ihrer Zeit gar als Freizeit gar nicht tot zu kriegen wissen, der schaue sich bitte auch mal die Wochenenden an, die wir am Schreibtisch verbringen…
    Auch ich liebe meinen Job und mache ihn gerne, aber das Gemecker (und das teils sehr verletzend und unterhalb der Gürtellinie!) anderer arbeitender Menschen geht mir schon auf den Keks!

  9. Na ja… alle Ferien bist auf die Sommerferien? Darf die Frage erlaubt sein, was Sie in den Freistunden bzw. an den freien Nachmittagen tun? (Keine Sorge – einem in den Pausen die Tür einrennenden Schüler mit Fragen, Anrufe bei Eltern, Absprache mit Kollegen, Unterrichtsvorbereitungen und ähnliches hab eich gedanklich schon berücksichtigt.) Ich selbst habe auch zwei Korrekturfächer – ja, auch Deutsch und auch Oberstufe – und habe es im letzten Jahr geschafft (ja – trotz engagiertem Unterricht!) lediglich wenige Wochenenden und KEINEN einzigen Ferientag mit Korrekturen zu verbringen. Wie? Schlichtweg durch die effiziente Nutzung von Freistunden (und nein – wir haben an der Schule keine Lehrerarbeitsplätze) und damit meine ich auch, dass ich bspw. zur ersten Stunde komme und schon korrigiere, wenn ich erst zur zweiten oder dritten Stunde Unterricht habe. Verbringe ich dann noch meine (rar gesäten) freien Nachmittag damit, zu korrigieren bis mein Mann im frühen Abend von der Arbeit kommt (kein Lehrer)… dann habe ich in der Tat 12 Wochen Ferien und kein übermäßiges Arbeitspensum während der Schulzeit. Aber Letzteres ist man schlichtweg gewohnt, wenn man selbst aus der freien Wirtschaft kommt und auch mal etwas anderes gesehen hat außer Schule, Uni und wieder Schule.

    1. Das funktioniert bei mir nur selten, weil immer irgendetwas ist. Irgendein Papierkram muss erledigt werden, Telefonate geführt oder mit Kollegen irgendwelche Termine abgesprochen werden.

      Bis ich mich dann hingesetzt und in die Arbeit reingedacht habe, ist die Freistunde auch schon wieder rum.

    2. Ich verbiete mir an dieser Stelle Zynismus, denn der bringt uns auch nicht weiter. Ja, Sie dürfen fragen, was ich mit meiner vielen Zeit anfange, denn ich gehöre auch zu den Leuten, die an jedem Tag um 20 vor 8 in der Schule sind und nur freitags den Laden vor 14.45 verlassen.
      Ich bin auch Beratungslehrerin der EF/ 11 mit 92 SchülerInnen. Die kommen und melden sich krank und müssen zudem schlicht und einfach beraten und verwaltet werden. In der Schule arbeite ich auch in jeder „Freistunde“, wie Sie das so schön nennen. Tja, und mit den freien Nachmittagen ist das an einer Ganztagsschule so eine Sache. Klar hat man freie Nachmittage, wenn man um 13.15 seinen Unterricht erledigt hat. Und dann gibt es ja immer noch die Frage des Anspruchs: Wer keine ordentlichen Beurteilungsbögen für Klausuren entwickelt, sondern einen kurzen Kommentar unter Klausuren schreibt, und wer seinen Unterricht beginnt mit „Schlagt mal das Buch auf S. xy auf!“ braucht sicher nicht in den Ferien zu korrigieren ….ganz anders ich doofen Idiotin, die nie „etwas anderes gesehen hat außer Schule, Uni und wieder Schule.“ Hätt´ich doch mal gut was Gescheites gelernt, dann bekäme ich sicher auch Struktur in mein Leben.

      1. Frau Tellmann – es tut mir leid, wenn Sie sich offenbar von meinem Kommentar angegriffen fühlten. Das war nicht meine Absicht. Auch Zynismus habe ich hier nicht an den Tag gelegt – sondern lediglich meine Meinung geäußert. Ich halte es nämlich mit Herrn Klinge: „Kritik muss erlaubt sein“. Gerne sende ich Ihnen auch ein paar meiner durchaus ordentlichen Beurteilungsbögen zu, sollte Sie dies in Ihrem Arbeitsalltag entlasten! (Letzteres war jetzt übrigens zynisch gemeint.)

  10. Ich habe, zugegeben, nur die ersten Kommentare gelesen: sind wir jetzt schon so weit, dass Lehrer sich untereinander die Ferien nicht gönnen? Wer arbeitet wie viel? Ich bestimmt mehr? Oder muss ich jetzt noch Deutsch unterrichten, weil ich weniger Korrekturarbeit habe mit Kunst als Unterrichtsfach?
    Ich bin „nur“ Erstklasslehrerin, vielleicht kann ich nicht mitreden. Habe jetzt auch gar keine Zeit mehr, muss meine Ferien nutzen und das Mm, Aa, Ll und Oo in den Arbeitsheften korrigiere…

    1. Das ist recht kurzsichtig formuliert: es kann doch nicht sein, dass „wir Lehrer“ uns gegenseitig betüdeln müssen, um nicht als Nestbeschmutzer zu gelten. Natürlich arbeiten bestimmte Fächerkombinationen mehr als andere und das darf auch so formuliert werden.
      Es gibt mehr als Schwarz-Weiß und Kritik muss erlaubt sein.

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