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Frust & Konsequenz in der Abschlussklasse

Frust & Konsequenz in der Abschlussklasse 190 Minuten Physik. (Elektrische) Spannung. Stromstärke. Spannung. Stromstärke. Spannung. Stromstärke.

Ich springe von Tischen und Stühlen um die Spannung als Höhenunterschied zu verdeutlichen. Wir bilden Schülermodelle um den Strom plastisch zu spielen.

90 Minuten. Spannung. Stromstärke. Spannung. Stromstärke.

Ganz am Schluss die Frage: “Was versteht man nochmal unter elektrischer Spannung?”

Leere Gesichter. “Keine Ahnung.”

Manchmal ist der Beruf wirklich ätzend. Als würde ich mit einem IKEA-Button auf der Brust nur zur Belustigung der Kinder herumturnen.

“Och, keine Ahnung, was wir heute gemacht haben, aber der Herr Klinge ist lustig herumgesprungen.”

(den Konsequenzen-daraus-Teil habe ich wieder gelöscht.)

10 Gedanken zu „Frust & Konsequenz in der Abschlussklasse“

  1. Oh ja – das kenne ich. Die Schülergehirne sind halt keine Gefäße, auch wenn das uns die Arbeit erleichtern würde und zu mehr „messbaren“ Erfolgserlebnissen führen würde. 😉

  2. Hihi, genau den Effekt kenne ich auch. Man „spielt“ mit der gesamten Klasse den elektrischen Strom, macht sich total zum Affen, weil man anschaulich die Begriffe vermitteln möchte und „erntet“ leere Gesichter. Seitdem ich ein von meiner Kollegin entwickeltes Wasserbechermodell nutze (für Stromstärke, Spannung, Widerstand) und durchspiele ist es etwas besser, aber auch noch nicht das Ei des Kolumbus. Will sagen: alle Schüler erreiche ich damit auch nicht.

    1. Ach.. wenn man ehrlich ist, hat es vor allem mit „Lust“ und „Unlust“ zu tun.
      Der ein oder andere wäre schon zufrieden, wenn man ihm einen Tasse Kaffee hinstellte und ihn von morgens bis abends in Frieden ließe.

  3. Ich bin ja noch nicht an der Schule aber kenne es vom Nachhilfe geben… Da ist man ja sogar allein bespaßer…
    Ich musste gerade herzlich lachen. Schön dass es nicht nur mir so geht aber um ehrlich zu sein manchmal ging es doch jedem, je nach Schulfach so.
    Irgendwas bleibt dann doch hängen und wenn man einen überblick bekommt versteht man dann doch auch im Nachhinein oft die Einzelteile…
    Kopf hoch ☝️

  4. Ich täusche Physik gegen Chemie und Strom gegen Kern-Hülle- Modell. Genau das selbe: Anzahl Protonen, Anzahl Elektronen, Anzahl Neutronen … am Ende auch nur leere Gesichter.

    Du sprichst mir aus der Seele! Schön zu wissen, dass nicht nur ich frustriert bin. :-/

  5. Manchmal frage ich mich, wieso Schule nicht freiwillig ist. Dieses Desinteresse an Physik ist manchmal erdrückend. Viel schlimmer als in Mathe.
    Aber Galileo Physik mache ich nicht. Und ich bin auch kein Mythbuster.

  6. Ich tausche Physik gegen Deutsch:
    wozu muss ich aus einem Text den tieferen Sinn, die Bedeutung herauslesen können???Ist doch eh immer alles so gemeint wies da steht…und nun stressen Sie mal nicht so rum…als Forstarbeiter/Mechaniker/Soldat muss ich nicht mehr lesen…

    NEIN!!!! musst du auch nicht… deswegen hast du auch erst beim zweiten Gespräch gemerkt, dass du, wenn du dich beim Bund bewirbst, tatsächlich dich für einige Jahre verpflichtest und das nicht heisst, dass du in Deutschland in Kuschelnähe vom Wohnort bist, sondern tatsächlich eventuell auch in den Krieg musst….

    Da könnte man manchmal schreien! Weil wenn man nachfragt, wenn er was erzählt, erklären probiert, dann hat man ja weil man uralt ist keine Ahnung… (dabei bin ich noch nichtmal doppelt so alt wie die lieben 10er…)

  7. 3 Wochen Endungen des Verbs im Präsens mit meinen VKLern. Am Ende: Nimmdir ein Verb und eine Personalform und konjugiere das Verb: Ich gehen. Neiiin!
    Aber jetzt nochmal 2 Wochen später:
    Ich: „Es heißt nicht ich arbeitet sondern… ?“
    Schüler: „Achh ja, arbeite.“

    Einfach mal abwarten, vielleicht braucht es einfach etwas um sich zu setzen und verstanden zu werden

  8. Mein Physiklehrer hat’s probiert.
    Mein Vater hat’s probiert.
    Bücher haben es probiert.
    Mein Mann hat es probiert.
    Nach einem halben Jahrhundert Lebenszeit bin ich überzeugt: Es gibt einen Strom-Analphabetismus, der aber GsD nicht dominant vererbbar ist.
    Die Töchter können es.
    Aber ich gebe nicht auf!
    Spannung ist für mich: Zwei gegnerische Parteien, die gegeneinander antreten, sich aber im Kampf Mann-gegen-Mann peut a peut neutralisieren.
    Stromstärke ist dann die Anzahl von Leuten, die ich durch die Röhre schicke, wobei dieses Bild gleichzeitig das Wissen vermittelt, dass eine bestimmte Stromstärke einen gewissen Adernquerschnitt benötigt.
    Es ist eine Krücke, aber sie reicht, um durchs Leben zu kommen.

    Physik konnte ich zur Freude aller Beteiligten ja abwählen 🙂

  9. Man kann Strom auf tausend verschiedene Arten anschaulich vermitteln, wie man will. In der Realität der Schüler, ohne Bezug auf die der Unterricht keine Berechtigung hat, besteht Strom aus einem (!) Gummikabel von der Stackdose zum Gerät (möglicherweise mit nem Netzteil dazwischen). Das Gummikabel kann man aufschneiden und 2 oder 3 Kupferadern zeigen, aber das wars dann auch. Mehr sieht Schüler einfach nicht, andere Sinneswahrnehmungen unterliegen dem und Empathie kann nicht mal ich für Elektronen entwickeln. Für einen Teil der Schülerschaft geht also einfach nicht mehr.

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