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“Dürfen wir Musik hören?”

IMG_20150305_100354Ich arbeite viel mit Lerntheken. Das bedeutet, die Schüler suchen sich Aufgaben eines wählbaren Schwierigkeitsgerades aus und bearbeiten sie alleine oder zu zweit. Nach mehreren Jahren und deutlichen Beispielen haben die meisten mittlerweile verstanden, dass sie umso besser lernen, je mehr sie selbst denken – vulgo je mehr sie alleine arbeiten. Ich selbst werde als Lehrer im Unterricht nur noch gebraucht, um Fragen zu beantworten und bei Problemen zu helfen. Ansonsten schaue ich zu.
In letzter Zeit fragen mich besonders die Mittelstufenschüler, ob sie nebenher Musik hören dürfen und stets bin ich unentschlossen.

Nein, weil man sich auf die Aufgabe konzentrieren und nicht nebenher seine Lieblingshits summen soll. Auch nicht im Geiste. Nein, weil am Ende doch Zeit damit verschwendet wird, das nächste Lied auszuwählen oder das letzte Lied nochmal oder das Album zu wechseln oder oder oder. Nein, weil ich beim Arbeiten absolute Ruhe brauche: Radio oder Musik oder Fernsehen nebenher geht gar nicht.

Ja, weil einige Schüler stiller und konzentrierter sind. Sie werden nicht mehr vom Nachbarn abgelenkt. Ja, weil es auch Menschen gibt, die wunderbar zuhören und nebenher kritzeln können. Bestimmt trifft das auf Musik auch zu. Ja, weil gar nicht alle (nicht einmal die Hälfte) Musik hören wollen, sondern nur ein kleiner Teil (übrigens fast ausschließlich Mädchen).

Wie bei vielem muss ich letztlich zugeben, dass ich nicht weiß, ob “Musik hören beim Arbeiten” irgendwelche Auswirkungen hat. Lernen die betreffenden Schüler dadurch besser? Schlechter? Macht es am Ende überhaupt einen Unterschied?

Wie seht ihr das?

38 Gedanken zu „“Dürfen wir Musik hören?”“

  1. Naja, mehre Klassenkameraden konnten mit Musik besser lernen.
    aber eben nicht alle. das ist abhängig von Mensch zu Mensch.
    Ich konnte das nicht.
    Andere konnten aber auch am besten Lernen wenn es Still in der Klasse war. Ich brauchte immer ein wenig Krach um mich herum (wenn auch keine Musik)
    So gab es immer Probleme, dass wenn ich mal Hausaufgaben gemacht habe, ich den Fernseher angemacht habe, und meine Mutter immer aus, weil ich ja Konzentriert lernen sollte. Ich habe ihr das immer wieder gesagt, aber sie wollte es nicht wahr haben. bis ich statt den Fernseher an zu machen n Fön auf den Tisch gelegt habe um krach um mich herum zu haben 😀

  2. Ich stelle es frei. Aber nur, wenn es ein reiner mp3-player ist. Denn wir haben ja immer noch Handyverbot 😉
    Damit marginalisiert sich das Problem.

  3. Tendenziell neige ich zur PRO-Musik Antwort. Richtig gewählte (was immer das bedeutet) Musik kann (unbewiesen…) beflügeln und entspannen. Und nebenbei kann man(n) noch frühkindliche, frühpubertäre, pubertäre und postpubertäre musikalische Geschmacksbildung betreiben

  4. Sind Sie Tanzlehrer?
    Ansonsten nicht, denn jede Ablenkung, auch eine als positiv empfundene oder eine gar nicht wahrgenommene Ablenkung (wie z.B. ein unverhofft hüpfender Mauszeiger, weil man uuuuunbedingt das coole Glitzermousepad haben muss) verringert die Effizienz der eigentlichen Tätigkeit.
    Telefonieren beim Autofahren? Ich seh doch die Straße, telefonier doch nicht mit den Augen.
    Rauchen am Steuer? Ich hab doch noch die andere Hand frei.
    usw. usf.
    Dass es sicher Ausnahmen gibt, weil manche ihr Gehirn anders organisiert haben, geschenkt.

  5. Ich selber bin ein Mensch, der beim Arbeiten absolute Ruhe braucht. Ich kann keine Musik hören, weil ich ständig die Lieder mitsinge, weil mir die Musik so gut gefällt. Dass das bei anderen anders ist, habe ich gelernt zu akzeptieren. Meine eigenen Kinder brauchen Musik um ihre Hausaufgaben zu machen und um sich konzentrieren zu können. In der Schule ist das ein Problem. Da bei uns laut Schulordnung Handys im Unterricht verboten sind, darf ich das Musikhören im Unterricht gar nicht erlauben. Ich tue es öfter trotzdem, weil ich Kunstlehrerin bin. Da dürfte es ja außer Frage stehen, dass das Musikhören nur Gutes bringt. Es ist dann viel ruhiger im Unterricht und das Malen geht leichter von der Hand. Ich bin jedoch auch Mathematiklehrerin, und in diesem Fach käme das für mich nicht infrage. Ich möchte nicht für Flüchtigkeitsfehler verantwortlich sein, weil ich das Musikhören erlaubt habe.

    1. Ich brauche auch absolute Ruhe – aber das muss ja nicht für jeden gelten.
      Bemerkenswert finde ich, dass fast nur Mädchen Musik hören wollen – vielleicht, weil Mädchen (tendenziell) eher ihre Ruhe (vor der Außenwelt) haben wollen?

  6. Im Technik Unterricht, wenn die Schüler den Lötkolben schwingen, ja. In Physik und Mathe, eher nein.
    Ich finde es auch erschreckend, dass viele Schüler bei absoluter Stille unruhig werden. Ich habe das zum Thema Akustik ausprobiert. Manche Schüler empfanden die Stille unerträglich. Eine Erklärung dafür habe ich jedoch nicht.

  7. Ist schwer und hängt wohl auch mit der vor Ort vorhandenen Schulkkultur zusammen. Ich kann nur dem Aspekt bestätigen, dass gerade manch Störenfriede lammfromm werden und tatsächlich sehr konzentriert arbeiten. Eigentlich reicht mir das schon als Grund es zu erlauben.

  8. Um diese Frage zu beantworten, müssen wir einen Einblick in die aktuelle Hirnforschung gewinnen (Gehirn-Gerechtes Lernen).

    1. Ob Mann oder Frau, lernen wir alle gleich. Und zwar, indem wir eine Verbindung vom Neun/Unbekannten zum Alten/Bekannten (in dem Fall zu unserem Wissensnetz) herstellen. Wenn dieser Prozess nur auf eine Inhaltsebene stattfindet, merke wir uns die Sachen relativ kurze Zeit und vergessen sie in der Regel spätestens nach der Klassenarbeit. PAUKEN ist nicht gleich LERNEN.

    2. Das LERNEN findet auf einer anderen Eben statt, nämlich auf der der EMOTIONALEN EBENE. Dafür verantwortlich ist das Limbische System. Wird ein kognitiver Prozess mit unseren Gefühlen und Emotionen verknüpft, wird er effizient und wir vergessen das Gelernte nur selten. LERNEN ist GEIL!

    So, die Frage ist jetzt, kann Musik, die mit unseren Gefühlen und Emotionen stark verbunden ist, das Lernen mittels eine Lerntheke unterstützen?

    Nehmen wir an, die Schüler sollen sich mittels Lerntheke mit dem Thema Mittelalter auseinandersetzen und dürfen dabei Musik hören. Sie bekommen eine Aufgabe, auf Folgendes zu achten:
    1. wenn du merkst, „A-Ha, ich kapiere die Sache!!!“, achtest du sofort, was für ein Musikstück gerade läuft (bewusste Wahrnehmung).
    2 du notierst sofort den Titel, die Band oder den Sänger des Musikstückes und erstellst somit eine Playlist zu deinen Erkenntnissen.
    3. nach dem Lernen, spielst du deine Playlist kurz vor und versuchst an die Sachen zu erinnern, die du verstanden/entdeckt/gelernt hast.

    Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, das die Schüler beim Hören von den erstellten Playlisten an die Pizzeria um die Ecke denken?

    Lasst und gemeinsam forschen und das Experiment in verschieden Klassenstufen ausprobieren!

    So nebenbei: Wer von euch kennt das Musikstück, das beim ersten Sex lief? Könnt ihr euch an das Musikstück erinnern, das nach dem ersten Sex lief? 🙂

    1. Funktioniert bedauerlicherweise auch andersherum: „Fix You“ von Coldplay verbinde ich mit dem Durchfallen durch eine Matheprüfung an der Uni – kriege heute noch Gänsehaut, wenn ich das entsprechende Lied höre. *grusel*

      1. Ich gehe davon aus, dass Lernen zum Lernerfolg führen soll und nicht zum Misserfolg. Haben Schüler einen Lernerfolg, produziert das limbische System Dopamin(Glückshormon). Nehmen sie in diesem Moment ihren emotionalen Zustand bewusst wahr und verknüpfen diesen mit den Einflussen der Umwelt, vergessen sie das Ereignis nie.

  9. Es hängt ganz klar von der Musik an.

    Mich kann ein rythmische Musik durchaus beflügeln schneller zu korrigieren. Das mit dem Mitsingen stört mich bei enigen Titeln nicht. Das geht aber nur bei einfachen Arbeiten in Mathe.

    Wenn ich mich konzentrieren und nachdenken will (weil ich den Sinn des Textes verstehen muss), geht das nicht.

    Allerdings … statt Musik könnte man natürlich so was wie Naturgeräusche nutzen. Es gibt auch einige Apps, die Binauralen Töne, damit man sich besser konzentrieren kann. Dazu gibt es Naturgeräusche (Wellenrauschen, Regen, Vögelgezwitschere, usw.) für den Hintergrund. Ich nutze ähnliches am Computer hin und wieder mal (uraltes, Freeware-Programm Raindrop).
    Für Smartphones gibt es eine Firma, die die Reihe AmbiSci rausgebracht hat. Allerdings kostenpflichtig. Da kann man Binaurale Töne auswählen (Relalexen, konzentrieren, …) und mit einem Naturgeräusch kombinieren.

    Anstatt es generell zu verbieten könnte man die Schüler dafür sensibilisieren, dass sie bei einigen Aufgaben andere Musik brauchen. Sie könnten es zu Hause ausprobieren (Eltern einbinden oder nicht!?) und davon berichten. Oder ein gemeinsames Experiment: Konzentraionsübungen mit verschiedenen Musik-Stücken nacheinander.

    Der Wikipedia-Artikel http://de.wikipedia.org/wiki/Binaurale_Beats gibt Infos zu diesem leicht esoterisch anmutenden Thema. Nicht jeder kommt damit zurecht 😉

  10. Ja, eindeutig ja.

    Ich vertraue auf die Selbstwahrnehmung meiner Schüler. Warum soll ich jemandem etwas verbieten, das a) niemanden anderes stört b) eventuell genau dem Lernverhalten des Schülers/der Schülerin zu Hause entspricht und c) für Ruhe im Klassenraum sorgt?

    Ich persönlich kann bei kompletter Stille zum Beispiel überhaupt nicht arbeiten. Das Radio düdelt immer nebenbei, arbeiten in der Bibliothek ist mir bis heute ein Graus.

    Einzige Ausnahme ist, wenn ich konzentriert zuhören muss oder aktiv Text produzieren muss, da stört mich das Hintergrundgedudel, weil es mich zu sehr rausbringt. Aber in dem Fall mache ich von ganz alleine aus.

    Memorisieren von Fakten hingegen geht mit Musik um Längen besser, da ich instinktiv die Melodie mit dem Inhalt verknüpfe und mir heute noch bei dem ein oder anderen Lied spontan manch Lateinvokabel in den Kopf schießt.

    Jeder Jeck ist anders, warum also jemandem etwas verbieten nur weil man eventuell selbst anders gestrickt ist? Es kommt ja niemand anderes zu Schaden. Wenn das Resultat allerdings aufzeigt, dass es sich kontraproduktiv auswirkt, kann man immer noch empfehlen, es doch mal mit Stille zu versuchen.

  11. Hallo,

    von mir auch ein JA zur Musik, weNN es jemandem etwas bringt.

    Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass es schwer ist, sich ganz auf sich selbst und seine Aufgabe zu konzentrieren, wenn ringsum (auch wenn es leise ist) kleinere 2er Teams miteinander beraten und Aufgaben bearbeiten.

    Manch einem mag da die Musik helfen, ganz bei sich sein zu können.

    Ich habe vor einigen Jahren mit 8 bis 10 Kollegen in einem Büro gearbeitet. Der Beruf verlangte auch viele Telefongespräche, aber dazwischen auch intensives Arbeiten an Problemen.

    Irgendwann habe ich mir einen tragbaren CD-Player gekauft und nebenher Meditationsmusik (instrumental) gehört.
    So konnte ich mich abschotten und mich besser konzentrieren.
    Zuhause, ohne Nebengeräusche, hätte mich die selbe Musik wohl eher genervt.

    Ich kann also nicht sagen, dass Musik generell hilft, sich besser konzentrieren zu können, denn es kommt immer darauf an, wie die Umgebung ist und welches das kleinere Übel ist.

    Wichtig war mir damals und wäre es mir als Lehrer, das es ruhige, meditative Musik ohne Text ist, so dass keine Ablenkung durch Mitsingen besteht.

    Und natürlich die Vorgabe, eine Playlist auf einem reinen MP3 Player zu hören, so dass man nicht in Versuchung gerät, ständig das ‚richtige‘ Lied wählen zu müssen.

    Liebe Grüße,

    Karline

  12. Ich sehe beim Musik hören bei der Stillarbeit im Unterricht aber auch Probleme die es geben kann (nicht zwingend muss):
    1. Es kann auch passieren, dass sich ein(e) Schüler/in an bestimmte Dinge, die er in dieser Zeit gelernt hat auch nur dann erinnert, wenn er das entsprechende Lied dabei hört. Das geht dann in der Klassenarbeit nicht.
    2. Ein(e) Schüler/in bleibt sitzen. Dann stellt sich heraus, dass sie im Unterricht in Stillarbeitsphasen Musik hören durfte und auch gemacht hat. Dann könnte von den Eltern der Vorwurf kommen, dass das Kind nicht vernünftig lernen konnte. Wenn das dann streitbare Eltern sind …

    Bei uns an der Schule herrscht ein gemeinschaftlich beschlossenes Handyverbot, auch im Unterricht. Daran halte ich mich. Bei mir dürfen auch Schüler, die den Taschenrechner vergessen haben, ihr Handy nicht als Ersatz benutzen.

  13. Jetzt habt ihr es geschafft!
    Ich habe seit gestern diese Melodie der alten Schulfime aus der Grundschule im Kopf. Weiß jemand wie diese Piano Melodie heißt? Ich pfeife das den ganzen Tag vor mich hin.

    1. Wir haben auch ein generelles Handyverbot im Unterricht.
      Ich gestatte daher meinen Schülern das Musikhören während des Unterrichts nicht. (Obwohl ich selber IMMER Musik nebenher zu Hause laufen habe).
      Was mich aber daran stört … alle Lehrer haben die neue Hausordnung unterschrieben und doch kommt dann … „Aber bei XXX dürfen wir immer Musik hören!“ (meist der Kunstlehrer 😉 )
      Und da gibt es dann Unmut … bei den Schülern und bei mir.
      Ich könnte mir ohne Weiteres das Musikhören bei Stillarbeitsphasen vorstellen, da ich es ja selber praktiziere.
      LG Sächsin

    2. Lieber Jan,
      nachdem so viele die positiven Seiten hervorheben, muss ich leider eine ganz andere Seite ansprechen (mal abgesehen davon, dass Erik von pur plus auf dem KinderKanal im Experiment mit Schulkindern nachgewiesen hat, das Musik eben nicht zu besseren Lernergebnissen führt, sondern immer noch die Stille, wir glauben aber, besser lernen zu können, weil die Musik positive Gefühle hervorruft, es ist also eine Illusion!).

      Ich verbiete Schülern das hören über Knopf im Ohr aus einem ganz anderen Grund. Es wird einem nämlich ganz gruselig, wenn man sich mit HNO-Medizinern darüber unterhält, was eigentlich im Ohr passiert, wenn man eine Beschallung über eine so nahe Musikquelle dauerhaft zulässt. Die Hörhärchen verkleben bzw. sterben ab, was langfristig zu Schwerhörigkeit führt. Daran will ich nicht beteiligt sein. Der HNOler bestätigte mir, dass das keine Angstmache sei, sondern sich die Auswirkungen bei jungen Menschen schon längst zeigten.
      Ohren brauchen Ruhezeiten, sonst werden sie krank, denn ein Ohr kann nicht wie andere Sinne zum Beispiel des nachts abschalten, ein Ohr hört immer. Da sich die Schüler sowieso schon in der Schule mit Lärm und in der Freizeit mit Musik beschallen, sollten wir dafür sorgen, dass sie wenigstens ab und zu Stille haben.

      Ich erkläre meinen Schülern aber diese Entscheidung und sie zeigen sich dann schnell einsichtig.

    3. Als Kind ging Hausaufgaben mit Smokie, Abba, Bay City Rollers, Status Quo etc wunderbar….
      Mittlerweile habe ich es lieber ruhig um mich herum und liege mit meinen Kindern bei Bourani, den Toten Hosen, Bruno Mars etc über Kreuz .
      Für mich liegt das m.E. daran, dass ich mittlerweile eh ständig beschallt werde und die „Ruhezeiten“ die Ausnahmen sind. War früher andersrum.
      Ich verstehe mittlerweile die englischen Texte und empfinde sie als Ansprache, so dass ich mich verpflichtet fühle, zuhören zu müssen.
      Ich interpretiere mittlerweile auch Musik ganz automatisch: Wo ist das Thema? Hört sich so ähnlich an wie das und das Lied? etc.

      Als Kind habe ich mir in keinster Weise einen Kopp gemacht, ob ich dadurch besser oder schlechter lerne: Entweder ich hatte Spaß daran, nebenbei Musik zu hören. Oder eben auch nicht. Gab es auch; dann blieb die Musik aus.

      Daher mein Fazit: Probier es aus.

    4. Ich bin zwar kein Lehrer aber im Beruf ist es oft ähnlich. Ich arbeite mit mehreren Leuten in einem Raum als Software Entwickler. Ähnlich wir bei Problemstellungen im Unterricht brauche ich Phasen wo ich mich komplett auf einen Berechnung oder einen verstrickten Code konzentrieren muss.

      Gibt es Gespräche im Raum oder klingelt der Telefon oder sonst etwas, lenkt es einfach immer ab und stört die Konzentration.
      Aus dem Grund höre ich dann auch oft Musik, wobei dann auch kein Text zum Zuhören dabei sein sollte. Für mich passt daher Trance, vor allem aber klassische Musik Perfekt zum konzentrierten Arbeiten.

      Ist für Schüler im Vergleich zu „meditativer“ Musik sicher attraktiver. Ich habe auch noch eine cd mit Meeresrauschen original verpackt zuhause liegen die mir meine Eltern „zur Beruhigung“ gegeben haben 😉

      Wieso nicht einfach mal klassische Musik über Lautsprecher für die ganze Klasse laufen lassen? Im Studium wurde uns die Musik von unserm Dozenten sogar empfohlen.

    5. Es gibt sicherlich viele Gründe, die für oder gegen das Hören von Musik beim Lernen sprechen. Ich wage mal zu vermuten, dass sich Pro und Contra am Ende die Waage halten, wenn man in die Psychologie, die Neurobiologie, die Gehirnforschung schaut. Aber es gibt einen ganz wichtigen Grund, warum ich immer der Musik den Vorzug geben würde: Sie blockt unregelmäßige Hintergrundgeräusche aus. In der Schule wird irgendwie immer das Lernen bei absoluter Stille propagiert – dabei gibt es keine absolute Stille. Draußen fahren Autos vorbei, eine freche Amsel schimpft auf dem Schulhof herum, ein Stockwerk drüber wird ein Stuhl gerückt, auf dem Flur läuft jemand vorbei, im Nachbargebäude wird die Klospülung gezogen … Je „ruhiger“ es ist, desto „lauter“ wird es eigentlich. Diese unregelmäßig und unberechenbar auftretenden Geräusche stören die Menschen, die stärker auf akustische Reize reagieren.

      Hören diese akustisch orientierten Menschen nun Musik, die ihnen vertraut und bekannt ist, überdeckt die Musik die Störgeräusche. Da ist gerade der Knopf im Ohr sinnvoll. Das ist wie das in den Kommentaren beschriebene Dröhnen vom Fön auf dem Tisch: Unspezifische, monotone (rhythmische) Geräusche, die den leisen, aber unberechenbaren Hintergrundlärm überdecken. Perfekt. Wie das „weiße Rauschen“ oder „graue Rauschen“ im Radio und im Fernsehen, mit dem man Babys beruhigt, sich selbst in den Schlaf wiegt. Was macht man mit autistischen Kindern im Supermarkt, wenn sie von Werbedurchsagen, lauten Kassentönen und redenden Mitmenschen zu sehr gestresst sind und in einen Zustand zu gleiten drohen? Richtig: Die bekommen ihre Lieblingsmusik ins Ohr gestöpselt, denn das Gehirn lässt sich tatsächlich veräppeln und die akustische Reizüberflutung ist durch diesen zusätzlichen Reiz paradoxerweise behoben. 🙂

      Was heißt das nun für Lehrkräfte, die wirklich gewissenhaft vorgehen wollen? Nun, viel Aufwand. Erst einmal muss herausgefunden werden, welche Schüler und Schülerinnen eher akustisch reizbar sind, folglich vielleicht sogar besser über akustische Lernstoffaufarbeitung lernen können. Für die sind die Alltagsgeräusche im Hintergrund in der Regel störend. Die dürfen Musik hören. Alle, die sich per subjektivem Gefühl gestört fühlen und beim Klappern des Müllautos auf der Straße plötzlich zusammenzucken, gehören zu dieser Gruppe. Oder sind an diesem speziellen Tag einfach nur schreckhaft. Die dürfen natürlich auch Musik hören. Diejenigen, die von Alltagsgeräuschen normalerweise nicht gestört werden, dürfen nicht hören – die Musik würde sie ablenken.

      Alles nicht so einfach! Ich gehöre zu den Leuten, die die Ohrstöpsel brauchen. Ob dann Walgesänge, Meeresrauschen, Porcupine Tree oder Tote Hosen laufen, ist irrelevant, solange ich die Musikstücke KENNE. Bekannter Interpret und neues Stück ist kontraproduktiv beim Lernen. Und beim Einkaufen. 😉

    6. Schwierige Frage.
      Ich habe für mich festgestellt, dass Einzelarbeit in generell lauten Klassen deutlich besser klappt, wenn sie nebenbei Musik hören dürfen. Die Vorgabe für die Lautstärke ist: Wenn ich hören kann, dass da Musik läuft, ist es zu laut.
      Ich bin der festen Überzeugung, dass die Ohren natürlich auch mal Ruhe brauchen. Aber ist eine rabaukig-laute Klasse wirklich angenehmer für die Ohren als meine Lieblingsmusik? Und in welchem Zusammenhang kommen bessere Ergebnisse heraus?

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