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Alles endet (…aber nie die Musik) #4

Mein letzter Tag auf der diesjährigen E² Konferenz in Budapest.

Nach sehr kurzer Nacht habe ich das Frühstück arg reduziert und mich erst bei der Keynote wieder kognitiv aktiv gezeigt. Die wurde gehalten von Dominic Regester, dem “Senior Schools Advisor” for the British Council. Und während die Amerikaner alles “amazing” finden und ihren eigenen Kram als “really exciting” verkaufen, war der Brite eher.. britisch. Ich hatte den Eindruck, er wäre von seiner eigenen Arbeit gelangweilt – aber das lag vielleicht nur an mir. Schon nach wenigen Minuten habe ich mich nach mehr amerikanischer Begeisterung gesehnt.

Mittags dann der “Learning Marketplace”. Alle Teilnehmer hatten sich mit einem Projekt beworben und sollten dies in einer Art Mini-Didacta präsentieren. Nebenher konnte man rumlaufen und sich die Präsentationen der anderen anschauen. Obwohl der Gedanke dahinter wirklich gut war, empfand ich den Marketplace als wenig zielführend. Es gab unter den dreihundert Teilnehmern beispielsweise nur zwei Kunstlehrer (darunter mein Freund Lee aus Manchester). Für die beiden waren die meisten anderen Projekte zwar interessant, aber für den beruflichen Alltag weitestgehend irrelevant. Und dadurch verlief sich das ganze etwas; einige Mathematiklehrer fragten nach dem Hintergrund meiner Arbeit – aber für alle anderen war das total uninteressant. Nicht, dass ich da nicht etwas unglaublich Aufregendes präsentiert hätte – viel spannender war natürlich meine Körpergröße. Dilettanten! Als wenn man die Gelegenheit hätte, mit einem Forscher in der Arktis zu sprechen und die einzige Frage, die einem einfiele, wäre, wie der wohl auf Toilette geht. 😉
Trotzdem hat man ganz spannende Projekte gesehen. Lee beispielsweise nutzt die OneNote Classnotebooks für ein Fotografieprojekt: Seine Schüler fotografieren und stellen die Ergebnisse und Texte in ihre Notizbücher ein – er kann sie bequem von seinem Computer aus korrigieren. Außerdem haben sie ein Shared Notebook mit einer anderen Kunstklasse aus Kanada, in der beide Kurse miteinander arbeiten. #amazing

Außerdem habe ich virtuell eine Schule in Japan besucht und Kontakt mit einer Schule in Ecuador geknüpft. Mit diesen Kollegen war ich wirklich auf einer Wellenlänge und wir sprachen länger über unsere Schulsysteme und das öffentliche Ansehen der Lehrer in unseren Ländern. Ich berichtete, dass dieses in Deutschland miserabel sei, weil wir zu viel verdienten und sie erzählten, dass ihr Ansehen in Ecuador ebenfalls miserabel sei, weil sie so schlecht bezahlt würden. Wir haben für die Zukunft eine “Skype in the classroom” Nummer angedacht und ich freue mich darauf, in den nächsten Jahren vielleicht eine Partnerschaft zwischen meiner Schule und der Montebello Academy in Ecuador anzupeilen. #exciting

Das Mittagessen mit einer OneNote-Entwicklerin (mitverantwortlich für die Implemention der Mathematikfunktionen) aus Serbien,  zwei Kollegen aus Österreich und weiteren geteilt. Spannende Einblicke erhalten. Überdies den halben Tag mit Stefan Malter verbracht, der sich über alles genauso freut wie ich. Im Minutentakt haben wir gestaunt, mit Leuten aus aller Welt gescherzt, wieder gestaunt, uns gefreut, Fragen gestellt und Anekdoten erzählt. #life-changing

Abends wurden wir mit Kleinbussen in die Nationalgalerie von Budapest kutschiert. Keine zwei Meter neben 100.000$ Gemälden wurde gegessen und getrunken und gefeiert. Das war zu gleichen Teilen inspirierend und verstörend. Eine Mitarbeiterin der Galerie bestätigte mir, dass dies in Ungarn durchaus üblich sei und häufiger geschehe. Die Vorstellung, im Kölner Museum Ludwig mit einem Teller Ravioli neben den Kunstwerken zu sitzen ist gewöhnungsbedürftig – zumal es keine Absperrungen oder auch nur rote Markierungen gab. Mit einem Glas Wein in der Hand sieht das ganze aber schon wieder intellektueller romantischer aus. Bei der Gruppen-Challenge hat Stefan Malter den ersten Platz mit diesem sehenswerten, in wenigen Stunden produzierten Film gewonnen.

Ein großer Dank geht an Melanie Wiedecke von Microsoft, die uns in den Tagen ganz wunderbar begleitet und versorgt und ertragen hat. War sicher nicht ganz einfach, eine Gruppe von Fremden von jetzt auf gleich zu betreuen. Danke für deine Geduld!

Morgen geht der Flieger zurück über Berlin nach Köln – um 7 Uhr verlasse ich das Hotel, gegen 16 Uhr bin ich (hoffentlich) wieder zu Hause. Dann noch ein oder zwei Nächte ausklingen lassen und zu einem Feedback kommen.

Und jetzt: Gute Nacht. Ich bin ganz schön platt.
(eins noch: It was amazing! Really exciting! And life-changing!)
(wirklich als Letztes: Tatsächlich hatte ich einige Begegnungen, die ich zu den Highlights meines Lebens zähle – aber davon berichte ich, wenn ich mehr Ruhe habe.)

Ach.. ganz vergessen: Hier ein kurzes Video über die letzten Tage:

#besserlernen #MIEExpert

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2 Gedanken zu „Alles endet (…aber nie die Musik) #4“

    1. Danke – wobei ich Herrn Füller durchaus kritisch betrachte.
      Bei 300 Leuten aus aller Welt haben viele zu Hause schwierige politische Situationen und im Fokus standen Technologie und Bildung, nicht die Politik.
      Hätte man die Teilnehmer aus den arabischen Ländern wegen des dort herrschenden Frauenbildes auch ausladen sollen?

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