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Klassengemeinschaft

In meiner Klasse herrscht ein unglaubliches Gemeinschaftsgefühl. Wir haben de fakto keine Cliquenbildung und ich führe das auch darauf zurück, dass meine Co und ich seit der fünften Klasse alle paar Wochen die Sitzordnung umwerfen.

Jeweils nach den Klassenarbeiten räumen alle Schüler ihre Plätze, stellen sich brav an der Rückwand der Klasse auf und werden von uns neu verteilt. Jeder hat schon neben jedem gesessen und so festgestellt, dass der- oder diejenige gar nicht so doof ist, wie man zunächst vielleicht dachte. Mittlerweile kann jeder mit jedem und das macht allen das Leben deutlich leichter.

Heute war es wieder soweit. Alles aufgeräumt, neue Plätze verteilt. Als ich am Schluss dem stillen Nils seinen Platz zuweise, brandet um diesen Platz herum begeisterter Jubel auf. “Yeah!” krakeelt Nadine, ein ruhiges Mädchen, hebt die Hände und schlägt mit ihrem Nachbarn fröhlich ein. Eine Geste, die mich völlig irritiert. So extrovertiert kenne ich sie nicht.

Ich schaue verwundert und ziehe fragend eine Augenbraue hoch (meine Mr. Spock-Geste, die die Schüler als “Ich bitte um eine Erklärung” zu deuten verstehen).

“Nils kann Musik”, werde ich von ihr aufgeklärt und ihr Nachbar fügt hinzu: “Endlich sind wir dran mit abschreiben!”

Ein weiteres High Five.

Ich liebe meine Klasse, zeige mich jedoch von dieser Unverfrorenheit entsetzt.

Bis wir uns über das anstehende Praktikum unterhalten und Bernhard todernst fragt, ob er sein zweiwöchiges Praktikum auch in Siegens Gay-Kino absolvieren könne. Da weiß ich, Unterricht ist heute nicht mehr drin.

Habe ich es schon gesagt? Ich liebe meine Klasse.

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