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Digitale Medien. Workflow. Papierlose Schultasche. (II)

Hin und wieder werde ich gefragt, ob ich nicht Werbung für dieses oder jenes Arbeitsblätter-Portal machen wolle: Lehrer könnten sich dort im Abo mit Material eindecken und außerdem und überdies…

Tatsächlich glaube ich, dass die meisten Lehrer genug Material haben. Ich behaupte sogar, dass viele von uns mehr Arbeitsblätter, Filme, Texte und Bücher haben, als wir überhaupt überblicken können.

Das Problem ist nicht: „Ich brauche Material“ sondern „Wie finde ich in dem Wust genau das, was ich brauche?“

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Die Software OneNote ist Bestandteil der normalen Office-Suite und wird von Microsoft tragisch-komisch als „best kept secret“ bezeichnet (es besteht eine gute Chance, dass einige von euch OneNote unwissentlich auf dem Computer installiert haben).
OneNote ist im Grunde eine 1:1-Übersetzung der klassischen Leitz-Ordner in den Computer.

 

Links hat man verschiedene Notizbücher (im Screenshot Kurse/Geschäft/Privat), oben die enthaltenen Abschnitte und rechts die zugehörigen Seiten im Abschnitt.

Mittlerweile habe ich für jedes Fach ein eigenes Notizbuch, z.B. Mathematik. Darin sind dann Abschnittsgruppen (z.B. Klasse 5) und in diesen Gruppen dann für jedes Thema der Klasse 5 ein Abschnitt (z.B. Brüche, Körper etc.). Jeder Abschnitt beinhaltet dann alle Stunden, die in der jeweiligen Einheit gemacht wurden.

Konkretes Bild davon:

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Halte ich die Reihe irgendwann noch einmal, kann ich blitzschnell durch meine ganze Einheit gehen. Jede Stunde ist mehr oder weniger dokumentiert. Müssen Kollegen mich vertreten, könnten sie genau meinem Plan folgen.

(Vor einigen Jahren habe ich in einem Video noch detaillierter erklärt, wie ich mit OneNote arbeite)

Noch eine Spur großartiger wird das, wenn man ein paar gleichgesinnte findet: Gleiches Bild, aber mein Unterricht (rechts) ist eingeklappt:

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Wie man sieht, teile ich dieses Mathematik-Notizbuch mit vier weiteren Kollegen, die ihrerseits ihren Unterricht dort einfügen. Finde ich meine eigenen Stunden zu öde (was durchaus häufiger passiert), dann kann ich bei den Kollegen reinschauen und sehe, was die für Einstiege, Aufgaben, Klassenarbeiten haben.

OneNote synchronisiert sich von allein, mein einziger Aufwand ist, meine Stunden regelmäßig hier reinzuschreiben. Kein Gefummel, keine Kosten, kein Aufwand.

Im Fach Arbeitslehre teilen sich Kollegen aus den Fachrichtungen Wirtschaft, Technik und Hauswirtschaft ein Notizbuch. Das Notizbuch NW wird von Chemikern, Biologen und Physikern geführt. Jeder füllt seinen Teil – alle profitieren. Ich schrieb bereits darüber (auch wie man das Ganze einrichtet), aber mittlerweile ist die Nummer einfach zu cool geworden. Wenig Aufwand bei gewaltigem Nutzen – und es braucht keine schulische Infrastruktur dazu, nur einen Computer und (im günstigsten Fall) OneNote als kostenlose, abgespeckte Version.

Alle Notizbücher werden in der Cloud gespeichert, stehen aber auch offline auf jedem Computer zur Verfügung. In der Schule brauche ich also kein Internet, um auf alle Daten zugreifen zu können. Umgekehrt habe ich aber die Sicherheit: Geht der Computer kaputt, dann kann ich mit wenigen Handgriffen auf einem neuen Gerät alles wiederherstellen.

Ebenso cool: Ich kann Filme/Präsentationen/Dokumente/Audio-Files/… in den Seiten ablegen. Möchte ich in einer Stunde einen Filmausschnitt zeigen, dann suche ich nicht mehr nach dem Video, sondern es liegt direkt in der Stundenbeschreibung bereit.

In ähnlicher Weise habe ich meine gesammelten Arbeitsblätter, eingescannten alten Hefte und Bücher sortiert.

OneNote bietet eine OCR-Suche an, die auch Bilder und Inhalte von Video- sowie Audio-Files (!) einschließt – das bedeutet: Es wird alles überall gefunden.

Binnen Sekunden kann ich mir alles, was ich zum Thema XY habe anzeigen lassen. Ich kann blitzschnell zwischen unzähligen Arbeitsblättern springen und mir die schönsten, passendsten und gemeinsten Aufgaben heraussuchen. Ich ersticke nicht mehr in einem Sammelsurium von Ordnern und Dateien.

Größere Videos sammle ich in OneDrive. Weil ich das Office 365 Paket abonniere, habe ich ein Terrabyte Speicherplatz zur Verfügung, der zwischen allen Computern synchronisiert. Quarks & Co-Episoden, Youtube-Videos über das Periodensystem etc. sind in einem OneDrive-Ordner gesammelt. Von jedem beliebigen Rechner aus kann ich darauf zugreifen – auf meinem Surface habe ich das so eingerichtet, dass der OneDrive Ordner auf der Speicherkarte liegt. Das spart Platz und ich brauche in der Schule keine Internet-Verbindung, um auf das Material zuzugreifen.

Welche großartigen Apps und Programme hier auch noch folgen mögen – die absolute Grundlage meines Arbeitens ist OneNote. Der ganze Rest ist nur nette Spielerei.

16 Gedanken zu „Digitale Medien. Workflow. Papierlose Schultasche. (II)“

  1. Grundsätzlich: Ja, auch mir geht es so, dass ich nach 5 Jahren Schuldienst zu viel Material habe. In der Regel fehlt die Zeit, um den Berg überhaupt sichten zu können, insofern sind eher Beseitigung/Ordnung/ Anpassung/Verkauf statt Einkauf angesagt.

    Ich benutze OneNote auch sehr gerne, würde mich aber nie soweit an eine Software binden wollen. In der Regel verweise ich in meiner Planung auf die Datei XY in meinem Dropbox-Ordner oder auf die Seite 1000 im XY Buch.

    Bei Nutzung einer Software muss man ja schon vorab einkalkulieren, dass diese vielleicht eine Laufzeit von 5- 10 Jahren hat. Da bleibe ich lieber flexibel, auch wenn es erstmal weniger praktisch erscheint.

    1. Verstehe ich voll und ganz.
      Ich werde dadurch „gezwungen“, immer mit der Zeit zu gehen und zumindest im Augenblick erscheint mir das nicht als das Schlechteste. (Womöglich verweist irgendwann ein Blogartikel aus dem Jahr 2045 auf genau diesen Kommentar… *g*)

  2. Hallo =)

    wollte mich hier mal für das Video von Onenote bedanken. Bin seit November im Referendariat und habe das Video glücklicherweise im Februar gefunden. Alles was ich bis jetzt geplant habe ist auch mit Verlaufsplänen, Quellen usw. in Onenote. Vielen Dank für das Video! Wusste auch nicht, dass ich so ein Programm installiert habe =)
    Habe auch schon ein paar andere Referendare angefixt die auch ganz begeistert waren. Man macht automatisch Verlaufspläne (die man besonders am Anfang mit meinen Fächern, Bio und Kunst, braucht) und man notiert sich schnell noch Anmerkungen usw. Einfach großartig!

    Danke dafür, klappt super =) Kann ich bestätigen =)

  3. Pingback: OneNote als digitaler Leitz-Ordner | digithek blog

  4. Wenn du aber ein Arbeitsblatt im Reiter „Arbeitsblätter“ bearbeitest, wird jenes nicht automatisch in deiner Stundenplanung geändert, oder? Schöne Grüße Thomas

    1. Im Notizbuch „Arbeitsblätter“ liegen nur die Rohfassungen – wenn ich eines davon in einer Stunde benötige, dann kopiere ich dieses in die Stunde hinein. Aber das originale Notizbuch „Arbeitsblätter“ zerpflücke ich nicht.

  5. Pingback: Neues Schuljahr. Neue Projekte: “Der Küchenführerschein.” – Halbtagsblog

  6. Hallo, habe heute an der FB zum Thema OneNote teilgenommen. Habe mir nun die Testversion heruntergeladen. Ein Problem tritt immer wieder auf: Die Dateien (egal ob word, excel oder oo), die ich in der Unterrichtsstunde als Anlage hinterlegt habe sind immer schreibgeschützt. So kann ich sie nicht einfach öffnen und bearbeiten. Über Hilfe würd ich mich sehr freuen.

    1. Das kann viele Ursachen haben: Entstammen die Dateien einem Netzlaufwerk? Und was genau machen Sie?
      Zur Klärung: Erstellen Sie ein neues Worddokument auf dem Desktop. Ziehen Sie dieses Dokument in eine OneNote Seite. Löschen Sie das Dokument vom Desktop. Öffnen Sie es aus OneNote heraus. Es sollte sich problemlos bearbeiten lassen. Korrekt?

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