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Wie ich meinen eigenen Unterricht störe #234

Manche Anekdoten muss ich auch aufschreiben, weil ich so vergesslich bin. Lustiges und Amüsantes, absurdes und abschreckendes, das es wert wäre, erinnert zu werden. Allein auch, damit ich bestimmte Dinge nicht noch einmal mache (-n muss).

Vergangene Woche nervte mich Thomas aus meiner 9 zum Beispiel damit, dass er auf Toilette müsse. Nicht zum ersten oder zweiten Mal. Sondern jede Woche in der 8. Stunde. Man kann die Uhr danach stellen. So lieb und brav er ist – an dieser Stelle werde ich wahnsinnig.

Ich erklärte Thomas also, wie traurig mich seine Einstellung mache und das ich, auf der menschlichen Seite, schon ein wenig enttäuscht sei. Thomas nickte, grinste und gelobte reumütig Besserung. Wir wissen beide, dass das gelogen ist.

Als er das Klassenzimmer verlässt, beschließe ich, ihm eine Lektion zu erteilen.

Ich fordere den gesamten Kurs auf, in Windeseile die Sachen zu packen und ziehe einen Klassenraum weiter. Die Schüler kichern vergnügt. Schnell sitzen alle wieder an ihren Plätzen und arbeiten glucksend weiter.

Ich denke an die erste Woche im Referendariat zurück. „Wie gehen wir mit Unterrichtsstörungen um?“, war eine der häufigsten Fragen von uns. Heute, einige Jahre später, muss ich zugeben, für einen großen Teil der Störungen selbst verantwortlich zu sein.

Thomas bleibt erstmal verschwunden. Zwei Minuten vergehen. Drei. Fünf. Zehn. Schließlich klopft es vorsichtig, und Thomas steckt seine Nase durch den Türspalt.

Er schaut erst erleichtert, dann empört und zuletzt grinst er. „Schätze, das habe ich verdient, hm?“

Vier Jahre Pädagogikstudium: Es hat sich gelohnt. Ha!

Ein Gedanke zu „Wie ich meinen eigenen Unterricht störe #234“

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