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IMG_20160925_171901Von meiner Schulleitung wurde ich gefragt, ob ich die Kapazität hätte, in der sechsten Klasse für einen Kollegen einzuspringen, der aus Gründen einige Wochen ausfällt. Der fragliche Kurs liegt genau in einer Lücke meines Stundenplanes und ich unterrichte das entsprechende Fach, ich sei also die einfachste und naheliegendste Lösung.

Ich nicke die Anfrage ab und erst als ich mir die Kursliste besorge, bemerke ich, dass meine eigene Tochter in dem fraglichen Kurs sitzt. Solche Kombinationen kommen an Schulen immer wieder mal vor, wollen aber von allen Beteiligten vermieden werden.
Naheliegend ist die Frage der Befangenheit – kann ein Vater (das muss sich bei Vera am Mittag aber erst noch herausstellen) objektiv das eigene Kind beurteilen? Auch für Carolina wäre die Situation ätzend: Pflaume ich irgendwen aus dem Kurs an, wird sie anschließend auf dem Schulhof verdroschen.

Die Rücksprache mit der Schulleitung versteht meine Bedenken und bietet mir an, einen Rückzieher zu machen. Bei der Größe unserer Schule würde das jedoch dazu führen, dass entweder der Stundenplan komplett umgeworfen werden muss oder jemand anderes fachfremd unterrichtet. Beides im Grunde blöd für eine – letztlich unwichtige – kurze Phase im 6. Schuljahr. “Ich könnte auch deine Tochter in einen anderen Kurs versetzen..!?”, wird mir angeboten. Aber auch das ist doof.

Ich beschließe also, die Situation mit Humor zu nehmen.

Nachdem ich im vergangenen Jahr schon abgeordneten Hausunterricht erteilt habe, kommt nun also der Familienunterricht dazu. Nachdem ich jetzt einige Tage darüber sinniert habe, freue ich mich schon, Carolina den gesammelten Peinlichkeiten ihrer Eltern in der Reihenfolge ihrer Erstaufführung ein weiteres Kapitel zu spendieren:

  • Nachdem ich den Kurs begrüßt habe, ziehe ich noch eine rosafarbene Butterbrotdose aus meiner Tasche und gebe sie meiner Tochter mit den Worten: “Du hast dein Pausi vergessen, mein süßer Schatz!”
  • Ich nehme mir vor, Carolina auch dranzunehmen, wenn sie sich nicht meldet und dann zu ermuntern, selbst wenn sie keine Ahnung hat. “Komm schon, Lina, zu Hause wusstest du es doch noch. Hm..? Denk noch mal nach!”
  • Ich lobe meine Tochter ausdrücklich für jede Antwort und frage die Mitschüler, ob sie nicht auch finden, dass Carolina das fantastisch beantwortet habe.

Außerdem ist natürlich spannend: Kann ich mich am Ende selbst verklagen, wenn ich mit der Note, die ich gegeben habe, nicht einverstanden bin? Allein das werde ich herausfinden!

Nächste Woche geht es mit der Milch-zu-Cola-Maschine los.

4 Gedanken zu „Helikopter-Vater“

  1. Herrlich! Bin sehr gespannt. Bei mir ergab sich jetzt auch die erste Vertretungsstunde bei meinem Sohn im ersten Schuljahr. Ich kam rein. Allgemeines Begrüßen. Auch Sohn war glücklich, mich zu sehen. Ich kündigte an, nach dem Hausaufgaben aufschreiben ein kleines Spiel zu machen, um danach noch Mathe zu machen. Kurz vor dem Spiel fragt mich mein Sohn, ob er kurz auf Toilette dürfe. Kein Problem. Dauerte nur was länger. Er kam zurück. Spiel vorbei. Er starrte mich entsetzt an und seine Augen füllten sich mit Tränen. Die weitere Mitarbeit von ihm musste leider von seiner Seite aus aufgrund meines Fauxpas gestrichen werden. Puh. Also regelmäßig wäre das keine Option. 😉

  2. 😀 😀 😀
    Danke für diesen Blog an diesem Tag! Auch wenn es jetzt ein paar Jahre her ist, dass wir uns persönlich gesehen haben, kann ich es mir bildlich und herrlich vorstellen 😀

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