Zum Inhalt springen

Hätte ich nachgedacht…

IMG-20171111-WA0013Meine große Tochter feiert ihren zwölften Geburtstag mit einer großen Pyjama-Party mit all ihren Freundinnen. Nach dem obligatorischen Waffelessen haben wir nachmittags schöne Adventsdekoglässchen gebastelt: Großen Marmeladengläser mit Watte, Kunstschnee, Weihnachtsbaumschmuck und allerlei Krimskrams ausstaffiert. Hier und da mit einer kleinen LED-Lichterkette im Deckel hübsch illuminiert. Diese eine Stunde basteln waren die einzigen ruhigen Momente des ganzen Tages.

Davor und danach und dazwischen unentwegtes Gebrabbel und Gekicher. Nach dem Abendessen haben alle mit Decken und Matratzen das Wohnzimmer belagert und bei Süßigkeiten einen Film geschaut.

Meine wildesten Kindheitserinnerungen entspringen Aktionen, die ich vorher nicht gründlich durchdacht habe. Spontaneität ist mehr so mein Ding – dafür dann später intensives bereuen.
20171111_193305Um dem Geburtstag etwas Leben einzuhauchen, habe ich mir einen Tag vorher eine gruselige Scream-Maske besorgt. Während die Teenies alle gebannt auf die Leinwand starten, stellte ich mich draußen im Dunkeln vor das Fenster. Tatsächlich dauerte es kaum eine Minute, bis mich irgendwer erblickte und laut loskreischte. Ich rannte davon, genoss den Moment und schaute zwei Minuten später nochmal durchs Fenster. Entsetzte Schreie, durchsetzt mit etwas Vergnügen (bilde ich mir zumindest ein). Ich sprang noch zur Gartentür, die ich weit öffnete, bevor ich endgültig floh. “Mach die Tür zu!” “Nein DU!”, kreischten die Mädels alle durcheinander.

Unterdessen betrat ich, unverkleidet, das Wohnzimmer. Natürlich ahnten die Mädels, dass ich unter der Verkleidung gesteckt hatte, genossen den gruseligen Schauer aber zu sehr. Lauthals wurde mir erklärt, jemand schleiche im Garten herum, ein gruseliger Mörder und ganz bestimmt hatte auch jemand eine Axt gesehen.
Ich schritt zum Fenster, spähte hinaus und erklärte den Teenies dann, dass sie eindeutig zu viel Cola getrunken hätten und überhaupt. Kurz vorher hatte ich die Maske an meinen Schwiegervater weitergereicht, der nun seinerseits draußen erschien und plötzlich aus dem Dunkel hereinspähte. Wildes Gekreische. Wer um alles in der Welt war das? Immer wenn ich hinsah, war nichts zu sehen, so dass ich den Kindern Wahrnehmungsstörungen attestierte und mit meiner autoritärsten Lehrerstimme Carolina daran erinnerte, dass sie heute noch die Hühner im Garten einsperren musste.

Erst später, als ich die ein oder andere Nachricht besorgter Eltern auf dem Handy las, ist mir klar geworden, dass solche Scherze heutzutage nicht mehr so harmlos sind, wie früher.

Andererseits… hätte ich nachgedacht, hätte ich nicht soviel Spaß gehabt!



8 Gedanken zu „Hätte ich nachgedacht…“

  1. Pingback: Stress abseits des Unterrichts – halbtagsblog

  2. Pingback: Kindergeburtstag (…ist wie Staatsexamen!)

  3. Pingback: Erziehung im Marmeladenglas - Halbtagsblog

  4. Pingback: Wenn Worte Wunden reißen. - Halbtagsblog

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert