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Erwachsenwerden

IMG_20171120_190752_778Meine Klasse war im örtlichen Theater und mir ist zu Ohren gekommen, dass sich die ganze Jahrgangsstufe nicht von ihrer besten Seite gezeigt habe.

Meine Klasse.

Meine!

Ich, der ich mit meinen Babys Jahr um Jahr ins Theater pilgere. Ich, der ich so stolz darauf bin, dass meine Schülerinnen und Schüler sich zu benehmen wissen!

Enttäuscht trete ich vor die Klasse und verleihe diesem Empfinden Worte. “Ich habe mehr von euch erwartet” und “Wie kann es sein, dass…” Eine typische Lehrer-Gardinenpredigt und von meiner Klasse erwarte ich, dass sie den pädagogischen Tritt in den Hintern annehmen und Besserung geloben.

Tun sie aber nicht.

Statt dessen regt sich argumentativer Widerstand. Die Kinder sind sich keiner Schuld bewusst und drücken das auch sehr deutlich aus. Sie erklären Sachverhalte und stellen Situationen anders dar. Das alles nicht vor dem Hintergrund, möglichst ungeschoren davonzukommen, sondern echter Verwunderung. Wir diskutieren über “Wahrnehmungsunterschiede” (“Vielleicht habt ihr euer Gequassel nicht als störend empfunden – andere aber schon?!”) aber auch das wird der Reihe nach zerpflückt.

Die Stunde habe ich angefressen begonnen – und beende sie innerlich ganz stolz. Diese kleinen Fünftklässler, meine Babys – sind inzwischen fast Erwachsen. Sie lassen sich nichts mehr einfach sagen, sondern wollen selbstbestimmt (mündig!) mitreden. Auch bei ihren (vermeintlichen) Vergehen.

Ich bin wirklich, wirklich stolz. Und es wird Zeit, Abschied zu nehmen – das merke ich immer mehr.

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