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Volle Wochen und eine Entscheidung.

IMG_20180114_073332_523Das neue Halbjahr hat begonnen – das letzte für meine Klasse und, wie es aussieht, auch mein letztes (aber dazu später mehr).

Unterricht halten

Ich benötige immer einige Tage, um mit dem neuen Plan warm zu werden. Ganz großartig läuft mein Technikkurs in der 8. Die Jungs und Mädchen haben mittlerweile ein solides Grundwissen aufgebaut und fachsimpeln inzwischen über komplexe Schaltungen. Was der Unterschied zwischen einem p-n-p- und einem n-p-n-Transistor ist. Wie sich unterschiedliche Widerstände auf einen Basisstrom auswirken. Heute ist durch einen Fehler eine LED explodiert und obwohl es der Gruppe zunächst unangenehm war, hat die Ursachenforschung richtig Spaß gemacht. “Wichtig ist jetzt, herauszufinden, was passiert ist um diesen Fehler nicht zu wiederholen!”

Highlight war außerdem heute die physikalische Erforschung eines Faustschlags. Wieviel Kraft steckt in einem ordentlichen Schwinger? Wie bekommen wir das heraus? Wie ist Julius im Vergleich zu Vitali Klitschko (~ 4000 N)?

Das Entdeckende Lernen ist etwas, das mir am meisten Spaß macht. Wo immer Schule den Raum bietet, lasse ich meine Schülerinnen und Schüler selbst forschen, überlegen, experimentieren. (Das finden nicht immer alle toll – manche wollen auch einfach berieselt werden, aber ich liebe es.) Und so wurden heute Experimente entwickelt, mit dem Smartphone gefilmt und ausgewertet. Die Mathekurse laufen wie eh und je immer gleich (gut).

Fortbildungen geben

Kollege Riza Kara war heute am Wilhelm-Remy-Gymnasium in Bendorf und hat dort eine Fortbildung zu unserer OneNote-Kooperation gegeben. Die letzten Tage haben wir da noch intensiv Zeit in die Vorbereitung gesteckt, weil wir beide den gleichen Anspruch haben: Kein Teilnehmer soll hinterher das Gefühl haben, seine Lebenszeit verschwendet zu haben (der ein oder andere Leser wird das Gefühl kennen). Aber die Rückmeldungen waren positiv, so dass wir das weiter nebenher machen werden.

Kurzurlaub in Rom

Kommendes Wochenende fliege ich mit meiner Frau nach Rom (toll, wenn man mit Großeltern unter einem Dach wohnt!). Hund und Kinder bleiben zurück (das ist das Beste daran, hehe!). Gestern aber zufällig festgestellt, dass wir in unser Hotel nur bis 20 Uhr einchecken können, aber erst um 20:30 Uhr landen werden. Hm. Blöd – vor allem, weil wir als Komplettpaket bei expedia gebucht hatten. Wann immer ich mit dem Kundenservice eines Anbieters zu tun habe, rufe ich mir in Erinnerung, dass die Servicemitarbeiter die kleinsten Schräubchen im Getriebe sind. (Das ist mir nochmal besonders klar geworden, als ich zuletzt unter dem Hashtag #TwitternwieRueddel zahlreiche, ganz entsetzliche Berichte von Krankenschwestern gelesen habe, Marke “nach oben buckeln, nach unten treten”.) Die Mitarbeiterin am Telefon war überaus freundlich und bemüht, alles zu unserer Zufriedenheit zu korrigieren und ich bin nicht der Typ Choleriker am Telefon. Das Hotel wurde umgebucht und ich hoffe, die lassen uns auch nachts noch ein. Wenn nicht, blogge ich Samstagnacht empört von irgendeinem Bürgersteig aus.
Gründe für den Trip gibt es einige: Meine Frau feiert Geburtstag. Wir sind demnächst fünfzehn Jahre verheiratet. Und es ist Rom!

Abschied

Über viele Wochen und Monate habe ich mir ganz intensiv Gedanken gemacht, wie ich meine Zukunft sehe. Ich habe einen erfüllenden Beruf, tolle Schüler und wunderbare Kollegen. Meine Schulleitung gibt mir den Freiraum, allerhand Projekte zu verfolgen und so durfte ich zu Fortbildungen und Kongressen quer durch Europa reisen und selber Fortbildungen und Kongresse halten und mitgestalten. Ich habe mit dem DFB gearbeitet und mit Arte an einer Doku, ich habe (ist das zu fassen?) den Deutschen Lehrerpreis gewonnen und mit Freunden jede Menge Schulbücher geschrieben. Ein Traum.

Und aus dieser großen Zufriedenheit heraus habe ich entschlossen, etwas Neues zu wagen. Ich will mehr. Will über den Tellerrand schauen. Und ich möchte gehen, wenn es am Schönsten ist.

Wohin genau, ist noch offen1.

1: Es gibt die (berechtigte) Frage, ob es klug ist, an dieser (öffentlichen) Stelle einen Abschied zu proklamieren. Ich denke da ganz pragmatisch: Die meisten Kollegen wissen es bereits und von den ersten Einträgen vor dem Referendariat durch das zweite Staatsexamen und zahlreiche Projekte hatte ich stets eine (kindliche) Freude daran, dies niederzuschreiben und mit euch zu teilen. Ich habe, Stand heute, die Wahl zwischen “im Juli plötzlich verschwinden” und “euch mit auf die Reise nehmen”. Da fällt die Entscheidung leicht.

22 Gedanken zu „Volle Wochen und eine Entscheidung.“

  1. Hä?! Was wie wo? …ich bin gerade etwas sprachlos!

    …kannste doch nicht machen! Oder: Jetzt bin ich aber gespannt, was er „besseres“ finden will…
    So oder so: Alles Gute, ich lese weiter!

    1. Ich weiß nicht, ob ich etwas „besseres“ finden werde – aber ich brauche mal neuen Input und sei es durch einen Schulwechsel. Aber das wird sich alles in den kommenden Wochen und Monaten schon ergeben.

      1. Schulwechsel?
        Wie wäre es bei uns? Ich hoffe Riza Kara hat anders herum auch nur Gutes vom WRG erzählt. Leider konnte ich ihn nicht treffen, da ich selbst Workshops hielt. Schöne Grüße an ihn vom Kollegium, an dieser Stelle. Ich habe allen den One-Note-Workshop ans Herz gelegt und auch „intern“ im wesentlichen positive Rückmeldungen erhalten!
        Aber eigentlich: NEIN! Woher bekomme ich denn dann die Ideen und Anregungen besonderes zu machen?! Nicht nur dass du dieser hier explizit lieferst, du bist auch in dieser Hinsicht ein Rolemodel: Neue Wege gehen, sich das außergewöhnliche trauen- es lohnt sich!
        Also wenn etwas Neues, dann bitte mit Blog. Und mit Schule. Und mit Physik. Und am WRG 😉

          1. Schulseits: ja. Wir stellen ständig PES-Kräfte für Physik ein. Momentan sind wir aufgrund Schwangerschaft einer Kollegin nur zwei Vollzeitphysiklehrer und das bei Physikunterricht von der 7 bis zur 13 mit mindestens einem GK und LK pro Jahrgang in der Oberstufe, in der 12 und 13 sogar zwei GKs. Wir unterrichten fast ausschließlich Physik.
            Verwaltungsseits: nein. Wir bekommen wahrscheinlich eine Abordnung hierher versetzt und prinzipiell hat die Schule genügend Lehrer. Der Verwaltung ist das scheinbar egal, welche Fächer die haben… Laut Chef geht da fast gar nichts, auch wenn die Kollegen kommen möchten und die Schule sie will und fächerseits auch bräuchte. Ich frage nochmal nach 😉
            Ich finde des bei uns aber besonders spannend, weil wir erstens eine sehr junge Fachschaft sind (wir drei sind 29,28 und 37) und zweitens unser besonderer Integrationsauftrag, den wir seit fast 50 Jahren wirklich zufriedenstellend ist, weil er auch professionell gehandhabt wird.

  2. Ich kann mich nur dafür aussprechen, ab und zu einen anderen oder sogar neuen Weg zu beschreiten. Es öffnet den Blick für ganz viele Eindrücke und (Selbst-)Erfahrungen. Zu oft passiert es, dass man als Lehrer auch immer „nur“ als Lehrer gesehen wird und irgendwann selbst diese eingeschränkte Sicht hat. Aber da draußen wartet viel mehr…

    Ich sage den Schülern während der Zeit der Berufswahl oft „(…) nehmt von dem Gedanken Abschied, dass ihr für immer in diesem einen Beruf arbeiten werdet – das sollte euch keine Angst machen, sondern eher zeigen, wieviel Neues, Spannendes auf euch wartet!“
    Warum soll der Lehrer nicht mit dieser gleichen, offenen Weltsicht leben dürfen?!

    Ich kann dich also sehr gut verstehen! Da ich auch gerade einen beruflichen Umschwung innerhalb des Bildungssektors eingeläutet habe, die Ängste und Freude darüber derzeit erlebe, bin ich gespannt, wie deine Erfahrungen sein werden.

    Ich wünsche dir viel Kraft, Mut, Durchhaltevermögen und maximale Freude bei deiner Veränderung!!! 🙂

  3. Ich kann Dich sehr gut verstehen. Bin seit über 15 Jahren im Schuldienst und die Schule, an der ich am längsten unterrichtet habe, war die Deutsche Schule in Silicon Valley (5 Jahre). Nach ein paar Jahren bekomme ich immer Hummeln und finde es unheimlich bereichernd, mich in neue Gefilde zu stürzen. Vielen Kollegen ist man dadurch jedoch auch suspekt: „Warum machst du das?“ „Willst du Karriere machen?“ sind typische Fragen. Die Beamtenlaufbahn ist für solche Typen nicht unbedingt gemacht, aber es geht. Viel Erfolg beim Finden von einer neuen Herausforderung!

  4. Unsere stellvertretende Schulleiterin mit der Fächerkombination Mathe/Physik ist gerade in den Ruhestand gegangen. Die Stelle ist zwar schon besetzt, aber der Physik-LK-Lehrer-Mangel bleibt ;-).
    Wir haben an unserer Schule gerade auf Office 365 umgestellt. Alle Lehrer sollen jetzt mit OneNote kooperieren und demnächst bekommen wahrscheinlich auch alle Schüler einen Office 365 Zugang, sodass man mit den Schülern über OneNote zusammen arbeiten kann. Also von daher ist bei uns vieles im Wandel und braucht schlaue Köpfe.
    Interesse 🙂 ?

    1. Das klingt mehr als spannend und ich würde sofort zum gucken kommen -Bedauerlicherweise bin ich (nur) Sek1-Lehrer – das schließt Leistungskurse aus. :-/

    2. Ich hätte eine Frage an meinen Namensvetter: In welchem Bundesland befindet sich eure Schule. Würde ebenfalls sehr gerne mit O365 und OneNote arbeiten. Leider ist mir dies in BW verboten.

  5. WOW! Jetzt lese ich immer mal wieder mit. Liebe Deinen Vergleich in „Mathe ist wie dieses Bild“ und mag auch Lerntheken/ Stationen. Ich habe nicht die gleichen Fächer, dafür sind unsere Kinder fast gleich alt. Dein Blog begelitet mich immer wieder und oft muss ich sehr schmunzeln. Deine Begeisterung für Digitales gekoppelt mit einer wohltuenden Selbstironie wenn etwas schief geht, machen einfach Spaß. Danke dafür. – und ja, ein Wechsel tut sehr gut! – Alles Gute dafür!

  6. Ich bin eigentlich nicht der Typ, der viel kommentiert oder postet, aber das musste jetzt einfach mal raus:

    Ich verfolge deinen Blog seit 2015 und du bist für mich neben Kürt Söser und Sebastian Schmidt eine unglaublich große Inspirations- und Motivationsquelle. Dein Buch über die Lerntheken im Mathematikunterricht habe ich verschlungen und versucht deine Ideen auf meinen Englischunterricht anzuwenden.
    Seit zwei Jahren arbeite ich mit onenote und möchte es nicht mehr missen. Auch meine Kollegen versuche ich nach und nach dafür zu gewinnen, denn ich denke in einem Kollegium bleibt viel Potential ungenutzt, wenn man es nicht teilt.
    Beinahe jeden Tag lerne ich etwas Neues dazu und versuche es schnellstmöglich umzusetzen.

    Ich wollte an dieser Stelle einfach mal DANKE sagen, dass du es geschafft hast mich so zu inspirieren und zu motivieren!

  7. Lieber Jan,
    trotz einiger ganz grundsätzlicher Differenzen haben wir mehr gemeinsam, als du vielleicht ahnst… gerade als ich deinen neuen Eintrag gelesen habe, bin ich wieder darüber gestolpert – ich wünsche dir alles erdenklich Gute und auch – unbekannterweise – deiner Familie, denn die muss ja und will hoffentlich auch immer mitziehen mit deinen Plänen.
    Alles, alles GUTE!
    Lilo

  8. Pingback: Vertrauen in die Zukunft. – halbtagsblog

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