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Landarbeiten und ein Rätsel

Heute beginnt – wenigstens offiziell – der Frühling.
Ich finde es ganz erschreckend, welch großen Einfluss die schiere Präsenz der Sonne auf mein Gemüt hat. Alles geht ein Stück weit leichter von der Hand, alles ist irgendwie… lebendiger. Die Hühner haben den Winter gut überstanden und selbst Temperaturen weit unter -10°C haben ihnen nichts ausgemacht. Interessant – und für mich neu – die Hühnereier gefrieren nicht so schnell. Zwar hole ich Tag für Tag eisig kalte Eier aus dem Stall, es ist aber noch keines tiefgefroren und aufgeplatzt gefunden worden.

Landarbeiten und ein Rätsel 1Vor zwei Wochen habe ich mit einem Freund einen alten Baum gefällt. Genauer gesagt: Er hat den Baum gefällt und ich habe zugeguckt, angefeuert und dumme Kommentare abgegeben. Ich muss ja zugeben, fähigen Leuten bei der Arbeit zuzugucken ist ein echter Genuss – und mein Kumpel hat es richtig drauf. Jeder Ast fällt genau, wie er soll und als schlussendlich der große Stamm dran ist, fällt er exakt in die einzige Lücke des Zaunes, mir genau einen halben Meter vor die Füße. (im .gif noch eindrücklicher zu sehen hier)
Landarbeiten und ein Rätsel 2Weil ich beim Fällen nur im Wege stand, habe ich statt dessen für ein romantisches Dinner auf dem zugefrorenen Pool gesorgt. Ein heißer Kaffee in der warmen Frühlingssonne gehört zu den Momenten, die ich sehr genieße.

Der Pool indes hat mir ein Rätsel aufgegeben, von dem ich hoffe, einer von euch Lesern kann es für mich lösen: Nachdem es einige Tage ja ganz angenehm warm war, ist das Eis zügig geschmolzen und hat eine überaus merkwürdige Form angenommen. Obwohl noch über einen Zentimeter dick, hat es merkwürdige „Röhrchen“ gebildet und ist völlig brüchig. Ich habe – stets unterbrochen von meinem Hund, der mir das Eis aus den Fingern gefressen hat – ein kurzes Video davon gedreht:

Kann mir jemand in einfachen Worten erklären, wie eine solche Zusammensetzung entstehen kann? Der Pool war richtig dick zugefroren – da hätte man ein Auto drauf stellen können. Und jetzt diese merkwürdigen Röhrchen…?! Ich vermute eine Verschwörung der Echsenmenschen oder eine Folge von Chemtrails, bin aber auch anderen übersinnlichen Erklärungen gegenüber aufgeschlossen.

Landarbeiten und ein Rätsel 3Außerdem haben meine Frau und ich unsere Nudelmaschine aus dem jahrelangen Winterschlaf geweckt und aus unseren eigenen Eiern Nudeln gemacht. Ein ganz und gar wunderbarer Nachmittag und ich fühle, wie ich mehr und mehr zum Landwirt mutiere. Morgen Abend kommt ein Landschaftsgärtner zu Besuch und beurteilt unseren Garten – nachdem ich nun einen Baum gefällt habe habe fällen lassen, möchte ich auch ein, zwei neue pflanzen. Aber keine ollen, sondern Kirsch- oder Pflaumenbäume.

Hach.. ich liebe den Frühling.

9 Gedanken zu „Landarbeiten und ein Rätsel“

  1. Ohne ein Experte in „Eisologie“ zu sein, glaube ich das ich das ganze mit meinem Wissen aus Thermodynamik-Vorlesungen lösen kann.
    Wie du geschrieben hast, ist das Wasser schnell gefroren. Hier lieferst du gleich den wichtigsten Hinweis: Friert eine Wasserschicht sehr schnell, hat das noch nicht gefrorene Wasser wenig Zeit sich seinem Gasanteil zu entledigen. Die Folge: Es kommt zu Lufteinschlüssen im Eis. Das Muster in deinem Video ist ungewöhnlich gleichmäßig, was die Stabilität der Eisschicht (Hier kommt die Mechanik-Vorlesung) massiv beeinträchtigt ist. Zum einen, weil die Kraft sich auf weniger Eis verteilen muss und, weil durch die Lufteinschlüsse die Außenfläche viel größer ist. Das ist auch der Grund, warum man bei einem schnellen Frosteinbruch keine Eisflächen betreten soll.

    1. Ich weiß nicht, ob es schnell gefroren ist – im Laufe der letzten Wochen wird es zumindest immer wieder mal angetaut und dann neu angefroren worden sein. Lufteinschlüsse habe ich keine gesehen, dass sind ja so richtige Stäbchen – wie wenn man hunderte Streichhölzer aneinandergeklebt hätte.

  2. Ja, okay. Lufteinschlüsse. Kann natürlich sein.

    Oder es waren eingeschleppte Wattwürmer, die der Kälte wegen Verdauungsprobleme bekamen. Sie hüllten sich in die Wärme ihrer Flatulenzen, froren dennoch jämmerlich und erstarrten zu Eis. Beim Tauwetter sanken sie dann elendig zu Boden. Die Flatulenzhüllen blieben erhalten.

    Oder es waren doch die Chemtrails.

  3. Ich bin auch kein Experte, was „Eisologie“ angeht. Könnten diese merkwürdigen Gebilde (welche mich stark an Bienenwaben erinnern) nicht auch dadurch zu Stande gekommen sein, da Wasser sich, aufgrund des Dipolcharakters und der Ausbildung von Wasserstoffbrücken, immer als Hexagon anordnet? Schneeflocken bilden ja auch immer Sechsecke aus. Warum dies hier aber sogar räumlich, als Sechsecksprisma, geschieht, kann ich leider auch nicht beantworten.

  4. Also ich liebe Eis sehr – klassische Kombination: Schoko-Vanille. 😉

    Ich denke jedoch, dass man Schneeflocken nicht mit dem Eisphänomen gleichsetzen kann, denn Schneeflocken wachsen an einem Keimkristall (Staubkorn o.ä.) sozusagen „von innen nach außen“. Die Ausläufer sind also die Sternzacken der Schneeflocke. Wohl stimmt aber, dass diese Art der Ausläufer als Sechseck auf dem Dipolcharakter (bestimmte Teilchen zwingen andere Teilchen in eine bestimmte Anordnung) beruhen, aber auch durch die Winkel im Wassermolekül (120° bzw. 60°) die Sechseckform entsteht. Auf jeden Fall ist das Sechseck die energetisch günstigste Form für das Wassermolekül. (Diese Info brauchen wir dann noch.)

    Auf die Vielleicht-Lösung hat mich ein anderes Naturphänomen gebracht… Der Giant’s Causeway. Ich spare mir die Geschichte drumherum und übertrage das gleich mal auf Wasser.
    Wasser hat bei 4°C seine größte Dichte, oberhalb und unterhalb 4°C dehnt sich Wasser aus. Nun stellen wir uns vor, die Temperaturkonstellationen waren so, dass durch den schnellen Temperaturwechsel Wasser recht zügig gefroren ist. Es entstand eine normale Eisfläche mit sagen wir mal – 2°C. Das Eis ist ausgedehnt. Jetzt wurde es wieder langsam wärmer, die Eistemperatur stieg von – 2°C auf + 4°C. Innerhalb dieses Temperaturverlaufes zieht sich das Eis zusammen, denn es hat bei + 4°C seine höchste Dichte. Dadurch entstehen Spannungen in der Eisfläche, aber der Tauprozess ist zu langsam, als dass ein großer Riss entsteht, sondern nach und nach lösen sich einige benachbarte Wassermoleküle voneinander – sie werden förmlich auseinandergezogen. So bilden sich kleine Risse in der Eisdecke. Da die energetisch günstigste Form für Wassermoleküle das Sechseck ist, halten innerhalb der Sechseck-Eissäulen des Pools die Moleküle zusammen. Nur wenn das Sechseck zu groß wird, nagt die Zugkraft an die Dipolwechselwirkung und den Wasserstoffbrückenbindungen und zerreißt eine Bindung. Es entsteht eine kleine Lücke, welche aber zu klein ist, als dass die gesamte Eisfläche bröckeln würde.

    Warum gehen die Eissplitter von oben nach unten durch und die Lücken bilden sich vertikal?
    Hier kann ich mir nur vorstellen, dass es daran liegt, dass in der Natur Eis nicht plötzlich entsteht, sondern einfach einige Stunden, wenn nicht Tage oder Wochen dauert. Zunächst gefriert die „Wasserhaut“ als eine Molekülschicht, darunter ordnet sich durch den Gefrierprozess eine neue Molekülschicht so perfekt an, dass der ideale Energiezustand entsteht und erstarrt langsam. Darunter dann die dritte Schicht usw. Es ist also denkbar, dass sich die vertikalen Schichten einfach energetisch günstiger ausrichten können und dadurch der Vertikale Zusammenhalt noch etwas besser ist, als der horizontale Zusammenhalt.

    Mich würde jetzt nur interessieren, was die Lösung wirklich ist, denn ich kann auch meilenweit daneben liegen und die Lösung ist viel einfacher als gedacht… z.B. eine gemeine Eisnapfschnecke, die mit ihrer Radula das Eis abträgt.

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