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Religion

#20 Das Wort Gottes 1

Bevor wir beginnen: Ein paar Worte über ‚Worte‘.

Bild2Während meines Referendariats durfte ich mir von vielen (sehr guten) Kollegen Ideen und Anregungen holen. Wie alle von uns, wurden wir von Zeit zu Zeit geprüft und diesen “Unterrichtsbesuchen” ging eine Menge Zeit und Arbeit voraus.
Ich wusste, dass mir Unterrichten liegt – aber ich gehöre nicht zu den Leuten, die sich jeden Satz vorher zurechtlegen wollen. Ich “schwimme” gerne mit meinen Schülern, reagiere spontan auf Äußerungen und mag das Neue – auch auf die Gefahr hin, dass manches manchmal krumm wird.
Nach jedem Unterrichtsbesuch sitzt man in einer Runde zusammen und erhält Feedback. Was lief gut, was lief schlecht. Meist nette und hilfsbereite Kommentare von Seiten der anderen Referendare – was man eben sagt, wenn man weiß, dass die andere Person einen demnächst selbst bewertet. Höflich eben.

Und dann saß mein Seminarleiter vor mir und war an der Reihe. Und wisst ihr, was er sagte?

Herr Klinge, Sie könnten viel besser sein.

#17: Unser Kerl lebt

Reden wir über die Auferstehung.

Es gibt vier Bücher, die von Jesus berichten: Matthäus, Markus, Lukas und Johannes. Sie alle erzählen, wie Jesus von einem seiner Freunde verraten wurde, von seinem letzten Mahl mit seinen Freunden, von der Kreuzigung der Römer und dann, wie er von den Toten aufersteht.

Wenn wir in den Evangelien von jener Auferstehung lesen, dann werden die Dinge sehr schnell sehr interessant.

Markus berichtet, dass am ersten Tag der Woche Maria Magdalena, Maria, die Mutter des Jakobus, und Salome zu Jesus Grab gingen

während

Matthäus sagt, es waren aber die Maria Magdalena und die andere Maria, die zum Grab gingen (Was für ein Nackenschlag: Wie würde es euch ergehen, wenn ihr in die Geschichte eingehen würdet, als die andere Maria!?
Ach wissen Sie – es war die andere Maria.
Hallo Bob, liebst du Maria?
Auf keinen Fall! Ich bin total verschossen in die andere Maria!)

(Okay, jetzt habe ich den andere Maria-Witz ein bisschen überstrapaziert. Aber bitte nicht wegrennen, es gibt noch einiges über Maria zu sagen.)

#16: Hatten sie nur zuviel Wein?

Ich lasse mich leicht begeistern.

Von technischen Spielereien. Von wissenschaftlichen Fakten. Von Menschen. Von Berufen.
Einer der grandiosen Zufälle meines Lebens ist, dass ich mit einer Pastorin verheiratet bin. Wo ich Kirchen oder biblische Texte wie ein Trottel betrachte, weiß meine Frau oft die irrsten Zusammenhänge.

Darum beneide ich sie.

Aber es läßt mich immer wieder sprachlos zurück, wenn sie mir hier und da ein wenig von ihrer Welt eröffnet.
So wie heute.
Heute feiern wir Pfingsten, ein Fest, das sich von Pentacosta ableitet, das ist griechisch und bedeutet “fünfzig”. Pfingsten gilt als die Geburtststunde der Kirche. Kirche. Was immer einem in den Sinn kommt, wenn man an den Begriff Kirche denkt – hier ging es los.

#15: Annahmen und AA-Treffen

P1010031Einer meiner Lehrer erzählte mir mal, es gäbe drei Stufen der Mathematik: In der ersten Stufe würde man mit Zahlen rechnen; in der zweiten Stufe mit Buchstaben (x²+y²=z²) aber die eigentliche Mathematik sei in der dritten Stufe zu finden – dort würde man nur noch mit mathematischen Konstrukten und Gebilden um sich werfen.

Wenn man sich einen solches mathematisches Konstrukt ansieht, dann muss es bspw. über ganz bestimmte Elemente verfügen, damit es ein mathematischer „Körper“ ist.

Kluge Physiker haben irgendwann einmal verwundert bemerkt, dass sich die Bausteine der Atome in ganz bestimmte Strukturen einfügen – und diese Strukturen entsprechen haargenau solchen mathematischen Körpern. Und da man bei einem mathematischen Körper wusste, welche Elemente es alles gibt – folgerte man daraus, dass auch noch ein paar subatomare Bausteine an dieser oder jener Stelle zu finden sein müssten.

Nach dem Higgs-Boson, welches als Gottesteilchen zu zweifelhaftem Ruhm gelangte, wurde also nicht einfach so gesucht – sondern anhand mathematischer Konstrukte ahnte man, dass es an einer bestimmten Stelle zu finden sei.

Verblüffend.

Vor einigen Jahren hatten meine Frau und ich einen Kunstprofessor zu Besuch. Ich erwähnte in einem Nebensatz, wie wenig ich von Kunst verstünde und jener Professor erklärte beiläufig, welche tausend Details in einem klassischen Bild zu finden seien. Was die Farben und die Pinselführung aussagte. Welche Symbole und Andeutungen eingearbeitet seien. Es war atemberaubend. Er konnte Bilder lesen.

Ein alter Studienfreund von mir loggte sich einmal – hunderte Kilometer entfernt sitzend – in meinen Computer ein, erstellte im Hintergrund einen neuen Benutzer und das alles während wir gemütlich telefonierten und ich nebenher im Internet surfte und nichts davon wahrnahm. Ein Zauberer in meinen Augen.

Wenn ich solchen Leuten beim Denken, Reden, Arbeiten zusehe, dann komme ich ins Staunen. Wie ein Kind. Ich bin seit zehn Jahren mit einer Pastorin verheiratet – und immer wieder erhalte ich Einblicke und staune, staune, staune.

Ich schreibe das, weil ich – als Christ – in meinem Glauben mit der Bibel anfangen muss. Und die Bibel – wie wir alle wissen – ist die Urheberin zahlreicher Probleme.

Einige Menschen verachten sie – ohne wirklich zu wissen, was darin steht, andere betrachten sie als Hindernis auf dem Weg zu Entwicklung und Aufklärung und wieder andere haben seit Jahren die gleichen Verse auf den Lippen und fragen sich, warum ein jeder – inklusive sie selbst – so gelangweilt ist. Und manche tragen so viel Last und Gepäck mit sich herum, dass sie gar nicht wissen, wo sie anfangen sollen.

Mich fasziniert die Bibel sehr. Über die Jahre hat sie sich mir mehr und mehr erschlossen, habe ich mehr und mehr Zugang zu Texten gefunden weil ich mehr und mehr verstanden habe.

Wenn du also ausgebrannt oder genervt bist oder voller ätzender Erfahrungen steckst, wenn es um die Bibel geht – dann ist das heute ein Text für dich 🙂

#14: Heikel

2014-05-24 10.12.10Obwohl wir schon einige Teile unserer Reihe hinter uns haben, stecken wir immer noch ganz am Anfang.
Heute möchte ich mit einer Geschichte anfangen – einer Geschichte, die mir hilft sich über Wesentlichkeit, Inspiration und Offenbarung Gedanken zu machen.

Vor einigen Jahren schrieb Rob Bell ein Buch namens „Love Wins“ (dt. „Das letzte Wort hat die Liebe„). Zu jener Zeit, als das Buch erschien, meldete sich ein sehr bekannter, amerikanischer Pastor mit großer Anhängerschaft zu Wort, er wolle mit Bell sprechen, weil er große Bedenken ob des Buches habe (Bell erwähnte, dass er zu jener Zeit gelernt habe, dass „große Bedenken“ im Kirchensprech bedeutet, dass jemand richtig angepisst ist..). Bell unterhielt sich mit dem Pastor und fand schnell heraus, dass, wann immer er etwas darüber sagte, wie gut Gott sei, von jenem Pastor eine Erwiderung darüber kam, wie gewaltsam und schrecklich Gott sein könnte.

Beispielsweise sagte Bell: “Jesus sprach über die Erneuerung aller Dinge”
und dann wurde entgegnet: “Aber Gott kann auch ein ganzes Dorf auslöschen wie es im Buch der Richter geschrieben steht.”

Solche Dinge.