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Vertretungsstunden

Ich habe die Möglichkeit, in verschiedenen Klassen Vertretungsstunden zu geben. Je nach Klasse und Fach bemühe ich mich meistens, die Zeit sinnvoll, d.h. arbeitsintensiv zu nutzen.

Je nach Klasse verläuft das unterschiedlich: Einige Klassen kämpfen in erster Linie mit der Disziplin – lockere Spiele wie sie jeder aus der eigenen Schulvergangenheit kennt sind hier schlichtweg nicht möglich. Andere Klassen hängen dem Schulstoff hinterher und müssen dürfen arbeiten. Und gerade wir Lehramtsanwärter haben oft mit Disziplin zu kämpfen – insbesondere die Rabauken wollen natürlich austesten, was sie bei uns dürfen und was nicht. Ich lasse also grundsätzlich arbeiten – im äußersten Fall dürfen die Schüler in Stillarbeit ihre Hausaufgaben machen. Mehr ist bei mir nicht drin. Meistens.

Vor knapp vier Wochen habe ich nun eine 6. Klasse regulär in Mathematik übernehmen dürfen und richtig hart mit denen gearbeitet. Und ich meine richtig hart! In knapp drei Wochen haben wir zwei “schriftliche Übungen” (oder “Tests”) geschrieben, die einige sogar freiwillig (!) Freitags in der 7. Stunde wiederholt haben, um sich zu verbessern. Eine Menge Hausaufgaben und viele Übungen, dazu neue Methoden und ein neuer Lehrer. Ich bin wirklich stolz auf sie! Nun hatte ich zuletzt auch außerhalb des normalen Unterrichts zwei Vertretungsstunden in jener Klasse.

Statt wie üblich Stillarbeit zu machen, wollte ich ein Experiment wagen: Die Klasse hatte sich redlich verdient, auch mal auszuspannen und ihre harte Arbeit der vergangenen Stunden wollte ich honorieren.

Also brachte ich meinen TabletPC mit, einen Beamer und ein Computerspiel: Crayon Physics deluxe (das Video zeigt, worum es geht).

Im Grunde eine undankbare Situation: Über zwanzig Schüler und nur ein Computer sind suboptimal. Ein Experiment halt.

Und genauso habe ich es auch angekündigt – als Experiment. Wenn es Streitereien gäbe, es zu laut würde oder sonstige Probleme, würde ich abbrechen. Und los gings…

Ich habe einen ganzen Haufen schwieriger, mathematischer Aufgaben an die Tafel geschrieben und wann immer ein Tischpaar eine der Rechnungen gelöst hat, durften sie zu zweit an den PC. Alle anderen haben weitergerechnet und via Beamer zugeguckt.

Und es lief grandios! So gut, dass ich das ganze eine Woche später in einer zweiten Vertretungsstunde nochmal wiederholt habe. Das Spiel an sich ist einfach, ungewohnt und verblüffend. Ich habe für die gleichen Level schon die unterschiedlichsten Lösungen gesehen. Für die Kinder ist es eine gute Möglichkeit, ihre “social skills” zu trainieren – die Gefahr ungeduldig oder pampig zu werden, wenn andere dran sind, ist hier sehr groß.

Inzwischen erwäge ich bei jeder Vertretungsstunde, dieses Spiel rauszuholen, bin aber sehr vorsichtig. Das kann nur gutgehen, wenn die Klasse äußerst diszipliniert miteinander umgeht und da habe ich bei anderen Klassen (die ich auch nicht so oft sehe) noch einen weiten Weg vor mir.

Aber für Lehrer mit TabletPC und mit tollen Klassen kann ich diese Art der Vertretungsstunde nur empfehlen! Das hat einfach Spaß gemacht.

4 Gedanken zu „Vertretungsstunden“

  1. Pingback: Vertretungsstunde | Lehrzeit

  2. Pingback: Crayon Physics für Android - ...ein Halbtagsblog...

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