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Ich habe mit den Schülern ein Ritual entwickelt.

Zu Beginn jeder Klassenarbeit und jeder größeren Übungsphase weise ich sie mehrfach und deutlich darauf hin, die Aufgabenstellung genau zu lesen. Und weil die Schüler meine Stimme so gerne hören, ignorieren sie das dann sorgfältig und ausnahmslos, damit ich mich beim nächsten Mal mit noch mehr Enthusiasmus in die Sache stürze.

Ein Ritual, dem etwas Vertrautes, fast schon Schönes anhaftet.

Morgen werde ich sie zum Dank mit einem bekannten “Lesetest” überraschen:

______________________

20 Aufgaben in 5 Minuten!
1. Lies alle Punkte genau durch, bevor du etwas tust.
2. Schreibe deinen Namen oben rechts auf das Blatt.
3. Umkreise das Wort „Namen“ im Satz 2.
4. Zeichne fünf kleine Quadrate oben links auf das Blatt.
5. Zeichne in jedes Quadrat ein X.
6. Ziehe um jedes Quadrat einen Kreis.
7. Schreibe unter deinen Namen das heutige Datum.
8. Rechne: 56 + 38 = _________
9. Unterstreiche die Sätze 7 und 8.
10. Zeichne ein P unten rechts auf das Blatt.
11. Zeichne um dieses P ein Quadrat.
12. Schreibe hinter die Überschrift „Lesetest“.
13. Rechne: 54 – 23 = _________
14. Rechne schriftlich aus: 15897 + 3456 = ____________
15. Mache bitte mit dem Bleistift drei kleine Löcher in das Blatt: . . .
16. Unterstreiche im 1. Satz das Wort „Lies“
17. Unterstreiche im 1. Satz das Wort „genau“
18. Kreise das Ergebnis bei Aufgabe 8 ein.
19. Kreise das Ergebnis bei Aufgabe 13 ein.
20. Nachdem du nun alles aufmerksam gelesen hast, machst du bitte nur,
was in den Sätzen 1 und 2 verlangt wird.

Diese (hoffentlich einprägsame) Übung gibt es hier zum Download.
Ich werde mal berichten. Smiley

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12 Gedanken zu „Mir reichts!“

  1. In der Klasse (Grundschule) einer guten Freundin hat eben so ein Test von ihr zu Tränen auf Seiten der Schüler geführt: Nur 1 (!) Schüler hatte die Fragestellung entsprechend gelesen. Mich interessiert wirklich, ob du ähnliches erlebst 🙂

  2. Super Idee, werd ich in meiner 8. auch probieren.
    Der Hinweis „skizziere UND beschrifte“ hat in der letzten Physik-SA trotz Fettdruck und Vorlesen auch nur die Hälfte interessiert.

  3. Haha. Genau so einen Test suche ich schon lange. Wir haben in ein paar Wochen Projekttage zum Thema lesen. Da bring ich den.

    Gut, jetzt aber im Ernst. Wie gehe ich das Problem an.
    Mir hilft:
    – Ich lasse schwierige und vermeintlich schwierige Aufgaben gemeinsam laut lesen. Dann lasse ich mehrer Schüler wiederholen was zu tun ist. Manchmal bespreche ich auch HA vor.
    – Nach dem Lesen dürfen kurz Fragen gestellt werden. Dann ist Stillarbeit. Keine Fragen werden mehr beantwortet. Der einzige Satz der dann noch von mir kommt ist dann: „nochmal lesen“.
    – Nach einer Weile kann man dann wieder Hilfesysteme anbieten, wenn die Schüler Gelegenheit hatten sich zu konzentrieren und es allgemein still geworden ist.
    Muss man halt ritualisieren.

    1. Im Unterricht stört mich das nichtmal so sehr – aber bei Klassenarbeiten ist es mehr als ärgerlich, wenn die Schüler bestimmte Teilaufgaben „übersehen“ und dafür Punktabzüge kassieren.

  4. Pingback: 20 Aufgaben in 5 Minuten « …ein Halbtagsblog…

  5. Irgendwie liest sich das schon wie absichtliche Irreführung. Zumal in der letzten Aufgabe ja nur eine Bitte steht. Muß ich dieser denn als Schüler nachkommen? Seltsamerweise steht dies im Kontrast zur ersten Aufgabe, welche nicht als Bitte formuliert ist. Ich meine, was soll ich denn bitte mit der restlichen Zeit anfangen wenn da noch so nette Aufgaben der Lösung harren? :mrgreen:

    @sdinkel: „nochmal lesen“ kenne ich noch aus meiner Schulzeit. Nur leider haben die Lehrer an „normalen“ Schulen die dumme Angewohnheit ihre Fragen nicht eineindeutig zu formulieren. Da hilft es dann auch nicht die Frage zigmal zu lesen, wenn sie eben mehrdeutig formuliert ist. In der Schule in die ich dann ab der 11ten ging, war das zum Glück kein Problem mehr, da die Lehrer dort genauso pedantisch waren wie wir Schüler 😉 … sozusagen eine Spezialschule für Geeks (nur daß ich damals diesen Begriff noch nicht kannte). Zugegebenermaßen gab es bei uns allerdings auch nicht gemeinsames Vorlesen der Aufgabenstellungen.

    Aber keine Angst, das genannte Problem setzte sich dann auch gleich an der Uni bei den Hochschullehrern fort. Lang lang ist’s her. Und heute kräht kein Hahn mehr danach.

    -> http://www.youtube.com/watch?v=Y7ww9p2MQVg

      1. In dem Fall: Hut ab. Der Erfolg einer Methode ist schließlich noch immer der beste Beweis, daß sie funktioniert.

        Wie war denn nun eigentlich das Ergebnis (in etwa)?

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