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Filme im Unterricht zeigen?

Filme und Fernsehaufzeichnungen sind zuweilen eine gute Alternative, um komplexe Sachverhalte im Physikunterricht anschaulich darzustellen. Quarks & Co hat ein paar sehr schöne (wenn auch durch Hintergrundmusik und Schnitt ziemlich subjektive und direktive) Episoden zu verschiedenen Themen. Ebenso diverse KiKa-Sendungen (z.B. zum Flaschenzug) oder die MythBusters.

Und nicht zuletzt bin ich ein Fan der Seite CISCI.net. Dort werden Sequenzen aus Hollywood-Filmen auf ihren physikalischen Inhalt hin überprüft und so aufbereitet, dass man dies im Schulunterricht gut einbeziehen kann.

Filme im Unterricht zeigen? 1Kurzes Beispiel:
Bruce Willis fällt in Stirb Langsam einen Fahrstuhlschacht hinunter, schafft es aber nach endlosen Sekunden, sich mit den Fingerspitzen an einem Absatz festzukrallen. Frage: Ist das möglich? Welche Kraft wirkt auf die Fingerspitzen? Womit ist das vergleichbar? (Antwort hier.)
Alternativen, die ich im Unterricht schon ausprobiert habe: In “Kevin – Allein zu Haus” fällt dem Einbrecher Marv ein Bügeleisen auf den Kopf. Wie lang ist es unterwegs? Ist das realistisch? Kann ein Schädel so eine Belastung aushalten?

Ich mag den Einbezug von Filmen in den Unterricht.
Denn im klassischen Physikunterricht versuchen wir den Schülern fremde Begriffe (“Potentielle Energie”) zu erklären und nutzen dafür meist fremde Gegenstände, die man nur in Physikschränken findet. Vermutlich wird fast jeder meiner Leser mir in Erinnerung an die eigene Schulzeit zustimmen.
Nicht nur, dass die Schülerinnen und Schüler unsicher in Bezug auf “Potentialtöpfe”, “kinetische Energie” und “negative Beschleunigung” sind, der Einbezug fremder und oft komplizierter Apparate erschwert den Zugang meines Erachtens noch.
Im Hollywood-Film dagegen werden Alltagsgegenstände genutzt. Dort fliegen Bügeleisen und Autos durch die Luft. Impulserhaltung kann ich anhand Arnold Schwarzeneggers Science-Fiction-Waffen verdeutlichen. Den Schülern machen diese Specials – soweit ich das beurteilen kann – eine Menge Spaß (nunja.. “Spaß”. Wieviel “Spaß” kann man im Physikunterricht haben? Zwinkerndes Smiley).

Mein Problem ist nur: Darf ich das überhaupt?
Das ich die guten alten Schulfernsehen-Sendungen zeigen darf, mag ja noch angehen, Fernsehaufzeichnungen sind womöglich Grauzone, aber Hollywood-Movies? Eraser? Stirb Langsam? Fluch der Karibik?

Verbindliche Informationen gibt das Bundesjustizministerium auf seiner Homepage. Dort gibt es ganz unten den Absatz Dürfen Lehrerinnen/Lehrer private DVDs, Filme und CDs im Unterricht zeigen?
Kurz gesagt: Ich darf1.
Und etwas länger: “Es kommt darauf an, ob es sich dabei um eine öffentliche Wiedergabe handelt. […] Nach der Kommentarliteratur sind Wiedergaben im Schulunterricht innerhalb des engen Klassenverbandes fast immer nicht öffentlich.”

Enger Klassenverband. Naja, wenn die ganze Schule an meinem Physikunterricht teilnehmen möchte, dann melde ich mich nochmal.
Hätten wir das auch geklärt.

1: Huaaaaa. Ohne Gewähr. Das Urheberrecht ändert sich schneller, als die Bundesligisten ihre Trainer. Was heute noch richtig ist, gilt morgen schon nicht mehr.

9 Gedanken zu „Filme im Unterricht zeigen?“

  1. Kurzer Kommentar: „Noch darfst du Filme zeigen, bald nicht mehr.“
    Längerer Kommentar:
    Wie du richtig schreibst geht es um die Frage, ob der Klassenverband öffentlich oder nicht öffentlich ist. Ich war dem letzt auf einer Fortbildung des Medienzentrums und auch dort wurde diese Frage diskutiert. Der Jurist meinte ganz klar: Der Klassenverband ist eher öffentlich als nicht öffentlich.
    Er verwies auf ein Urteil des Obersten Österreichisches Gerichtshofes:
    „Der Oberste Österreichische Gerichtshof hat im Jahre 2008 festgestellt, dass auch der geschlossene Klassenverband als öffentlich zu qualifizieren ist. Hierzu gibt es allerdings noch keine Entscheidung von einem deutschen obersten Gericht, so dass man sich in Deutschland in einer rechtlichen Grauzone befindet.“
    (gefunden unter: http://www.medienzentrum-bielefeld.de/site.php4?site_id=265 )
    Interessant ist dabei, dass das österreichische Gericht mit deutschem Recht argumentierte. D.h. es ist eigentlich nur eine Frage der Zeit bis ein Gerichtsurteil fällt, dass jegliche Klassenverbände (offen und geschlossen) als öffentlich bezeichnet.

  2. Liebe Filmfreunde,

    das Bundesjustizministerium hat hierzu eine Stellungnahme auf seiner Webseite veröffentlicht. Ein Auszug: „Nach der Kommentarliteratur sind Wiedergaben im Schulunterricht innerhalb des engen Klassenverbandes fast immer nicht öffentlich; Schulveranstaltungen der ganzen Schule oder größerer Teile davon dagegen in aller Regel öffentlich.“ (Quelle: http://www.bmj.de/DE/Buerger/digitaleWelt/ReformUrheberrecht/_doc/Themenkomplex_Kopien_doc.html).
    Auf dem Landesbildungsserver Baden-Württemberg findet sich ein Kommentar, der noch deutlicher formuliert ist:
    „Eine Wiedergabe / Zugänglichmachung im Zusammenhang mit Unterricht ist aufgrund des engen gegenseitigen Kontakts zwischen den beteiligten Personen (Schüler, deren Eltern sowie allen Lehrer einer Schule) stets nicht-öffentlich. Beispiele für Nichtöffentlichkeit (persönliche Verbundenheit) sind: Schulklasse, Lehrerkonferenz, Klassenpflegschaftssitzung, Elternbeiratssitzung (ohne weitere Öffentlichkeit), Aufführung einer Klasse vor Lehrern, Schülern, Eltern oder einer Veranstaltung, an der ausschließlich Schüler und Lehrer derselben Schule teilnehmen, Blended Learning Plattform (im lokalen Netz bzw. bei BelWü) sofern eingehalten wird: Authentifizierung (persönlicher Zugang, individuelles Passwort), Verschlüsselte Übertragung der Daten (z. B. https), Lehrerfortbildungen.“ (Quelle: http://lehrerfortbildung-bw.de/sueb/recht/oeff/)

    Damit kann man als Lehrer/in doch etwas anfangen.

    Gruß, MS.

  3. Ich finds super. Vielleicht hätt ich so auch mal mehr in der Physik verstanden. Allerdings muss ich sagen ich bin enttäuscht von John McClean. Frage ist, wie wäre es mit GoGoGadgetArmen? Hätte er dann größere Chancen?

  4. Bei einem solchen Unterrichtsinhalt hätte ich Physik in der 13 wohl auch noch gerne überlebt! Schade, dass so oftmals viel zu selten praktiziert wird, ich werde die Seite mal an meinen Physiklehrer weitergeben, damit nachkommende Klassen auch ab und zu mal Spaß an Physik haben ^^
    Selber Mythbusters spielen in Physik, das ist ja fast ein Traum *-* ;D

  5. Bei der Internetseite CISCI finde ich es schade, dass ich die entsprechenden Szenen nicht irgendwie direkt zur Verfügung habe (youtube oder so). VIele Filme kenne ich nämlich, habe sie aber nicht digital. Daher habe ich wohl nicht ganz so viel davon. Oder habt ihr alles digital?

    1. Das ist in der Tat bedauerlich – aber wohl nicht zu ändern.
      Bleibt nur, die betreffende Szene
      * im Video vorzuspulen
      * auf der DVD zu pausieren
      * mit dem PC herauszuschneiden (und in OneNote zu lagern um sie nie mehr suchen zu müssen)

      Wie das jeder handhabt, sei ihm selbst überlassen 🙂

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