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Zahlenspielerei, oder: Was kostet ein schlechter Lehrer?

In Zeiten von Burnout und Wirtschaftskrise, von Rettungsschirmen und der Festellung durch Hans-Werner Sinn, viele Berufe sollten geringer bezahlt werden, weil sie zu wenig erwirtschaften, ist in mir die Frage nach der Wirtschaftlichkeit von uns Lehrern aufgekommen.

Welchen Nutzen bringe ich diesem Land, respektive: welchen Schaden richte ich eigentlich an?

Dazu eine kleine Rechnung (aber keine Sorge, es wird nicht schwer):

Das Bruttoinlandsprodukt (also der Gesamtwert aller Güter, die innerhalb eines Jahres hergestellt wurden) von Deutschland beträgt etwa 2500 Milliarden Euro.
Bei rund 80 Millionen Einwohnern erwirtschaftet also jeder Deutsche jedes Jahr durchschnittlich  31.000 Euro.

In einer langen Lehrerkarriere werde ich etwa 1000 Schülern begegnen, dass heißt: 1000 Menschen, die später jeder durchschnittlich 31.000 Euro pro Jahr erwirtschaften. Wenn wir davon ausgehen, dass jeder Schüler 50 Jahre im Beruf steht kann man also vereinfacht sagen:

Alle Schüler die ich unterrichten werde, erwirtschaften in ihrem Leben rund 1,5 Milliarden Euro.

Wenn ich ein guter Lehrer bin. Wenn meine Schüler den Durchschnitt erreichen.

Ein richtig guter Lehrer – und ich meine: Ein richtig guter, inspirierender Lehrer, der wird in seiner langen Karriere vielen Schülern begegnen. Sie inspirieren. Anfeuern. Motivierern. Ein richtig guter Lehrer dürfte dafür sorgen, dass ‘seine’ Schüler über diesem Durchschnitt liegen. Eine richtig gute Schule dürfte sogar weit über dieser Zahl liegen.

Und ein ‘schlechter’ Lehrer? Und eine ‘schlechte’ Schule? …!

Natürlich sind das alles Zahlenspielereien. Gerundet und vereinfacht.
Aber vielleicht müssen wir uns als Lehrer manchmal darüber klar werden, welches Ausmaß unser Beruf annehmen kann. Und sollte das für die Politik nicht ein Anreiz sein, besonders viel Geld in gute Lehrer und gute Schulen zu stecken? Ich wüßte nicht, wo die Rendite besser ist Smiley mit geöffnetem Mund.

5 Gedanken zu „Zahlenspielerei, oder: Was kostet ein schlechter Lehrer?“

  1. Diese 1000 Schüler scheinen mir, zumindest bei einem Nebenfachlehrer, weit untertrieben. Als Nebenfachlehrer unterrichtet man überwiegend Klassen/Kurse mit zwei Wochenstunden und behält diese zwei Jahre. Da komme ich rechnerisch locker auf über 5000 Schüler in 38 Berufsjahren.

    Auch wenn es nervt, erinnere ich in dem Zusammenhang gerne nochmal an den Einfluss (Vorbild) eines Lehrers der mit den Schülern mit Facebook „arbeitet“. Die Multiplikationswirkung ist enorm, im positiven, wie im negativen Sinne.

    Herzlichen Gruß,
    Winni.

      1. Eigentlich meinte ich nicht dich im Speziellen, denn auf deinen Blog bin ich ja erst durch Jan-Martin aufmerksam geworden. 😉
        Der Artikel stößt interessante Gedankengänge an. Mich würde zum Beispiel interessieren, wie man die Effektivität eines Lehrers misst? Kann man auch ein guter Lehrer sein wenn man nicht immer effektiv unterrichtet?
        Im Artikel steht der Satz: „Je effektiver ein Lehrer ist, …, umso besser sind im Durchschnitt die kognitiven Fähigkeiten seiner Schüler“. Ich stoße mich etwas an dem Begriff „kognitiv“. Es würde mich nicht wundern, wenn es da noch weit gewichtigere Faktoren gibt, die die kognitiven Fähigkeiten eines Schülers beeinflussen, als ein effektiver Lehrer.
        Ich hoffe doch sehr, daß der Auftrag der Schule mehr beeinhaltet, als hauptsächlich das Bruttoinlandsprodukt oder das spätere Einkommen der Schüler zu erhöhen.

        Martin, eigentlich bin ich ziemlich locker, 😉
        nur beim Thema Facebook gelingt mir das nicht immer, da in meinen Augen die Gefahren so erschreckend groß sind.

        Herzliche Grüße,
        Winni.

  2. Egal, wie viele Schüler es nun tatsächlich pro Lehrer sind – 1000 oder 5000 (oder vielleicht sogar noch viel mehr, wenn man sich überlegt, dass Erdkunde in Berlin meist nur noch 1 Stunde pro Woche unterrichtet wird) – müsste man nicht noch die Schüler durch die Anzahl der Lehrer, die sie in ihrem Leben hatten, teilen?

    1. Jein. Das wäre dann ja so zu interpretieren, dass jeder Schüler einem Lehrer zugelost und von diesem geprägt würde. Wenn ich an meine Schulzeit zurückdenke, haben mich sicher nicht alle Lehrer geprägt, aber so ein paar richtig gute waren schon dabei.

      Außerdem ist es ja vereinfacht gerechnet.. 😉

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