Zum Inhalt springen

Physik als Abenteuer (1)

image

Etwa um die Weihnachtszeit schlug mir der Amazon-Suchalgorithmus ein Buch vor: “Physik als Abenteuer” von Martin Kramer.
Ich stehe Didaktik-Büchern im Allgemeinen eher skeptisch gegenüber. Zum einen, weil ich zu faul zum Lesen einer Anleitung bin (egal ob es um den Videorekorder, mein Handy oder eben Unterricht geht) und zum anderen, weil mir bisher nur sehr, sehr wenige wirklich nützliche didaktisch orientierte Bücher begegnet sind. Um Kalenderweisheiten oder pädagogische Grundsätze zu erfahren, fehlt mir schlicht die Zeit. Und als ich las, dass Martin Kramer im Unterricht ein Figurentheater nutzt, lief es mir schon kalt den Rücken herunter. Ich sah mich schon mit einer sprechenden Handpuppe und verstellter Stimme entsetzten Zehntklässlern die Gefahren der Gammastrahlung erklären.

Naja. Ich habe es mir trotzdem gekauft.

Und bin begeistert.

Begeistert!

Grundgedanke des Buches ist folgendes Zitat:

Das brauche ich nicht zu lernen, das habe ich erlebt.”

Das Buch ist in zwei Teile gegliedert – im ersten beschreibt Kramer die Grundsätze seines Unterrichts. Einige Dinge finde ich ziemlich gut, andere teile ich nicht. Krämer lässt Schülerkleingruppen über viele Monate, z.T. Jahre zusammenarbeiten. Ich hingegen wechsle alle sechs Wochen die Sitzordnung. Krämer will, dass die Schüler ihre Arbeitsabläufe optimieren – ich möchte, dass sie lernen, immer wieder mit den wechselnden, unterschiedlichen Leuten zusammenarbeiten zu können.
Physik als Abenteuer (1) 1Überrascht hat mich das Kapitel über – grusel – das Figurentheater. Doch statt Handpuppen und verstellter Stimme geht es mehr um ein Maskottchen. Eines, das für die dämlichen Fragen zuständig ist und in Form einer Geschichte auch für die Experimente verantwortlich sein kann. Bemerkenswert sind die Details, die Krämer erwähnt: So weist er bspw. darauf hin, der Figur keinen Mädchennamen zu geben – die (scheinbar) dämlichen Fragen des Maskottchens würden zu „typisch Mädchen”-Sprüchen im Physikunterricht verleiten.

Insgesamt ist Krämer, als Theaterpädagoge, sehr vom enaktiven Anteil des Unterrichts besessen. Vieles kann nachgespielt und von den Schülern selbst erfahren werden. Bis hierhin, dachte ich, sind ein paar schöne Ideen darunter (ich habe seitdem den Problembären Bruno mit magnetischen Händen).

Der zweite Teil des Buches ist aber dann tatsächlich großartig:
Thema für Thema arbeitet Krämer die Physik durch und gibt konkrete Ideen, Anleitungen und Möglichkeiten preis, wie man Physik erlebbar machen kann. In vieles werde ich mich noch monatelang hineindenken müssen. Anderes ist sofort offensichtlich. Besonders schön: Es gibt nicht nur “Physik als Abenteuer” sondern auch “Mathematik als Abenteuer”.

Das ein oder andere habe ich schon umgesetzt.
Zur Einführung der Symmetrie in meiner sechsten Klasse habe ich die SchülerInnen den Klassenraum entlang einer Linie aus Krepband symmetrisch umgestalten lassen. Spannend war, wie zunächst grob die Tische und Stühle halbwegs richtig standen – zum Ende der Stunde ging es dann aber um Details: “Der Stift auf diesem Tisch liegt mit der Spitze nach außen auf der linken Seite des Buches – auf dem Spiegeltisch liegt er aber…”
Die Klasse bekam ein Auge für die Details. Dafür, was Symmetrie ist.

image

6 Gedanken zu „Physik als Abenteuer (1)“

  1. Das Mathebuch hatte ich auch mal in der Hand, fand ich damals aber nicht so spannend. Vielleicht sollte ich es mir nochmal anschauen.

    ich finde an diesen erfolgreichen Büchern, die also Lehrer begeistern und Schüler Spaß machen, auffällig, dass nur wenig moderne Medien eingesetzt werden. Und wenn, dann stehen sie eher im Hintergrund. Meistens geht es um Gruppenerlebnis, praktisches Arbeiten, Theaterelemente etc.

    Ist das in diesem Buch auch so?

  2. Pingback: Kuscheltiere im Physikunterricht « …ein Halbtagsblog…

  3. Pingback: Besserer Physikunterricht. - ...ein Halbtagsblog...

Schreibe einen Kommentar zu Ingo Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert