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Was wie der Beginn eines Aufsatzes (“Mein schönstes Ferienerlebnis”) klingt, ist mir heute tatsächlich passiert: Mein erster Dienstunfall.

imageUnd wie das so ist, steht man beim ersten Mal erstmal etwas ratlos da. Die Schüler schauen. Man selbst schaut. Und Tropfen für Tropfen rinnt das Leben das Blut aus meiner Hand.

Ich komme vom Land. Zu uns kam einmal im Jahr der Tierarzt und der hat in einem Rutsch Tiere und Kinder gleichermaßen Zähne gezogen, geimpft oder Wurmkuren verabreicht. Und ich entstamme einer stolzen Medizinerfamilie. Das man als normaler Mensch zum Arzt gehen kann, ist weder mir noch meinen Geschwistern bekannt. Ein ziemlich tiefer Schnitt offenbahrt mir einen Blick in das Innere meiner Hand. Wo aber hin damit?

Zunächst einmal im Sekretariat einen “Dienstunfall” melden. Aha. Dann ein Formular ausfüllen. “So schlimm ist es doch nicht, oder?”, frage ich interessiert.
“Falls es aber schlimmer wird, sich entzündet oder so, muss man dokumentieren, wo es herkommt.”, erläutert mir die Sekretärin geduldig. Zwei Kollegen mit medizinischer Ausbildung begutachten den Schaden. “Zwischen den Fingern… Das ist ne saublöde Stelle”, meint der eine. “Ich würde das nähen lassen”, kommentiert der andere. Meine irritierten Blicke deuten sie richtig. “Von einem Arzt” insistieren sie, als ich Frau Müller vom Hauswirtschaftskurs heranwinke.
Geduldig schreiben sie mir eine Adresse auf. Ein notdürftiges Pflaster hält die Wunde zusammen.

In der Praxis werde ich fröhlich empfangen. “Wie ist das denn passiert?”
Ich überlege, rücke dann aber mit der Wahrheit heraus. “Ich bin an der Tafel hängen geblieben.”

Betretenes Schweigen.

Man schaut mich an, wie meine Frau mich ansieht, wenn ich etwas wirklich Dummes gesagt habe. “Naja” beginne ich zu stottern, “…unter der Tafel ist doch so ein Kreideablage-Blech und da bin ich an der Ecke… Können wir im Bericht vielleicht schreiben, ich sei gestürzt, damit es nicht ganz so dämlich klingt?”

“Aber es ist dämlich”, sagt denkt der Arzt. Er begutachtet die Wunde und stimmt meinen Kollegen zu – das sollte genäht werden. Diesmal leider nicht mit der bunten-Blumen-Vollnarkose von vor drei Jahren. Freundlicherweise werden von der OP Fotos gemacht. “Für den Biologie- oder Hauswirtschaftsunterricht”, erkläre ich.
Im Anschluss ein Gespräch darüber, ob und wie lange ich mich krankschreiben lassen möchte. Schließlich sei ich die nächsten Tage durchaus eingeschränkt. Ich muss kurz an Gerhard Schröders Kommentar über die “faulen Säcke” denken und antworte: “Bis zu meinem 65. Lebensjahr, bitte.”

Das ist leider nicht möglich.
”Na, dann kann ich auch morgen wieder arbeiten gehen”, erwidere ich fröhlich und fahre heim.

Das Beste an der ganzen Geschichte ist aber mein T-Shirt. Es ist heute angekommen Smiley mit geöffnetem Mund

 2012-05-08 13.28.01

9 Gedanken zu „Mein erster Dienstunfall.“

  1. Hm, ich hoffe, der Arzt konnte die Hand retten.

    Nach der Überschrift dachte ich ja eher an a) am Papier geschnitten (passiert mir ab und an, bevorzugt Formulare) oder b) an der Thermowalze im Kopierer verbrannt, weil die Folie wieder hängen blieb…

    Aber:

    Gute Besserung…ich würde den Tafelhersteller verklagen.

  2. Pingback: Schneeballschlacht (aus päd. Gründen) - ...ein Halbtagsblog...

  3. Oh ja, Tafeln. Ich hab mir letztens beim Runterschieben der Tafel ganz böse den Finger eingequetscht. Wer kommt denn auch bitte darauf, dass zwischen Tafel und Wand ausreichend Platz für Finger ist, aber zu wenig, damit das Ding heile bleibt.
    Lektion 1 daraus: Tafeln sind des Teufels.
    Lektion 2: Meine Schmerzreaktionen sind im Klassenzimmer bei gleichem Schmerz andere als außerhalb. Sonst bin ich nämlich sehr wehleidig, in dem Fall hab ich kurz geflucht und dann weitergemacht. Aber ich hab ja auch schon blutverschmiert unterrichtet, was jedoch eine andere Geschichte ist.

    Daraus, dass du noch immer bloggst, schließe ich aber, dass du noch lebst. Das ist gut. 🙂

  4. Einer meiner Lehrerinnen aus der Berufsschule ist mal eine Tafel auf den Fuß gefallen und hat ein paar Knochen zertrümmert.
    Das Ding (die Tafel 😉 ) war schon steinalt, die Halterung vom ständigen Hoch-Runter-Schieben wahrscheinlich locker und *wumms*.

    Ach, und meine Mutter – ehemalige Grundschullehrerin – hat sich auch mal an so nem Kreidehalter geschnitten.
    Also, kein Einzelfall!! 😀

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