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2013-05-22 09.27.25Mit einem 6er-Technik-Kurs baue ich seit Wochen an einem knapp 2m² großen Modell unserer Schule. Dieses Projekt wird uns noch einige Monate begleiten – nach dem Rohbau folgen Grundierung, Einsetzen von Fenstern, Verkabelung und Beleuchtung und Steuerung mittels verschiedener Sensoren. Auf dem Foto sieht man Turnhalle & Aula. Mit Genehmigung der Schüler darf ich auch das Video unten publizieren.

Dieses Projekt motiviert sie ganz ungemein. So sehr, dass sie sogar Mittagspausen opfern, um daran weiterzuwerken. Es gibt Spezialisten für die Architektur, solche für Landschaft und Unterbau (“Gips oder Tapetenkleister!”) und welche für die Details (“Da müssen kleine Fensterbänke hin!”).

Weil ich in dem Technikkurs Klassenarbeiten schreiben lassen muss, habe ich ihnen aufgetragen, binnen zwei Wochen einen Bericht über das Projekt zu schreiben. Minimum seien vier handgeschriebene Seiten mit diesen und jenen Anforderungen.

Vier Tage später steht ein Schüler des Kurses vor mir und drückt mir stolz seinen Bericht in die Hand.
Elf Seiten.
In feinster Handschrift. Ein paar Fotos eingefügt. Einleitung, Hauptteil, Schluss. Systematisch den Aufbau beschrieben.
Eine fantastische Arbeit.

“Euros für die Mathe-Eins?” fragt die Zeit heute und der Lehrer Michael Felten gibt dort die einzig vernünftige Antwort darauf: Kinder bräuchten eher Anerkennung als Geld. Und zwar sowohl in guten, wie auch in schlechten Zeiten. Sie wollen motiviert und begeistert werden.

Vor vielen Jahren gab ein ein Mann namens Morris einer Gruppe Schimpansen Farben, Papier und Pinsel und lies die Affen nach Herzenslust malen. Tatsächlich entstanden dabei Werke, die durchaus kreativ und ästhetisch zu nennen sind. Eine Kollektion der Bilder des Schimpansen Congo wurde vor vielen Jahren in London für mehr als 25000 Dollar verkauft. Um die Affen weiter zu motivieren, fütterte Morris sie mit Leckerlis – quasi als Belohnung.
Das erstaunliche Ergebnis aber war: Die Bilder wurden infolgedessen langweiliger und schlechter. Nach kurzer Zeit malten die Schimpansen nur noch gerade so viel und so gut, dass es für eine Belohnung reichte.

Ich bin fest davon überzeugt, dass die meisten Schüler Menschen gerne lernen. Ich habe das große Glück und die Freiheit, meinen Schülern eine Atmosphäre bieten zu können, in der sie “Bock auf Schule” haben können.
Eine Belohnung braucht keiner von ihnen – aber Anerkennung und Stolz.

9 Gedanken zu „Geld für gute Noten?“

  1. Aber ob man Schimpansen mit Kindern vergleichen kann? Und es ist ja die Frage erlaubt, wer sagt, was „Kunst“ ist und wer sagt, dass „Kunst schlechter wird“. Und wer kann nachweisen, dass die Bilder „schlechter“ wurden, weil vorher Leckerlis gegeben wurden? Vielleicht war das Malen irgendwann an sich langweilig?
    Ich denke, wenn man an das „Zeugnisgeld“ denkt, dann habe ich das sicher nicht als Motivation genommen, aber dennoch auch als Bestätigung – neben den Bestätigungen, die du auch so nennst.
    Ich denke, dass Motivation von vielen Dingen abhängt und dass sie so vielschichtig ist, dass man sie kaum in Formeln pressen kann.
    Ich stelle mir vor, wie sich meine zehnte Klasse bei deinem Projekt anstellen würde. Und das möchtest du nicht wirklich sehen. Heißt das nun, dass ich sie nicht motivieren kann? Dass ich sie nicht anerkenne?

    1. Ich glaube, dass hast du in den falschen Hals gekriegt.
      Klar ist „Motivation vielschichtig“. Aber dann dürfte man ja über nichts vielschichtiges mehr schreiben, wenn man weniger als tausend Worte nutzen möchte.
      Methoden und z.T. auch Inhalte wählt man ja passend zur Lerngruppe aus – und auch ich habe lustlose Schüler, die ich kaum zum Hefte rausholen bewegen kann. Ich habe auch Kurse, mit denen ich ein solches Projekt nicht angehen würde. Neunt- und Zehntklässler sind auch nochmal was anderes als jüngere und/oder ältere schüler.

      Und über andere Klassen und Kollegen (noch dazu in anderen Städten/Schulen/Umfeldern) erlaube ich mir ganz sicher kein Urteil.

  2. Meine Tochter bekommt von ihrer Oma einen Euro für eine Note 1. Ich fand das erst nicht so gut und meinte, sie solle lieber was Schönes mit ihr unternehmen als Belohnung. Aber mittlerweile sehe ich das gelassener.
    Meine Tochter belohnt sich von dem Geld irgendwann selbst und kauft sich was.
    Am Anfang des Schuljahres purzelten die 1en nur so und Oma stöhnte an jedem „Zahltag“. Das hat sich -leider- im Laufe der Zeit wieder etwas gegeben. 😉

    1. Na, ich glaube auch nicht, dass davon die Welt untergeht. Aber zumindest hier gibt es einen Smartphone-Anteil von knapp 95% in der 6. Klasse. Materiell sind viele Kinder einfach überversorgt. Es fehlt zuweilen an anderem.

      1. Finde ich auch. Ist ja bei „Erwachsenen“ auch so. Ich kriege immer das gleiche Gehalt, bin aber motivierter, wenn ich ein Dankeschön höre und Bestätigung erfahre.

        Oder in der Fahrschule. Die beiden Fahrlehrer sind immer froh wenn ich vorbeikomme, und mit ihnen Plauder. Wenn ich ihnen sage, das ich ihnen sehr dankbar bin, das sie mir das Autofahren trotz meiner Inkompetenz in diesem Bereich beigebracht haben.

        Ich würde eher auf 100 € verzichten, als auf eine Nette, freundliche Atmosphäre in der Arbeit

      2. Ich bin beim Thema Motivation und einfacher Rezepte immer etwas gereizt. Schon das, was an der Uninteressant dem Stichwort „Lernpsychologie“ gelehrt wurde, fand ich etwas seltsam in dem Zusammenhang.

        Glaube nicht, dass der eine Euro für die Motivation da ist, sondern eher als Belohnung zu verstehen ist. Und sicher hast du recht, dass ein Euro bei einigen keinen Wert hat. Aber wenn er etwas wert ist, wieso nicht? Aber auch hier empfehle ich immer, genau hinzuschauen, gefühlter Smartphonebesitz und die Realität klaffen manchmal auseinander. An meiner Schule nämlich, da frage ich manchmal direkt nach technischer Ausstattung, liegt der Anteil weit unter deinen Zahlen, und widerlegte mein Vorurteil.
        Und zum folgenden Thread eine etwas vielleicht harte Haltung: Ich möchte nicht unter meinem Wert bezahlt werden für eine gute Stimmung. Sicherlich eine andere Perspektive.
        Unterm Strich aber genieße ich die Form der Arbeit, die du oben feststellst ebenfalls und sehe mit Freude, wenn sich Schüler reinhängen. Und ich hole mir Bestätigung auch aus kleinen Gesprächen am Rand, kurzen schönen Begegnungen mit ehemaligen Schülern, die einen gern wiedersehen.

        1. Verdammte Rechtschreibkorrektur, verdammte Nachlässigkeit von mir.
          Uninteressant sollte eigentlich Universität bedeuten, grenzt ja schon an Freudscher Fehlleistung 😉

  3. mal was anderes … Mir gefällt dein Projekt – mich motiviert die Idee und das Engagement deiner Technikgruppe.
    Wie funktioniert in eurem Modell die Sensorsteuerung?

    1. Im Moment noch gar nicht – weil diese Phase erst im nächsten Halbjahr drankommt.
      Verschiedene Bereiche des Modells werden beleuchtet und statt simpler Schalter werden wir verschiedene Sensoren einbauen, um eben diese kennenzulernen. Temperatur- und Bewegungssensoren sind sicher die naheliegensten, eine Zeitschaltuhr für (bspw. die Mensa) ginge auch in die Richtung.

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