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Was ich an “Schule” ändern würde, wenn…

Im Rahmen einer SPIEGEL ONLINE Kolumne wurde ich neulich gefragt, was ich an Schule ändern würde, wenn ich könnte. Heute, nach einem weiteren, langen Elternsprechtag ist mir völlig klar, dass ich nur eine einzige Antwort darauf geben kann.

Es gibt da diese Comic-Zeichnung, die zweimal die gleiche Szenerie zeigt: Eltern bekommen das Zeugnis ihres Kindes in die Hand gedrückt. Links im Bild, im Jahr 1975, schimpfen sie das Kind an und verlangen eine Erklärung; rechts im Bild – 2010 – fauchen sie den Lehrer an und verlangen eine Erklärung.

Vielleicht mehr als je zuvor gilt heute, dass wir Lehrer keine Chance bei der Erziehung und Bildung der Kinder haben, wenn die Eltern nicht hinter uns stehen. Und immer wieder bin ich dankbar dafür, dass ein ganz großer Teil von ihnen uns ihr Vertrauen ausspricht.
Ja, sie finden auch nicht immer alles toll – aber sie haben volles Vertrauen in uns und wir bräuchten nur einmal anrufen, wenn es Ärger gäbe, sie würden sich darum kümmern.

Egal welche Ausstattung eine Schule hat, welche Probleme im Stadtteil herrschen oder ob die Lehrer modernen oder klassischen Unterricht machen – die Zusammenarbeit mit den Eltern ist die absolute Basis. Wo das nicht funktioniert, steht am Ende oft genug eine Katastrophe.

Was ich ändern würde?
Ich wünschte, die Eltern in Deutschland hätten grundsätzlich wieder mehr Vertrauen in unsere Arbeit.

10 Gedanken zu „Was ich an “Schule” ändern würde, wenn…“

  1. Meine Mutter (Mein Vater war immer Arbeiten, wenn Elternsprechtag war, und ging nur auf Elternabende) hat mich immer mitgenommen. Sie hat den Lehren gesagt, dass es um mich geht, und wenn ich mist mache, die Lehrer beim Elternsprechtag mir sagen können, was sie nicht so toll finden, und was schon. Meine Mutter war dabei, damit sie die sachen, die, die Lehrer sagten mitbekommen konnte, und eben nur gefragt hat, was sie für Fördermaßnahmen (In der Grundschule, da ich auf einer ‚Sonderschule‘ war) ergreifen sollte. In der Hauptschule war sie nur die ersten drei Jahre dabei (Und hatte sich sehr mit meiner Lehrerin am Kopf, was aber nicht mit meinen Schulischen Leistungen zu tun hatte, sondern dass sie sich, trotz gegensätzlichen ärztlichen Gutachten dafür Stark gemacht hat, dass ich in eine weiterführende Förderschule komme.) Ab der 9. Klasse ging ich dann alleine hin, bis auf den letzten Elternsprechtag, da wollte meine Mutter den Schulhund kennenlernen

    Was auch schön wäre, wären bessere finanzielle Mittel, mehr Lehrpersonal, und auch fachübergreifenden Unterricht, und das nicht nur zu Projektwochen. (Mathe auf Englisch wäre auch mal interessant gewesen, wobei ich ehrlich gesagt mit beidem nicht so viel anfangen kann, ab Algebra mochte ich das Fach Mathe nicht mehr.)

  2. Dem kann ich nur zustimmen. Daher ist es aber auch wichtig, das die Kommunikation mit dem Lehrer auch klappt und dieser das auch möchte. Früher bekam man außer bei den Elternsprechtagen oft auch gar keinen Kontakt zum Lehrer . Dies hat sich GOTT SEI DANK heutzutage sehr stark geändert.

  3. Mein Lehrerherz würde diesen Aufruf sofort unterschreiben, mein Mutterherz und ehemaliges Kinderherz leider nicht. Viele mussten sich den Satz „Dein Lehrer wird schon recht haben.“ früher anhören, nachdem sie vor der ganzen Klasse gedemütigt oder ungerecht behandelt wurden. Insofern sage ich mir immer im Stillen, wenn ich mal wieder ein völlig entnervendes Elterngespräch führen muss: „Gut, dass sie sich für ihre Kinder einsetzen.“ Manchmal hilfts.

  4. Ich kann da zustimmen.
    Dreh- und Angelpunkt ist die Unterstützung der Eltern.
    Ich sehe es bei meinen Saxophonschülerinnen:
    Wo die Eltern ein Auge drauf habe, dass die Teenies mal üben, da geht es voran.
    Bei denen, wo alles „egal“ ist, treten wir im Untericht auf der Stelle.

  5. Pingback: Wunschdenken? | Herr Mess

  6. Frau Henner frauhenner.blogspot.com

    Ein Großteil unserer Elternschaft bringt uns Vertrauen entgegen. Dass ich als Mutter natürlich trotzdem manchmal misstrauisch bin oder mit meinem Kind mitleide, ist, glaube ich, natürlich. Und ab einem gewissen Alter dürfen Kinder auch diesen Zwiespalt miterleben – wenn ich trotzdem grundsätzlich positiv zur Schule eingestellt bin. Das ist wie in einer guten Partnerschaft. Kleine Fehler übersehe ich gerne, wenn das große Ganze stimmt. Und wenn das nicht mehr in Ordnung ist, dann muss ich das sagen dürfen. Aber das ist zum Glück selten der Fall. Meist läuft es gut. Für beide Seiten.

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