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#18 Anschnallen, Freunde.

Erinnert ihr euch an diese Szene im ersten Waynes World Film als Wayne und Garth Street Hockey spielen und ein Auto kommt und beide rufen “Auto!” während sie das Tor beiseite schieben und als das Auto vorbei ist rufen sie “Spiel läuft!” und schieben das Tor zurück?

Das hier ist etwa genauso. Und es wird Zeit, meine Reihe über die Bibel wieder aufzunehmen. Der erste Teil ist hier zu finden. Aber jetzt: Spiel läuft!

Im ersten Kapitel des Briefes von Paulus an die Epheser können wir lesen:

Er hat uns seinen Plan wissen lassen, der bis dahin ein Geheimnis gewesen war und den er – so hatte er es sich vorgenommen, und so hatte er beschlossen – durch Christus verwirklichen wollte, sobald die Zeit dafür gekommen war: Unter ihm, Christus, dem Oberhaupt des ganzen Universums, soll alles vereint werden – das, was im Himmel, und das, was auf der Erde ist.

Moment mal… was?

Alles soll vereint werden?

Alles?

Zunächst ein wenig griechisch für all jene unter uns, die die Hausaufgaben im Bus abgeschrieben haben: Die Phrase “alles vereint werden” ist im griechischen das Wort pas und es bedeutet wörtlich… “alles”. (Man könnte meinen, da stecke etwas Subtiles oder Tiefgründiges dahinter – aber es meint genau das.)

Eine kleine Zusammenfassung: Paulus zufolge tut Gott etwas – etwas, das alle Dinge involviert, einfach weil es ihm gefällt.

Gott sucht nach Dingen, die ihm gefallen.

Nur dahin entwickelt sich alles.

Gott genießt das, was auch immer es ist.

Nun, ein paar Gedanken zu dem was-auch-immer.

Der Satz, mit dem beschrieben wird, was Gott durch Christus tut wird hier als

“alles vereint” übersetzt.

In anderen Übersetzungen heißt es

zusammenfassend

oder

zu sammeln

oder

ins Gedächtnis zurückzurufen

oder

auf den Punkt.

Das Wort im Griechischen ist anakephalaiossathai. (Haltet einen Moment inne, um die schiere Wucht dieses Wortes zu genießen! Wer dieses Wort benutzt, das schwätzt nicht nur rum – und tatsächlich kommt es in der Bibel nur ein einziges Mal vor) (In Scrabble hätte man damit praktisch sofort gewonnen!).

ana bedeutet wieder,

kephale bedeutet Kopf,

anakephalaiossathai bedeutet also, alles wieder unter einen Kopf zu bringen. (Das Wort hat auch Verbindungen in die antike Welt der Mathematik und beschreibt, was passiert, wenn man verschiedene Zahlen zu einer zusammen zählt.) (Mathematik ist auch großartig.)

Zwei Anmerkungen zu diesem Wort:

Manchmal wird es übersetzt als ins Gedächtnis zurückzurufen.
Sich etwas ins Gedächtnis zurückzurufen ist ein anderes Wort dafür, etwas noch einmal zu erzählen. Und wenn wir Geschichten neu erzählen, dann lassen wir die nervigen und ätzenden Details nicht wegfallen – aber sie erscheinen in neuem Licht.

Als ich noch ein Jugendlicher war, kamen meine Eltern auf die fantastische Idee, im Januar eine Drainage unter dem Reitplatz zu verlegen. Zusammen mit meinen Brüdern musste ich bei minus 10°C tiefgefrorenen Boden aufstemmen und mit klammen, steifgefrorenen Fingern Rohre verlegen und Kies verladen und Sand umschütten. Es waren die schlimmsten Weihnachtsferien unseres Lebens.

Und doch, wenn wir heute zusammensitzen und die Geschichten von früher erzählen, dann tun wir das mit einem Lächeln.

Haben wir in der Kälte gelacht? Oder fanden wir es besonders komisch, tonnenweise Kies über den Hof zu fahren? Hat es uns Spaß gemacht, den steinharten Boden aufzuhacken?

Nein.

Es war zum kotzen!

Und doch… wenn ich die Geschichte heute erzähle, dann werden alle diese Details immer besonders betont, den sie gehören zu einer richtig guten Geschichte dazu.

Ihr alle kennt solche Geschichten.

Aber jetzt zurück zu dem Vers.

Paulus zufolge möchte Gott alles neu erzählen. Alles. Denn alles liegt zerbrochen, unvereint, zerstört und verletzt herum – aber es erfüllt Gott mit Freude, die Dinge zusammenzusetzen. In Christus.

Alles?

Alle Teile der Geschichte?

Alles was je ein Mensch jemals getan hat?

Warum benutzt Paulus dieses große Wort pas? Warum schließt er auch auch Himmel und Erde mit ein?

Warum hat er nicht einige Grenzen gelassen? Warum hat er nicht gesagt religiöse Dinge…oder christliche Dinge…oder erlöste Dinge…?

Warum ist er so deutlich, dass nichts von diesem Anakephalaiossathai-Ding ausgelassen wird, dass Gott um seiner Freude willen hier ist?

(Wir mögen oder mögen nicht mit dieser Sicht der Dinge übereinstimmen – und insbesondere angesichts all des Leides in der Welt fällt es mir oft schwer, an irgend etwas Gutes zu glauben. Aber unabhängig von unserer eigenen Meinung finden wir diese Sicht der Dinge in der Bibel – und darum soll es hier ja gehen.)

Mit diesen Fragen im Hinterkopf ist es von Bedeutung, was Petrus in Apostelgeschichte Kapitel 3 sagt:

…bis die Zeit gekommen ist für Gott alle Dinge wiederzuherstellen

Und was Paulus schreibt im Brief an die Kolosser Kapitel 1

Gott gefiel es…

(da ist dieses Vergnügen wieder)

…durch Jesus mit allem versöhnt zu sein.

(Da haben wir dieses Wort pas wieder)

Und hier ist Jesus in Matthäus Kapitel 19.

Wahrlich, ich sage euch, bei der Erneuerung aller Dinge …

Was ist das?

Über was reden sie?

Wiederherstellen, Versöhnung, Erneuerung, anakephalaiossathai.

Sie alle sind konsequent in ihrer Behauptung, dass Gott in der Welt präsent ist, um alles wieder so, wie es sein sollte, zu vereinen.

Unsere zerbrochenen Beziehungen?

Armut?

Missbrauch?

Rassismus?

Gebrochene Herzen?

Alle Dinge.

Alle Dinge.

Alle Dinge.

Alle Dinge.

Alle Dinge.

Nach Paulus ist es das, was Gott Freude macht.

Dies ist es, was Gott in der Welt will.

Das ist es, was Gott jetzt tut.

Dank geht an Rob Bell.

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Ein Gedanke zu „#18 Anschnallen, Freunde.“

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