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Es klingelt.
Ich beende gut gelaunt eine Mathematikstunde und wünsche den Schülern einen schönen Nachmittag – aber niemand packt seine Sachen, niemand steht auf. Alle sehen mich nur mit großen Augen an.

“Haben wir irgendwas verbrochen, Herr Klinge?” fragt ein Schüler von hinten.

Ich bin völlig irritiert und frage mich blitzartig, ob ich an einer gespaltenen Persönlichkeit leide. Hat ein Teil von mir in der Stunde geschimpft und geflucht und ich erinnere mich gar nicht daran? Bin ich vielleicht zwei Lehrer? Ist mein anderes Ich vielleicht ein…

“Was denn?” frage ich schließlich.

“Normalerweise…”, belehrt ich eine Schülerin vorsichtig, “beenden Sie jede Stunde mit ‘Es war mir eine Freude!’. Aber heute haben Sie das nicht gesagt. Haben wir etwas falsch gemacht?”

Von allen Lehrerticks, die man so haben kann, ist dieser ein ganz wunderbarer. Es ehrt mich, dass das meinen Klassen wichtig ist. War mir vorher gar nicht so bewusst.

“Also! Es war mir eine Freude!”

Alle packen ein.

Und ihr? Welche Rituale/Ticks habt ihr so oder hatten eure Lehrer?

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4 Gedanken zu „Lehrer-Ticks“

  1. Ich sage nach jeder Stunde: „Schönes Wochenende!“. Ob Montag oder Freitag, ob erste Stunde oder letzte.

    Jetzt sagen das meine Schülerinnen und Schüler auch schon zu mir, wenn sie sich verabschieden.

    Nur die meisten Kolleginnen und Kollegen finden das nicht soooo witzig.

  2. Ich verabschiede meine Meute mit dem Sprichwort „Und tschüß“. Dabei sage ich die erste Hälfte in einer variablen Lautstärke und die süßen kleinen Fratze (;)) antworten mit der zweiten Hälfte sowie entsprechendem Schalldruck.

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