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„Es kann also sein, dass jemand mit einer neuen EC-Karte mein Klassenkonto leergeräumt hat und ich habe keine Möglichkeit, das herauszufinden?“ fasse ich den Sachverhalt zusammen.

„Genaugenommen ist das korrekt.“, erwidert die freundliche Sachbearbeiterin zerknirscht. „Der Datenschutz…“

Aber von Anfang an.

Als ich vor vielen Jahren mit einer wunderbaren Kollegin meine Klasse übernahm, organisierte sie bei der örtlichen Sparkasse ein Klassenkonto. Über dieses Konto werden Klassenfahrten bezahlt oder Bastelmaterial, Bücherkäufe oder Exkursionskosten.
Langjährige Leser werden sich erinnern: Die Kollegin verließ mich seinerzeit wegen Familienzuwachses und überlies mir EC-Karte und Zugriffsrechte auf das Konto. Die Jahre zogen ins Land.
Mittlerweile habe ich eine neue Co-Klassenlehrerin,  unsere Babys sind im 9. Schuljahr angekommen und alle haben für ihre Abschlussfahrt im kommenden Jahr beträchtliche Summen auf das Konto überwiesen. Als ich gestern einen Kontoauszug einholen wollte, vermeldete der Automat, die Karte sei leider abgelaufen. “Wenn Sie sich an Ihren freundlichen Kundenberater!”, empfiehlt der Automat.

Kein Problem. Dachte ich.

Denn in der Sparkasse schaut mich die Sachbearbeiterin irritiert an: Offensichtlich passt der weibliche Name auf der Karte nicht zu meinem Gesicht. Erste Zweifel und ich sehe, wie sich ihr Finger dem roten Alarmknopf nähert. Nach 10 Stunden Unterricht, mit weißem Staub beschmiert und offensichtlich abgekämpftem Gesichtsausdruck wirke ich wohl wenig vertrauenswürdig.
Ich erläutere das Problem und bitte, da ich irgendwo, irgendwann auch als Mitinhaber unterschrieben habe, um eine neue Karte. “Diesmal gerne auch auf meinen Namen!”

„Oh, die haben wir Ihnen doch schon vor einem halben Jahr zugeschickt!“, flötet die Mitarbeiterin und fügt hinzu, „..und laut Computer ist die wohl auch angekommen.“

Ich rufe meine Kollegin an. Dort ist nichts angekommen – sie sei aber auch vor drei Jahren umgezogen.

Eine unsichtbare Schlinge zieht sich um meinen Hals.

Puhhh. Zurück in der Sparkasse frage ich die Sachbearbeiterin, ob ich einen Kontoauszug bekommen könne.

„Nein, leider nicht mit der alten Karte.“

„Es kann also sein, dass jemand mit einer neuen EC-Karte mein Klassenkonto leergeräumt hat und ich habe keine Möglichkeit, das herauszufinden?“ fasse ich den Sachverhalt zusammen.

„Genaugenommen ist das korrekt.“, erwidert die freundliche Sachbearbeiterin zerknirscht. „Der Datenschutz…“

Ein Albtraum.

Letztlich eine Verkettung blöder Umstände und es kostet mich und meine Kollegin eine Menge weiterer Anrufe (“Der Herr Meier ist für Sie zuständig und der ist ausgerechnet…”), um Licht ins Dunkel zu bringen.

Das wichtigste: Das letzte Mal hat jemand im November 4€ für Zement im örtlichen Baumarkt ausgegeben. Das war ich.

4 Gedanken zu „Ein teurer Albtraum“

  1. Gott sei Dank ist alles gut ausgegangen!
    Lieber Jan,
    aus diesem Grund und noch weiteren ist in BaWü den Lehrern untersagt, ein Klassenkonto zu führen – das müssen die Eltern machen (hat sich aber noch nicht bei allen Kollegien herumgesprochen). Ist zwar manchmal umständlich, aber wenn viel Arbeit ansteht (Klassenfahrt!) auch wieder praktisch, denn nun müssen sich die Eltern wegen des Geldes selbst hinterherrennen 😀 .
    Im Grunde will uns das Land davor schützen, in rechtliche Fallen zu tappen. Kein Konto, keine Geldschwierigkeiten.

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