Zum Inhalt springen

Ausflug & Abschied & Singlemarkt

Heute war allgemeiner Wandertag unserer Schule.
Meine 9. Klasse stand vor der Aufgabe, sich um Ziel, Planung und Kosten selbst zu kümmern – wir Klassenlehrer wollten uns zurücknehmen und nur beratend zur Seite stehen. Wer fast erwachsen ist, sollte in der Lage sein, einen Tagesausflug angemessen zu planen, oder nicht? Ein Gegenentwurf zu den Helikopterlehrern, die ihre Kinder bis in den Beruf begleiten.

Die Schüler entschieden sich – auch angesichts der Tatsache, dass meine zwei Kinder mit Glasknochen nicht anwesend sein würden – für ein Rutschen-Spaßbad in Plettenberg. Bei der Zusammenstellung der Kosten wurde es jedoch kniffelig: Einige Kinder kommen aus NRW und können einen Teil der Strecke mit ihren Schülertickets zahlen, andere aus Rheinland-Pfalz und müssen die gesamte Strecke buchen. Alle fahren gemeinsam hin, d.h. Gruppentickets sind ideal – aber viele Kinder wollten (und durften mit Erlaubnis der Eltern) länger bleiben, als die Lehrer – das würde wiederum die Gruppen aufsprengen. Ein heilloses Durcheinander, viel Rechnerei und zahlreiche Anrufe bei der Bahn später stand der ganze Ausflug. Wohlgemerkt: ohne unser Zutun. Die Preise waren perfekt ausgerechnet, die Zeiten stimmten – alles war perfekt. Vom Bahnhof zum Schwimmbad waren es noch etwa 20 Minuten Fußweg und weder ich, noch meine Co kannten den Weg. Aber die Schüler – und das genügte heute vollkommen.

Nach nunmehr vier gemeinsamen Jahren sind meine Co und ich ganz schön stolz auf unsere Jungen und Mädchen. Alle waren pünktlich und wer fehlte, meldete sich ordnungsgemäß ab. Treffpunkte wurden eingehalten, Absprachen in Windeseile geklärt, im Zug kein Unfug getrieben und im Schwimmbad kein Scheiß gemacht. Wir sind, so fühlt es sich an, fast am Ende einer pädagogischen Reise angekommen – so richtig brauchen die uns nicht mehr. Nach wie vor begeistert bin ich von den Auswirkungen unserer ständigen Sitzplatz-Rotation: Im Zug und im Bad quatscht und tobt jeder mit jedem. Die Stimmung ist gut und alle haben Lust auf Feiern und Lachen und Sommer.
Leider war dies heute auch ein systembedingter Abschied von meiner Co-Klassenlehrerin, die zukünftig verstärkt in der Oberstufe arbeiten wird. In den vergangenen vier Jahren haben wir uns gegenseitig gut getan und die Schwächen des anderen wunderbar kompensiert. Aus pädagogischer Sicht steht nicht zu befürchten, dass ich im Alleingang unsere Klasse versaue – der Tag heute hat schon deutlich gemacht, dass die Kinder auf eigenen Füßen stehen können. Trotzdem bin ich Realist genug, um zu erkennen, dass ich jede Menge blinder Flecken und Schwächen habe; als einziger Klassenlehrer bin ich nicht halb so gut, wie im Team und einige Schüler wird der Verlust schwer treffen. Traurig ist es in jedem Fall, denn die vergangenen Jahre waren schon geil! Danke, Ramona, dass du mich ausgehalten hast! Jeder Tag mit dir war ein Geschenk. 🙂

Aber jetzt heißt es: Fein machen und herausputzen für den Klassenlehrer-Single-Markt. Ich brauche eine neue Co! 😀

2 Gedanken zu „Ausflug & Abschied & Singlemarkt“

  1. Passt eigentlich nicht so recht hierher, aber dennoch: Ich wollte dir schon lange einmal sagen, wie froh ich bin, dass ich deine Idee der Sitzplatz-Rotation übernommen habe. Ich mache das jetzt im zweiten Schuljahr und kann ähnliche Effekte feststellen. Am meisten gefreut habe ich mich übrigens über den Kommentar eines Schülers nach dem Umsetzen: „Geil, endlich sitze ich mal neben jemanden, der in Englisch gut ist.“ Also: Danke!

Schreibe einen Kommentar zu Stephan Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert