Zum Inhalt springen

Digitale Schulbücher

Digitale Schulbücher 1Meine älteste Tochter kommt nun in die 7. Klasse und hat von mir ein Tablet bekommen, um eine Digitalisierung der Schule ‘von unten’ zu starten – ich schrieb an dieser Stelle etwas ausführlicher darüber.

Als vergangene Woche ihr neues Englisch-Buch ankommt, freue ich mich über den aufgedruckten Stempel, das Buch sei nun auch bei Scook in digitaler Form erhältlich. Innen, auf der ersten Seite, dann ein zugehöriger QR-Code. Voller Vorfreude installiere ich die App auf dem Tablet und quäle mich dann erst einmal durch den Anmeldeprozess. Ein bisschen unwohl fühle ich mich schon, meiner Tochter einen Account zu erstellen – wenn ich darüber nachdenke, wie viele hundert Accounts ich bei irgendwelchen Anbietern irgendwann erstellt habe. Hm.
Anschließend scanne den QR-Code und.. nix.

“Deine Lizenz ist abgelaufen”, wird mir als neuem Kunden präsentiert und wenn ich das E-Book weiter (sic!) verwenden möchte, könne ich für 12 € eine neue Lizenz erwerben, die – wenn ich das richtig verstehe – für ein Jahr gültig wäre.

20170821_083153

Kundenfreundlich ist das nicht. Ich kann verstehen, dass die Verlage händeringend überlegen, was und wie sie ihr Geschäftsmodell in das 21. Jahrhundert mitnehmen können – aber meine Erfahrung als Verbraucher ist an dieser Stelle zutiefst negativ. Tatsächlich wäre ich sogar bereit, zusätzlich zum Buch nochmal für eine digitale Version zu bezahlen, wenn ich nicht ahnte, dass es sich dabei nur um ein PDF ohne jeden Mehrwert handelt.

Ich sehe hier viel verschenktes Potential.
Das Buch könnte man hier und da und dort mit kleinen Übungen ausstatten. Neue Vokabeln werden hervorgehoben und vorgelesen, Audioclips hier und kurze Videosequenzen da. Gamification im Buch implementieren. Ich kann mir vorstellen, dass hier viele Kinder Spaß am Lernen hätten.

Aber leider ist meine Lizenz abgelaufen. Bei aller berechtigter Sorge vor der Einflussnahme von Apple, Google und Microsoft auf den Bildungsmarkt – da ist noch viel Luft nach oben.

Schlagwörter:

9 Gedanken zu „Digitale Schulbücher“

  1. Danke für deine kurze Schilderung! Genau dieses Problem der digitalisierten pdf-Bücher habe ich ebenso schon zu Genüge erlebt, gipfelnd in der blauen App (Eingeweihte wissen, wovon ich spreche ), die mittlerweile „Ihr Gerät verlangsamt“. Wenn du dich mal mit einem echten digitalen Schulbuch näher beschäftigen möchtest, empfehle ich dir einen Blick ins mBook (http://www.mediennetzwerk-bayern.de/12038/mbook/) und wie man damit ggf. dieses Thema in Zukunft noch angehenen könnte. BG aus Franken von #BayernEdu

  2. Unser Englischbuch (Camden Market) bietet so etwas zum Glück an (sogar kostenlos als App!) –> Camden Market Zoom 1 (bzw. entsprechende Zahl). Das und die dazugehörige Vokabellernapp waren für mich wichtige Argumente für die Einführung dieses Lehrwerkes. Klett und Cornelsen hinken leider deutlich hinterher. Klett überzeugt nicht einmal bei den digitalen Lehrmaterialien. Schade!

  3. Danke. Habe leider ähnlich ernüchternde Erfahrungen sammeln müssen, als ich es für meinen älteren Sohn vor 3 Jahren und dann nochmal ein Jahr später versucht habe. Nicht nur einen Account musste ich anlegen, … nein, jeder Verlag will natürlich seinen eigenen haben, in dem der im Buch abgedruckte Code „eingetauscht“ wird und dann damit in der App das Buch geladen werden kann. Warum in einem neu gekauften Buch die Lizenz abgelaufen sein soll, konnte mit der Verlag auf Nachfrage nicht sagen, haben mir allerdings einen gültigen Code kostenfrei geschickt, … der dann genau ein Jahr funktioniert hat.
    Einzelne Leihbücher der Schule funktionierten, andere nicht. Bei denen, wo es funktioniert hat, guckt der nächste Schüler, der das Buch bekommt, allerdings „in die Röhre“, da der abgedruckte Code sicher nur einmal funktioniert. Alles in allem ein ziemliches Durcheinander. Und i.d.R. waren es wirklich pdf mit nur minimalen Mehrwert gegenüber dem Buch.
    Wir haben diese letztlich dazu genutzt, dass N. diese Bücher in der Schule lassen konnte und zu Hause die (wenigen) pdf genutzt hat. Wenn weniger Schlepperei allerdings der einzige Nutzen von digitalen Versionen von Büchern ist, ist mir das zu wenig.

  4. Was auf den ersten Blick als Verlagsirrsinn erscheint, ist tatsächlich ein Mehrwertsteuerirrsinn: Bis zu diesem Kalenderjahr waren bei scook die Bücher, die man physisch hatte, dank des Codes tatsächlich inklusive. Dann schlug aber die Durchsetzung der Mehrwertsteuerregeln zu, die besagt, dass das gedruckte Buch mit 7 % Steuern belegt wird, das elektronische mit 19 %. Seitdem findet man bei Produkten, die weiterhin auf diese Weise gebündelt sind, den Buchpreis auf der Rechnung aufgesplittet in einen Druck-Teil mit 7 % MwSt. und einen Online-Teil mit 19 % MwSt. Cornelsen hat sich daher dafür entschieden, dass das Onlinebuch nicht mehr inklusive ist. Stattdessen hat man die PrintPlus-Klassenlizenz eingeführt: An Schulen, wo das Buch gedruckt genutzt wird, kann man für 5 € pro Klasse und pro Schuljahr das Codes für scook erwerben (https://www.cornelsen.de/printplus-klassenlizenz/). Natürlich ist das nicht das Gelbe vom Ei, aber sicherlich deutlich besser als 12 €.

  5. Verwendest du eigentlich auch digitale Unterrichtsassistenten? Zum Beispiel vom Lambacher Schweitzer o.ä? Falls ja, funkionieren die auch einwandfrei auf dem surface pro?

    1. Verwende ich nicht aber grundsätzlich gilt: Der Surface ist ein Windows PC – alles, was auf irgendeinem normalen Computer läuft, läuft auch auf dem Surface.

Schreibe einen Kommentar zu Jan-Martin Klinge Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert