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Unterrichtsstörungen.

In meiner Physikstunde wird ständig gemurmelt.

Nicht so, dass ich es verstehen kann – aber durchgängig. Ich ignoriere es zunächst – als Lehrer muss man ja nicht jede Störung direkt in den Mittelpunkt stellen. Aber es hört und hört nicht auf. Um die Quelle des nervigen Gequatsches ausfindig zu machen, bewege ich mich unauffällig durch den Raum. Scheinbar zufällig inspiziere ich Schülerhefte und unterrichte einige Minuten lang aus der hinteren rechten Ecke des Klassenzimmers, eingeklemmt zwischen den Schränken mit den ausgestopften Eulen und dem Skelett, von dort, wo die Beleuchtung kaputt ist und ich in einer dunklen Ecke stehe, unsichtbar, wie das Phantom der Oper.

Obwohl mein Verhalten einige Schüler irritiert, lässt sich niemand etwas anmerken. Womöglich sind sie sonderliches Verhalten von mir gewohnt?

Aber Lara platzt irgendwann die Hutschnur: “Maaan! Könnt ihr mal mit dem Gemurmel aufhören?”, ruft sie genervt in den Raum. An niemand spezielles, wie mir messerscharf auffällt.

Wo es jetzt ausgesprochen ist, stimme ich ihr pflichtschuldig zu. Meine Intuition weißt auf den Tisch vorne links hin. Ich erinnere meine jungen Eleven mit erhobenem Zeigefinger an ihre Schulpflicht, doziere darüber, dass wir uns früher so etwas nicht erlaubt hätten und poltere schließlich (als weiter gemurmelt wird) mit hochrotem Kopf und wild schnaubend, dass ich mir diese Unverschämtheit nicht länger bieten lasse.

Alles ist still.

Bis auf meine Hosentasche. Von dort liest mir Hans Peter Hallwachs völlig ungerührt weiter mein Hörbuch vor.

Unterricht stören? Kann ich!

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3 Gedanken zu „Unterrichtsstörungen.“

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