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Vor einigen Wochen schrieb mich eine Kollegin aus Köln an: Sie habe das Buch über Lerntheken gelesen und auf dem Blog gestöbert, ob sie sich nicht einfach mal hinten in meinen Unterricht setzen dürfe. Klar. Bitte. Gerne.

Da ich selbst in diesem Schuljahr das Hospitieren für mich entdeckt habe, war das ein ganz wunderbarer Austausch heute. Meine Schüler, die z.T. seit fünf Jahren diese Form des eigenverantwortlichen Unterrichts kennen sind aber auch dafür prädestiniert, vorgeführt zu werden: Jeder Ablauf sitzt, Expertenlisten werden genutzt, Diskussionsgrüppchen bilden sich und überall wird geforscht, gegrübelt und gearbeitet. Die Kollegin ist beeindruckt und ich ganz stolz, obwohl mein Redeanteil sich in allen Stunden auf zwei bis drei Minuten beschränkt. Getan habe ich heute gefühlt nix.

“Ja, my Lord!” 1Außerdem ein persönliches Highlight: Als ich zwei Schüler auf einen Termin hinwies, antworteten sie grinsend mit “Ja, my Lord.”
Eine ganz und gar wunderbare Reminiszenz an den Physiklehrer Mr. Scott Clarke und die aktuelle, zweite Staffel “Stranger Things”, Folge 3, Minute 12:30. Entsprechend bin ich in schallendes Gelächter ausgebrochen. Ich weiß einen guten Sinn für Humor zu schätzen.

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5 Gedanken zu „“Ja, my Lord!”“

  1. Hallo Jan,

    das klingt wirklich hervorragend, dass deine Schülerinnen und Schüler (mittlerweile) so gut in der Lage sind, sich selber Wissen anzueignen und dieses zu nutzen (insbesondere für den weiteren Lebenslauf fernab der Schule).

    Klappt es denn mit den Lerntheken bei dir in allen Klassen so gut? Oder musst du die Theken am Anfang auch des Öfteren „durchdrücken“?
    Was ist mit Schülern, die grundsätzliche eine fordernde „das verstehe ich nicht, das müssen sie mir erklären“-Haltung an den Tag legen? Diese Einstellung, wenn auch aus meiner Sicht teilweise durch Faulheit initiiert, finde ich doch bei einigen Schülern in jeder Klasse vor.
    Und sind deine Sprinter / „Experten“ wirklich auch von den anderen SuS ansprechbar? Meine Sprinter in den Klassen haben z. B. häufig keine Lust anderen die Aufgaben zu erklären, sondern wollen einfach rechnen…

    Ich würde mich sehr über ein kurzes Feedback zu den Fragen freuen.

    Liebe Grüße,
    Ulli

    1. Hallo,
      natürlich ist das ein Prozess, der in einer neuen Klasse noch nicht so gut klappt, wie in einer, die ich schon Jahre unterrichte. Tatsächlich denke ich, dass die Überwindung dieser genannten Haltung eine meiner wichtigsten Aufgaben ist. Meine Sprinter sind auch zuweilen genervt, haben aber inzwischen gelernt, sich nur noch bei einigen wenigen Stationen als Experten einzutragen – normalerweise verteilt sich die Expertenliste insgesamt über breite Teile der Klasse; jeder ist mal dran.

      In meiner 9. Klasse, die ich jetzt seit dem Sommer habe (und in der es zu Beginn einige kritische Stimmen gab), habe ich jetzt Montag gefragt, wie wir weitermachen wollten und die einhellige Meinung war: Bitte genauso. Kurzum: Der überwältigende Teil aller Schüler bevorzugt diese Form des Unterrichts und auch, wenn ich immer wieder Alternativen oder die Rückkehr zu „normalem Unterricht“ anbiete, ist das (bisher) noch nie in Anspruch genommen worden. (Mein Schülerklientel ist dörflich geprägt; eine eher leistungsstarke Gesamtschule)

  2. Andere Frage:
    Wie klappt das mit den mündlichen Noten?
    Am Anfang des Schuljahres muss ja die Notengebung transparent gemacht werden und wenn ein Großteil des Jahres die Schüler für sich arbeiten, sind zwar gut Verhaltens- und Mitarbeitsnoten, aber halt wenig echte mündliche Noten möglich.
    Wie löst du das? Das mündliche weniger gewichten oder das untereinander-helfen als mündliche Noten verkaufen?

    1. Letzteres.
      Beim Sichern und Besprechen der Aufgaben kommt ja irgendwann doch etwas Mitarbeit auf.
      In meinen Augen ist das eigentliche Lernen und Anstrengen wichtiger, als künstlich Gelegenheit zu schaffen, um eine mündliche Note zu kreieren. Wenn die Schüler 90% einer Stunde intensiv arbeiten ist das alles, was man verlangen kann.

  3. Oh mist, da wäre ich gerne mitgekommen.
    Komme ebenfalls aus Köln und dachte mir schon ein paar mal wie gerne ich bei euch im Unterricht mal zuschauen würde.. 🙂

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