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Zwischenzeit 1Vergangene Woche, am eigentlich letzten Schultag des Jahres, war ich auf der Beerdigung meiner Großtante. Obwohl ich als Christ durchaus auf ein Leben nach dem hiesigen hoffe, kann ich Beerdigungen nichts Positives abgewinnen. Selbst, wenn es für die Betroffenen eine Erlösung gewesen ist und sie auf ein langes, erfülltes Leben und viele Nachkommen zurückblicken können, kann ich mich dem Schmerz und der Endgültigkeit des Abschieds nicht entziehen und leide jämmerlich mit. Der Tod hat für mich nichts Gutes.

Auch diese, letzte Beerdigung machte da keine Ausnahme – ganz im Gegenteil.
Denn eine Freundin meiner Großtante stand während der Andacht auf und verlas einen langen Abschiedsbrief. Ich weiß nicht, ob irgendwer außer ihr davon gewusst hatte – ich bezweifle es. „Meine lieben Kinder“, begann er und wenn ich bis dahin noch mühsam meine Trauer im Zaun gehalten hatte, war es nun vorbei. „…wie unendlich stolz ich auf jeden einzelnen von euch bin.“ Es war, als würde meine liebe Tante ein letztes Mal zu uns allen sprechen. Voller Liebe und Dankbarkeit. Hier und da eine Anekdote eingestreut. „Ihr liebsten Enkel…“

Ich kann mich an kaum eine würdevollere und traurigere und schmerzhaftere Beerdigung erinnern. Wunderbar. Entsetzlich.

Zwischenzeit 2Wenige Tage später sitze ich im Garten.
Meine dreijährige klettert mit dem Hund durch die Büsche und pflückt Himbeeren. Sie mit ihrer kleinen Kinderhand, der Hund nicht ungeschickt mit seinen spitzen Zähnen. Nach einer Weile sind Hände und Gesicht schmutzig und voller Schrammen. Hin und wieder hält sie ihm eine besonders große Himbeere hin und lacht, wenn die nasse Hundezunge dankbar über die schmutzigen Finger leckt.

Ich versuche mich immer wieder daran zu erinnern, wie viel Glück mir bescholten ist. Ich empfinde große Demut und den tiefen Drang, meine Zeit intensiv zu nutzen. Ein paar Wochen Sommerferien liegen vor mir und ich habe wahnsinnig viele Ideen und Projekte, die ich gerne angehen möchte.

Auf jedes Einzelne freue ich mich.

Und jedes Einzelne bedeutet mir nichts, wenn ich diesen Himbeermund sehe und lache und wenn ich am Grab stehe und weine.

2 Gedanken zu „Zwischenzeit“

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