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Humor in der 5. 1Noch vor dem Unterricht lese ich die Mitteilung, dass sich alle 5er Schüler in kleinen Gruppen bitte im Sekretariat melden mögen. Es müssen Fotos für die Schülerausweise gemacht werden.

Passt mir ganz gut, dass ich direkt in der ersten Stunde meine eigene Klasse sehe. Ohne irgendwas zu erklären, schlage ich das Klassenbuch auf, rufe die ersten fünf im Alphabet auf und bitte sie, sich im Sekretariat zu melden. Große Augen bei den anderen. „Warum? Was haben die gemacht?“

Ich erkläre trocken, dass mir die Klasse zu groß geworden sei und ich die ersten fünf jetzt rauswerfen würde. Es gäbe noch ein paar Formalia zu klären, dann müssten sie die Schule wechseln. Inzwischen kennen wir uns ein wenig, meine 5er und ich, aber sie sind trotzdem verunsichert.

Als die fünf Schüler zurückkommen, rufe ich die nächsten auf. „Ey, warum ich?“, empört sich Emil. „Habe ich doch erklärt. Es geht darum, dass fünf aus der Klasse die Schule verlassen müssen, stimmt’s Ahmed?“

Ahmed blickt kurz zu mir und steigt dann sofort drauf ein. „Ja, man! Wir wurden geprüft! Aber wir dürfen bleiben! Voll Glück!“

Innerlich pruste ich los. Nicht nur, dass meine 5er meine Sprüche und erfundenen Geschichten einsortieren können – sie steigen auch voll drauf ein. Statt mir werden die Schüler der ersten Gruppe nun ausgequetscht. Ob das denn sein könne? Was gefragt würde!? Ob das wirklich, wirklich stimme?

Doch alle Schüler bestätigen die Geschichte. Und auch die Kinder der zweiten Gruppe kommen mit gespielt erleichterten Mienen in den Raum. „Oh man! Bei mir war es knapp!“ „Ich darf bei Ihnen bleiben, Herr Klinge!“ „Die nächsten sind dran!“

Die armen verbleibenden Schüler werden nun doch etwas unruhig, obwohl sie innerlich wohl ahnen, dass sie verschaukelt werden.

Ich erwähnte es schon, aber: Dieser Beruf ist einfach wunderbar.

 

3 Gedanken zu „Humor in der 5.“

  1. Oh. Jetzt ich!

    Meine Schülerinnen und Schüler fragen mich oft, warum ich aus meinem Heimatbundesland nach Beyern an eine Schule gegangen bin. Dann erzähle ich immer folgende Geschichte:

    Ich war so schlecht in Mathe, dass ich nicht „2 + 2“ rechnen konnte und den Kindern immer gelernt habe, dass das „5“ sei. Das hat dann mein ehemaliger Schulleiter herausgefunden und ich wurde entlassen. Ich bekam Berufsverbot in meiner Heimat.

    Danach musste ich nach Bayern gehen, weil es die Bayern mit der Mathematik nicht so genau nehmen und hier darf ich unterrichten. Mathematik!

    Die Geschichte ist schon so alt, dass die älteren Schülerinnen und Schüler sie den „Kleinen“ erzählen und selbst einen Spaß haben.

    Und wenn ich eine Klasse übernehme und schaue genau in das Gesicht eines Kindes weiß ich, ob es die Geschichte schon kennt oder nicht.

    Und: Es gibt sicher noch einige an der Schule, die noch überlegen, ob an der Geschichte etwas dran ist.

  2. Pingback: Beziehungslehrer? Was soll das sein? - Halbtagsblog

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